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Um die Jahrhundertwende wurde die Schulraumnot immer prekärer. In den beiden alten Schulgebäuden standen 1905 für 715 Schüler, die von 10 Lehrkräften und einer Nadelarbeitslehrerin unterrichtet worden, insgesamt 8 Klassenräume zur Verfügung. Es gab kein Lehrerzimmer, so daß die Lehrer wie auch die Schüler die Pausen auf den Gängen oder dem Kirchhof verbringen mußten. Diese unzumutbaren Zustände waren oft auf der Tagesordnung des Schulvorstandes und des Stadtgemeinderates. In heißen Diskussionen, die einhergingen mit Grundstücksspekulationen, Wahlpropaganda und Bürgerinitiativen, wurde letztendlich am 27. März 1904 das Areal des Schlegeschen Planes an der Südseite der neuen Straße (heute Schulstraße) als neuer Schulstandort festgelegt. Nach einem Entwurf des Leipziger Architekten Berthold begann man noch 1905 mit dem Schulneubau. Das Baugelände war ohne gründliche Bodenuntersuchungen ausgewählt worden. Das rächte sich mit hohen Aufwendungen - ein Fünftel der Gesamtkosten - bei den Fundametierungsarbeiten wegen Treibsand. Ende 1906 war das Schulgebäude fertig, für Brandis allerdings zu prunkvoll. Der gewaltige Schulboden verteuerte den Bau auf eine viertel Million Mark, so daß sich die Stadtväter nur durch eine Steuererhöhung in den Folgejahren aus der Affäre ziehen konnten.
Am 7. Januar 1907 fand die feierliche Einweihung des schönen Schulgebäudes statt, das für viele Jahre die Raumbedürfnisse befriedigen sollte. Am 8. Januar 1907 begann der planmäßige Unterricht mit 15 Klassen und 696 Schülern, die in 309 Wochenstunden unterrichtet wurden. Da Schuldirektor Rülke kurz darauf verstarb, übernahm ab 1. Juli 1908 Max Berndt die Leitung der Schule. In seine Amtszeit fielen die schweren Jahre des Ersten Weltkrieges. Ein großer Teil der Lehrerschaft war zum Kriegsdienst einberufen, so daß nur durch Überstunden und Hilfskräfte der Unterricht aufrecht erhalten werden konnte. Doch Brandis hatte das seltene Glück, daß alle kriegsteilnehmenden Lehrer in die Heimat und ins Amt zurückkehren konnten. In der Nachkriegszeit wurde durch die Gesetzgebung die Klassenstärke herabgesetzt, und auch Hilfschulklassen wurden eingerichtet. Somit mußten weitere Lehrer eingestellt werden, da sich die Anzahl der Klassen erhöhte. Im Jahr 1938 unterrichten 19 Lehrer genau 700 Schüler in 22 Klassen. Der Schulleiter, der sich jetzt Rektor nannte, war bis 1941 Georg Steinbach. Er hatte sein Amt seit 1922 inne.
Seit 1933 war die Schule als Institution vollkommen zu einem Werkzeug der "Neuordnung aller Dinge" geworben, die die Kraft des Volkes zu einem einzigen politischen Willen, in einer einzigen Weltanschauung zusammenfaßte. Die gesamte Erziehung mußte in dieser Zeit dem genannten Prinzip untergeordnet werden. Die Lehrkräfte, ob sie wollten oder nicht, mußten sich der damals geltenden Weltanschauung und der politischen Macht beugen, um nicht ihre Stelle zu verlieren. Mit Überzeugung arbeitete damals wohl selten ein Lehrer im politischen Fahrwasser der NSDAP. Man wurde zum Heucheln getrieben.