Buchstaben R bis U

Wie entstand das „R“?

Zitat:

Unser „R“ hieß bei den Phöniziern „Resch“. Aber nur im westlichen Teil des phönizischen Einzuggebietes war das Zeichen unserem „R“ ähnlich. Da der Rest der Phönizier ein „R“ benutzte, das eher wie ein großes „P“ aussah, nimmt man an, dass unser „R“ von dem der Westphönizier abstammt. Die Griechen übernahmen das Zeichen und nannten es „Roh“. Auf dem üblichen Weg kam es dann im Laufe der Jahrhunderte zu uns.

Gert Wiescher - Schriftdesign

Wie entstand das „S“?

Zitat:

„Sigma“ nannten es die Griechen, nachdem sie es von den Phöniziern gekapert hatten. Die Phönizier nannten es „Schin“, aber ob das so aussah wie unser „S", ist recht fraglich. Bei den Griechen sah er ungefähr so aus, wie wir einen Blitz zeichnen. Durch „Schnellschreiber“ wurde der Buchstabe immer runder und länger, schließlich sah er so aus wie das Seil bei einem indischen Seiltrick. Dieses lange „S“ wurde bis in die späte Renaissance hinein bedenkenlos verwendet, man benutzt an Wortanfängen ein langes „S“ und im Wort ein normales. In der Sütterlinschrift überlebte diese Schreibweise noch ein paar Jahrhunderte länger. Bei bestimmten Kursivschriften kam das lange „S“ sogar erst am Anfang unseres Jahrhunderts unter die Ränder.

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Wie entstand das „T“?

Zitat:

Zwischen dem phönikischen „Taw“ und dem griechischen „Tau“ ist schon rein phonetisch kaum ein Unterschied festzustellen. Es handelt sich ja auch bei beiden um den gleichen Buchstaben, nämlich um unser gute altes „T“. Die Römer haben sich nicht lange geziert und den Buchstaben einfach übernommen. In der Minuskel, der karolingischen, rutschte dann der obere Querstrich ein bisschen herunter und wurde auch ein bisschen kürzer, so kam es übrigens zu unserem  heutigen kleinen „t“.

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Wie entstand das „U“?

Zitat:

Das „U“ ist wahrscheinlich unser jüngster Buchstabe. Die Römer benutzen einfach ein „V“. Allerdings schnitten sie manchmal die Spitze ein bisschen ab. Aber trotz aller Experimente dann und wann, wurde erst im siebzehnten Jahrhundert die runde Form des „U“ endgültig eingesetzt. Eingeführt kann man nicht sagen, denn niemand hat sie eingeführt, sie wurden einfach plötzlich angewandt.

Ein paar absonderliche Gelehrte versuchten gar im achtzehnten Jahrhundert, die spitze Form wieder einzuführen, aber es gelang den Sonderlingen nicht mehr, sich gegen die Vernunft durchzusetzen. Auch die Version mit dem kleinen Bogen über dem „V“ hat es eine Zeit lang gegeben. Deswegen habe ich noch in der Schule gelernt, einen kleinen Schlenker über mein Sütterlin- „u“ zu malen! Aha! Jaja!

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