Einer Mitteilung vom 28. September 1945 ist zu entnehmen, daß die Aufnahme der Schulanfänger am Montag, dem 1.Oktober 1945, im Schulsaal der Brandiser Volksschule statt fand. Für alle anderen Schüler der ehemaligen Klassen 1 bis 7 begann nach wochenlanger Pause am nächsten Tag der Unterricht. Als Schulleiter wurde der ehemalige Beuchaer Lehrer Otto Thiele eingesetzt. Die Volksschule hieß jetzt Grundschule. Alle bisherigen Brandiser Lehrer wurden aufgrund ihrer Nähe zur NSDAP entlassen. Deshalb stellte man sogenannte Neulehrer ein. Sie hatten meist keine Vorbildung zum Lehrerberuf und kamen aus verschiedenen Berufen. Durch Kurse und Selbststudium qualifizierten sie sich zum Lehrer. Oft waren sie in ihrer Unterrichtsvorbereitung gerade mal eine Schulbuchseite ihren Schülern voraus. Abiturienten und solche, die einen einjährigen Ausbildungslehrgang hinter sich hatten, füllten die Reihen der Lehrkräfte.
Am 1. September 1946 bestand der Lehrkörper aus 27 Lehrern, die in 26 Klassen 855 Schüler unterrichteten. Ihnen standen für die Lehrtätigkeit insgesamt 11 voll ausgestattete Unterrichtsräume mit 570 Sitzplätzen zur Verfügung. Da ein Teil des Schulgebäudes durch die Berufsschule und sowjetische Kommandantur (Schneiderstube, Schuhmacherwerkstatt) belegt wurde, konnte der Schulbetrieb nur durch Vormittags- und Nachmittagsunterricht garantiert werden. Für Sport und die Fremdsprache Russisch gab es speziell ausgebildete Lehrkräfte, während alle anderen Fächer je nach Bedarf jeder Lehrer erteilen mußte. Damit die Schüler nicht durch knurrende Mägen vom Lernen abgehalten wurden, erhielten sie dreimal pro Woche ein 100-Gramm-Brötchen. Nach dem 10. November 1947 verteilte man täglich ein Brötchen zu 50 Gramm. Am 13 Dezember 1947 beschloß der Bürgermeister Ziermaier, den Sportplatz Jahnhöhe in Kleingartenparzellen aufzuteilen, die den Lehrern zur Nutzung überlassen wurden. 1951 übernahm Friedrich Leimbach die Schulleitung, bis ein Jahr später Jürgen Pauly an die Brandiser Grundschule als Direktor berufen wurde. Im gleichen Jahr wurde eine Hilfsschulklasse in der Brandiser Schule eingerichtet. Diese erhielt kurz darauf eine eigene Heimstatt auf dem Schützenplatz. Am 1. September wurde in der Brandiser Schule eine Oberschulklasse eingerichtet um Schülern aus Brandis, Machern, Beucha, Polenz und Gerichshain zu ermöglichen, das Abitur abzulegen. Die Entwicklung zur Oberschule konnte aus ökonomischen Gründen und wegen zu geringer Schülerzahl nur bis zum Abschluß der 10. Klasse weitergeführt werden. Außerdem besuchten ab 1954 die Polenzer Schüler, ab 5. Klasse, die Brandiser Grundschule. Später (ab 1971) übernahm man auch noch die Klassen 1 bis 4 von Polenz. Durch Einführung der zehnjährigen Schulbildung wurde die Grundschule in Brandis ab 1955 zu einer Mittelschule ausgebaut. Somit konnten die Schüler nun die mittlere Reife erlangen. Im Schuljahr 1957 / 58 führte man probeweise den Unterricht in der Produktion und Landwirtschaft ein. In den folgenden Schuljahren waren die Schüler nun einige Stunden in der Landwirtschaft oder Industrie tätig.
Mit zunehmender Klassenzahl wurde die Raumnot an der Schule immer prekärer. So beschloß man einen Erweiterungsbau in Barackenform. Dieser entstand 1958 zwischen Schulgebäude und Turnhalle. In vielen freiwilligen Aufbaustunden - geleistet von Eltern, Schülern und Lehrern - wurden bei einem Baukostenaufwand von über 50.000 M vier Klassenräume für die Unterstufe geschaffen. Diese konnten Ende 1959 in Besitz genommen werden. Kurz zuvor, am 2. Dezember, war in der Volkskammer der DDR ein Gesetz verabschiedet worden, das landesweit die Umwandlung der Grund- und Mittelschule in eine zehnklassige allgemeinbildende polytechnische Oberschule vorsah. Das bedeutete für alle Schüler in der Regel die Schule bis zur 10. Klasse zu besuchen. Der polytechnische Unterricht wurde ausgebaut und das Unterrichtsfach "Einführung in der sozialistische Produktion (ESP)" eingeführt. Im damaligen Silikatwerk entstand 1960 unter Leitung des Schuldirektors Jürgen Pauly ein weithin vorbildlich eingerichtetes Kabinett. Damit war die technische Ausbildung ab Klasse 7 gewährleistet. Ebenfalls neu eingeführt wurde ab Klasse 7 das Fach "Englisch" als zweite Fremdsprache im fakultativen Unterricht.
Mit dem obligatorischen 10 Schuljahren der "Einheitsschule" stieg die Anzahl der Schüler und Klassen, so daß - vor allem sonnabends wenn kein polytechnischer Unterricht stattfand - Raumnot herrschte. Nachmittagsunterricht sowie Unterricht im Kulturhaus und Schulhort waren an der Tagesordnung. Erst ein Schulhausneubau auf dem Gelände des Schulgartens an der Bahnhofsstraße ( neben den Postgebäude ) schaffte Abhilfe. Dieses Schulhaus (zur Zeit noch Mittelschule, ab dem Schuljahr 1999 / 2000 als 2. Schulgebäude des Gymnasiums) mit 14 Unterrichtsräumen, darunter Fachkabinette für Physik, Chemie, Biologie, Musik und Werken, nahmen die Schüler der 5. bis 10. Klasse ab September 1978 in Besitz. Im "alten" Schulgebäude lernten weiterhin die Schüler der Unterstufe von Klasse 1 bis 4. Durch den Neubau wurden die 1958 als Baracke neben dem Schulhaus errichteten vier Klassenräume überflüssig. Sie wurden zu einem großen Speiseraum umfunktioniert.
1972 übernahm Gerhard Ludwig aus Beucha die Leitung der Albert - Kuntz -Oberschule in Brandis, bis 1974 Ursula Pertzsch als Direktorin eingesetzt wurde. Sie leitete die Schule bis 1990.