Zukunft kein Zufall

Seit einem Jahr hilft eine Praxisberaterin unseren Schülern bei der Suche nach dem Traumjob

Dass Siebt- und Achtklässler gleichgültig sind, was die eigene Zukunft betrifft - das kann Jana Schulz nicht bestätigen. Seit einem Jahr arbeitet die Praxisberaterin bei einem Pilotprojekte nun schon mit Schülern der Hainichener Friedrich-Gottlob-Keller-Oberschule. "Ich halte es für sehr sinnvoll", zieht sie Bilanz. 153 Schüler beteiligen sich daran, wohlgemerkt freiwillig und in ihrer Freizeit. "Das ist einfach toll", so Jana Schulz. Höchstwahrscheinlich soll das Projekt nun noch bis Juni 2016 weitergeführt werden. "Das sächsische Kultusministerium hat die Finanzierung schon im Haushalt geplant, von der Agentur für Arbeit haben wir die mündliche Zusage", erklärt sie.

Die speziell geschulte Praxisberaterin hilft den Jugendlichen, den geeigneten Beruf zu finden. Dafür arbeitet sie vor allem die Stärken und besonderen Fähigkeiten der Schüler heraus. Eine sogenannte Potenzialanalyse in der Klasse 7 hilft dabei. "In kleinen Gruppen erfüllen die Jugendlichen Team-, aber auch Einzelaufgaben", erklärt Jana Schulz. Mit einer zweiten Praxisberaterin beobachtet sie die jungen Leute dabei. In einer festgelegten Zeit müssen die Schüler eine praktische Aufgabe lösen, wie zum Beispiel aus Milchkarton ein Auto bauen, das auch ein Stück fahren kann. Es werden weder Fragen beantwortet, noch geben die Praxisberaterinnen Hilfestellung. "Dabei zeigt sich, wie Schwierigkeiten gelöst werden, aber auch die Teamfähigkeit, die Kommunikation, das Durchhaltevermögen, Geschicklichkeit und Zielstrebigkeit", zählt sie einige Fähigkeiten auf. Anschließend werden mit den Schülern in Einzelgesprächen die individuellen Stärken besprochen. "In einem weiteren Gespräch mit den Eltern bauen wir gemeinsam einen Entwicklungsplan - was will der einzelne weiter ausbauen?, wie kann das gelingen?, wer kann dabei unterstützen?", berichtet Jana Schulz. Für die Siebtklässler sei es wichtig, mit den Stärken zu arbeiten. "Das gibt ihnen Selbstvertrauen und motiviert", weiß die Praxisberaterin.

In der Klasse 8 wird darauf aufgebaut. "Dann können sich die Schüler praktisch in Betrieben erproben", sagt Jana Schulz. Die Praxisberaterin unterstützt die Jugendlichen bei der Suche nach Ferienpraktika. "Sie lernen dabei auch, dass nicht alles in unmittelbarer Nähe ist. Wer etwas Spezielles möchte, muss auch weitere Wege in Kauf nehmen", sagt sie.

Eine große Rolle spielen immer auch die Eltern. Letztendlich seien sie es, die den Kindern ihren Berufswunsch ausreden oder sie darin bestärken. Deshalb informieren Vertreter aus Betrieben bei einem Elternabend über die Anforderungen der Berufe, Ausbildungswege und Zugangsvoraussetzungen. "Das wird sehr gut angenommen", weiß die Praxisberaterin.

Doch die letzte Entscheidung müssen immer noch die Jugendlichen selbst treffen. Die Arbeit der Praxisberaterin scheint bei der Suche nach dem richtigen Weg eine wichtige Stütze zu sein. "Ich möchte gern Kindergärtnerin werden", erzählt Celine Lippmann aus der 8a. Bei der Herausarbeitung ihrer Stärken und Schwächen habe sich gezeigt, dass sie für diesen Beruf geeignet ist. "Ich habe viel Geduld, kann gut reden und bringe auch gern anderen etwas bei", sagt die 14-Jährige. Nun wird sie ein Ferienpraktika im Kindergarten absolvieren.

Bei Klassenkamerad Anton Kessel liegt die Sache etwas anders. Er wollte ursprünglich Koch werden. "Davon haben mir aber meine Eltern abgeraten", erzählt der 15-Jährige. Nun habe er sein Interesse für Mediengestaltung entdeckt. "Ich habe gute feinmotorische Fähigkeiten", sagt er. Das Kochen bleibe aber sein Hobby.

"Es geht nicht darum zu sagen, Martin, du wirst Maurer. Das Projekt soll Möglichkeiten eröffnen, Erfahrungen zu machen", bilanziert Jana Schulz. Ob es sich bewährt, würde sich erst langfristig zeigen. "Das große Ziel ist, Ausbildungs-Abbrüche zu verhindern, obwohl das nie ganz zu verhindern ist", so Jana Schulz.