Fächerverbindender Unterricht

Fäbi Klasse 9: Heimat

Wo gehöre ich hin?

Eine fünfköpfige  Gruppe aus internationalen Wissenschaftlern  und Partnerinnen internationaler Wissenschaftler der TU Dresden und eine neunte Klasse des Gymnasiums Dresden-Plauen befassten sich damit, was für sie „Heimat“ bedeutet. Dieses Projekt gehörte zum fächerverbindenden Unterricht der Schule. Greifbarer Gewinn: Dokumentationen der Ergebnisse. „Doch für die persönliche Entwicklung aller Beteiligten brachten die vier Tage viel mehr“, sagt Mitorganisatorin Gabriele Feyler von der TU Dresden.

„Eigentlich beschäftigt Jugendliche in diesem Alter die Frage, wer sie sind, mehr als die, was Heimat für sie ist“, gibt Gabriele Feyler ihre Erfahrung wieder. Umso erstaunter waren sie und ihre Partnerinnen vom Gymnasium, die Lehrerinnen Andrea Freiesleben und Silke Büchner, wie tiefgründig sich die Schüler der Klasse 9/4 mit dem Projektthema auseinandersetzten. „Sie nahmen die Präsentationen sehr ernst, arbeiteten diszipliniert und oft sogar über die Unterrichtszeit hinaus.“ Das „Heimat“-Projekt gehört zum fächerverbindenden Unterricht der Klassenstufe neun zum Thema „Werte und Normen“. Diese besondere Unterrichtsform führt das Gymnasium jährlich in der letzten Unterrichtswoche vor Weihnachten durch. Das Projekt läuft in seiner jetzigen Gestalt bereits zum zweiten Mal. Bei der Universität gehört die Zusammenarbeit mit der Schule zu den Angeboten des Dual Career Service, die in diesem Fall Nachwuchswissenschaftlern der TU Dresden und ihren Partnern zugutekommen. „Wir wollen ihnen damit Brücken von der Universität ins zivilgesellschaftliche Leben Dresdens bauen“, fasst Gabriele Feyler zusammen. Als Mitarbeiterin der Stabsstelle Diversity Management der TUD ist sie für den Dual Career Service zuständig.

So lernten sich Wenli aus China, Tinu aus Nigeria, Lumna aus Pakistan, Chukwuka aus Nigeria, Hassan aus Pakistan und zwanzig Neuntklässler am 19. Dezember kennen. „Die Schüler hatten überlegt, was sie selbst am treffendsten kennzeichnet, und präsentierten sich mit Namen und Hobby“, berichtet Gabriele Feyler. Die „Internationals“, die gezielt ausgewählt und vorbereitet worden waren, stellten sich damit ihre Arbeitsgruppe zusammen.  Am nächsten Tag zeigten die Schüler bei einem Stadtrundgang den Erwachsenen Orte, die sie mit dem Begriff „Heimat“ verbinden – den Großen Garten, den Weihnachtsmarkt, ihr eigenes Haus…. Am 21. Dezember arbeiteten die Gruppen an ihren Präsentationen. Danach stellten sie diese den anderen Gruppen und Besuchern aus anderen Klassen vor. Es entstanden Fotodokumentationen, ein Interview, eine Geschichte, eine Pantomime…. Alles, was mit Sprache zu tun hatte, auf Englisch. „Die Schüler beherrschten die Sprache so gut, dass sie auch wichtige Details herüberbringen konnten“, so die Mitorganisatorin von der TUD.

Das wertvollste Ergebnis für alle Beteiligten sind aber nicht Poster, Text oder Foto, sondern dass man sich mit seinem Gegenüber zum Thema auseinandergesetzt und so erkannt hat, was Heimat für einen selbst und für die anderen bedeutet. Für Gabriele Feyler ein wichtiger Schritt in der persönlichen Entwicklung. Sagt ein Neuntklässler: „Heimat ist, wo du wegwillst, wenn du erwachsen wirst, und wohin du zurückwillst, wenn du alt wirst“, zeugt das von einer gewissen Weisheit. Die „Internationals“ ihrerseits lernten die Stadt genauer kennen, in der sie jetzt leben, tauschten sich mit Dresdner Schülern aus und brachten ihre Lebenserfahrung bei dem Projekt ein. „Ich konnte noch nie mit Dresdner Jugendlichen sprechen“, sagt Hassan aus Pakistan. Chukwuka aus Nigeria ergänzt: „Bevor ich an dem Projekt teilnahm, wollte ich eigentlich weg aus Dresden. Nun sehe ich, wie lebenswert es hier sein kann.“

Beate Diederichs