6. Soziale Eingliederung und Gewaltprävention in Kooperation mit verschiedenen Erziehungsträgern

Schulsozialarbeit im Kernbereich des Förderzentrums "Makarenko"

Es wurde bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass sich die Persönlichkeitsstruktur lernbehinderter Kinder in den letzten Jahren verändert hat.
Der gesellschaftliche Umbruch mit seinen gravierenden Auswirkungen auf die Familie und das soziale Umfeld der Kinder erfordert eine effektive Zusammenarbeit von Allgemeinen Sozialen Diensten und Schule, deren intensivste Form die Schulsozialarbeit ist.
Zielstellung dabei ist es, "junge Menschen in ihrer individuellen und sozialen Entwicklung zu fördern und dazu beizutragen, Benachteiligungen zu vermeiden oder abzubauen, einen Beitrag zur Schaffung oder Erhaltung von positiven Lebensbedingungen für junge Menschen und ihre Familien sowie einer kinder- und familienfreundlichen Umwelt zu leisten." (Kinder- und Jugendhilfegesetz, §1)
Als notwendige Reaktion auf die beschriebenen Veränderungen praktizieren wir seit etwa 12 Jahren Formen von Schulsozialarbeit an unserer Einrichtung aus folgenden Gründen :

1. Wir sehen uns gegenwärtig in alarmierender Weise mit dem Dilemma von Erziehungsschwierigkeiten konfrontiert, die in unterschiedlichen Erscheinungsformen zutage treten. Auffälligkeiten im Verhalten von Schülern erweisen sich als Hemmnis bei der Verwirklichung des Bildungs- und Erziehungsauftrages und erfordern ein hohes Maß an pädagogischer Energie.

2. Ein weiteres Problem ist die Verschiebung von Anteilen in der Zuständigkeit für die Erziehung der Kinder von der Schule zurück in die Familie. Trotzdem sehen wir es weiterhin als unsere Pflicht an, erzieherisch wirksam zu werden, insbesondere dort, wo ein nicht geringer Teil der Eltern der Aufgabe zur Erziehung ihrer Kinder nach allgemein gültigen gesellschaftlichen Werten und Normen nicht gewachsen ist.

Ursachen dafür sind aus unserer Sicht:

- lang anhaltende Spannungen und Konflikte zwischen den Eltern,
- wirtschaftliche Krisensituationen mit hoher Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls der Eltern, insbesondere bei Dauerarbeitslosigkeit,
- soziale Isolation der Familie in Verwandtschaft und Nachbarschaft, desolate Wohnbedingungen,
- ein Umfeld mit vielen aggressiven Handlungen und Gewalt,
- massive Probleme von Eltern in ihrer eigenen Kindheit, die Persönlichkeitsstörungen hinterlassen haben.

Schulsozialarbeit wird zum gegenwärtigen Zeitpunkt in Verantwortung der Schule und des Jugendamtes in unterschiedlicher Ausprägung im Stammhaus und den Außenstellen organisiert und koordiniert.

Wir beziehen dabei folgende Partner ein :

- Klassenleiter, Fachlehrer, Beratungslehrer, Schulleitung,
- Jugendämter, Sozialamt,
- Clubs und Vereine im regionalen Umfeld,
- Straßensozialarbeiter,
- ABM - und 1-Euro- Job - Kräfte.

Ausgehend von unserer Problemlage musste eine inhaltliche Auswahl und Schwerpunktsetzung getroffen werden. Folgende Arbeitsfelder werden an unserer Schule verwirklicht :

* Beratungsangebote und Einzelfallhilfe, insbesondere durch :

- Klassenleiter / Fachlehrer,
- Klassenleiter / Beratungslehrer / Schulleitung,
- Beratungslehrer / Allgemeiner Sozialer Dienst,

- Schulsozialarbeiter
- Allgemeiner Sozialer Dienst / Sozialarbeiter / Familienhilfen,
- Psychologische Dienste ( Schulpsychologen, niedergelassene Psychologen ),
- Sozialpädiatrische Zentren,
- Fachärzte.

* Sozialpädagogische Gruppenarbeit :
- Arbeit im Schulclub durch ABM - Kraft

* Offene Freizeitangebote :
- 10 Arbeitsgemeinschaften, die zusätzlich zur Unterrichtsverpflichtung durch KollegInnen
angeboten werden,
- Einbindung von Schülern unserer Schule in die Freizeitangebote der umliegenden Clubs.

* Angebote im Übergang Schule / Beruf :(siehe Punkt 4.1.)

Kooperation mit dem Sonderkindergarten und der Ganztagesbetreuung

Um die Ganzheitlichkeit der Erziehung und Bildung unserer lernbehinderten Schüler auch über den Unterricht hinaus zu garantieren, bestehen enge kooperative Kontakte zur kommunalen Ganztagsbetreuung. Schüler der 1. bis 6. Klasse können diese Ganztagsbetreuung in Anspruch nehmen. Einmal halbjährlich finden Kooperationsrunden mit der Schulleitung, mit der Leitung der Ganztagserziehung und allen Erziehern, die mit den lernbehinderten Kindern arbeiten, statt. Die Empfehlungen der Stadt Dresden zur Ganztagesbetreuung wurden konzeptionell auf die Schule zugeschnitten konkretisiert.

Hierbei erfolgt die Abstimmung der notwendigen erzieherischen Einflussnahme für einzelne Kinder und Absprachen zur Elternarbeit.

Kooperative Angebote zur Gewaltprävention

Um der allgemein zunehmenden Gewaltbereitschaft der Kinder und Jugendlichen präventiv entgegenwirken zu können, mussten wir nach Lösungswegen suchen, die sich zur Zeit auf vier wesentliche Bereiche ausdehnen:

- während der Unterrichtszeit in verschiedensten Unterrichtsfächern und in Projektform,
- in den Pausen,
- auf dem Schulweg,
- am Nachmittag bzw. in der Freizeit.

Ein Patenschaftsvertrag zwischen dem Sportverein Motor Mickten - Dresden e.V. und unserer Schule, welcher seit dem Schuljahr 1996 / 1997 besteht, ermöglicht vorerst 20 Kindern unserer Schule, kostenlos am sportlichen und gesellschaftlichen Leben des Vereins teilzunehmen.

Die Wirkungen einer Lernbeeinträchtigung sind soziokultureller und sozioökonomischer Art. Deswegen benötigen diese Kinder und Jugendlichen Begleiter im Freizeitbereich, beim Zurechtfinden in öffentlichen Einrichtungen und beim Umgang mit Ämtern.

Kooperation mit sozialen Diensten

Allgemeiner Sozialer Dienst ( ASD )

"Jeder junge Mensch hat ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit. "

"Jugendhilfe soll zur Verwirklichung dieses Rechts insbesondere :

1. junge Menschen in ihrer individuellen und sozialen Entwicklung fördern und dazu beitragen, Benachteiligungen zu vermeiden oder abzubauen,
2. Eltern und andere Erziehungsberechtigte bei der Erziehung beraten und unterstützen,
3. Kinder und Jugendliche vor Gefahren für ihr Wohl schützen,
4. dazu beitragen, positive Lebensbedingungen für junge Menschen und ihre Familien sowie eine Kinder- und familienfreundliche Umwelt zu erhalten oder zu schaffen."

Diese im Kinder- und Jugendhilferecht festgeschriebenen Forderungen lassen sich in vollem Umfang auf den Verantwortungsbereich von Schulen im allgemeinen und Schulen für Lernbehinderte im besonderen übertragen.

Auch aus diesem Grund ist die enge Zusammenarbeit mit dem ASD der Ortsämter unabdinglich.

Seit Jahren praktizieren wir diese Zusammenarbeit mit den Allgemeinen Sozialen Diensten unseres Einzugsgebietes im Rahmen der Schulsozialarbeit.

Schulpsychologen

Nicht nur im Rahmen der sonderpädagogischen Fördergutachtenerstellung pflegen wir eine enge Zusammenarbeit mit den Schulpsychologen.
Hospitationen in der Schule, Gespräche zu einzelnen Schülern und Schülergruppen, Absprachen im Rahmen integrativer Maßnahmen der Schule und gemeinsame Fortbildungsveranstaltungen sind Ausdruck dieser guten Zusammenarbeit.
Außerdem nutzen wir noch die Kompetenz niedergelassener Psychologen, insbesondere klinischer Psychologen für Therapie- und Beratungsleistungen.

Gesundheitsamt / jugendärztlicher Dienst

Mit den genannten Diensten arbeiten wir auf folgenden Gebieten zusammen :

- ärztliche Gutachtenerstellung für die Dokumentation,
- Untersuchungen von Klassen im Rahmen präventiver Vorsorge,
- Absprachen beim eventuellen Vorliegen medizinischer Indikationen bei Schülern (Schwimmen, Arbeitslehre),
- Empfehlungen des jugendärztlichen Dienstes zur Klärung des individuellen Förderbedarfs bei fraglich lernbehinderten Schülern im Regelschulbereich.

Sozialpädiatrische Zentren

Mit dem Sozialpädiatrischem Zentrum des Krankenhauses Dresden - Neustadt verbindet uns eine gute Zusammenarbeit. Wir empfehlen Eltern, sich bei speziellen Problemen an diese Stelle zu wenden. Gleichzeitig gibt es Absprachen und Empfehlungen zu pädagogischen, psychologischen und therapeutischen Problemen und Fragestellungen.