Thema "Menschenbilder"

Weimar – Exkursion im Rahmen des FVU vom 13. bis 17.10.2014

„Es gibt also eine Erziehung des Menschengeschlechts, eben weil jeder Mensch nur durch Erziehung ein Mensch wird und das ganze Geschlecht nicht anders als in dieser Kette von Individuen lebt. […]

…denn kein einzelner von uns ist durch sich selbst Mensch worden. Das ganze Gebilde der Humanität in ihm hangt durch eine geistige Genesis, die Erziehung, mit seinen Eltern, Lehrern, Freunden, mit allen Umständen im Lauf seines Lebens, also mit seinem Volk und den Vätern desselben, ja endlich mit der ganzen Kette des Geschlechts zusammen, das irgend in einem Gliede eine seiner Seelenkräfte berührte.“ (Johann Gottfried Herder, in: Ideen zur Philosophier der Geschichte der Menschheit)

Herder, Goethe, Schiller und eine thüringische Kleinstadt -  ganz offenbar erst einmal nicht gerade das, woraus Schülerträume sind und so füllte sich die Weimar-Liste am Ende des vergangenen Schuljahres mit genau jenen 25 Schülern, die infolge des Losens die letzten 25 Nummern gezogen hatten. - Ob losen und loosen vielleicht was gemeinsam haben? – Jedenfalls waren wir zwei Deutschenthusiasten (Stelzner/ Altstadt) ziemlich enttäuscht angesichts des klaren Votums der jungen Leute, blieben aber unbeirrbar in unseren Bemühungen zur Vorbereitung der Exkursion.

Und dann gings los und zwar gleich mit Hindernissen, denn eine Reifenpanne unseres Busses kurz vor dem Ziel zwang zu einem dreistündigen Aufenthalt am Rande der Landstraße und wirbelte den ersten Teil unseres Projekts gleich tüchtig durcheinander. Jedoch meckerte keiner, alle trugen das Unabänderliche mit Fassung und die Stadtrallye fand eben in der Dämmerung statt. Die folgenden Tage liefen dann wie am Schnürchen und waren der beste Beweis dafür, dass eine angenehme Umgebung, wie wir sie im historischen WielandgutOßmannstedt genießen durften, den Menschen quasi veredelt und bereit macht für inhaltlich Anspruchsvolles. Das boten uns die Mitarbeiter der Klassikstiftung Weimar mit ihrem Projekt MENSCHENBILDER; und ganz gleich, ob wir durch den Ilmpark streiften oder im Museum arbeiteten, Achtung und Aufmerksamkeit waren stets beiderseitig und schufen eine fruchtbare Atmosphäre. Das herrliche Spätsommerwetter vergoldete alles!

Natürlich galt es auch, das Spannungsverhältnis zwischen der kultivierten Kleinstadt im idyllischen Ilmtalund dem Hort der Barbarei am Nordhang des Ettersbergs zu ertragen und Zusammenhängen zwischen dem scheinbar Unvereinbaren herzustellen. Die fundierte Führung in Buchenwald durch Herrn Hirte und der eindrucksvolle Abschluss im alten Straßenbahndepot mit Rebecca Horns Installation „Konzert für Buchenwald“ halfen uns dabei.

Alle Aktivitäten, zwischen denen stets ausreichend Zeit zum Entspannen und Entdecken für jeden individuell blieb, flossen am Donnerstag zusammen, als die Gruppen ihr Wahlthema bearbeiteten und dabei Wissen und Kreativität gleichermaßen gefragt waren. Die große Arbeitsintensität zu beobachten, war für uns schon sehr schön. Und der abendliche Theaterbesuch im DNT Weimar rundete diesen Tag perfekt ab. Im „Hofmeister“ von J.M.R. Lenz gab es ebenso viel zu lachen wie ernsthaft zu bedenken und damit spiegelte das Stück irgendwie auch die Situation innerhalb unserer Exkursion.

Der Höhepunkt war schließlich die Präsentation der Projektergebnisse aller Gruppen im Studienzentrum der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, wo trotz einer kurzen Nachtruhe alle Schüler zur Hochform aufliefen und in hoher Qualität ihre Ergebnisse unterhaltsam und tiefgründig vorführten. Dass wir eine sehr gute Zeit gemeinsam hatten, die unsere „Seelenkräfte berührte“, wurde hier Gewissheit – danke!

Kirsten Altstadt und Sabine Stelzner