Schriften des Mittelalters

5. Jh. Unziale

Die Unzialschrift ist eine reine Großbuchstabenschrift (Majuskelschrift) mit gerundeten Formen. Der Begriff Unzial kommt aus dem Lateinischen von unciales = zolllange Buchstaben).
Sie wurde als Buchschrift eingesetzt. Geschrieben wurde die Unzialschrift mit der Breitfeder auf Pergament. Die weichen und runden Formen stammen wahrscheinlich aus der Architektur.

5. Jh. Halbunziale

Aus der Notwendigkeit immer schneller zu schreiben entwickelte sich aus der Unzialschrift die Halbunzialschrift. Diese Schrift besteht aus Groß- und Kleinbuchstaben (Minuskelschrift), die teilweise durch Striche zusammengezogen werden.

8 Jh. Karolingische Minuskel

Karl der Große förderte durch seine Reformen die Verwaltung und Bildung. Dies führte auch zu einer weiteren Entwicklung der Schrift und des Schreibwesen. So entstand in dieser Zeit aus der Halbunzialen eine wohlproportionierte,gut lesbare Schrift aus Groß- und Kleinbuchstaben – die karolingischen Minusel. Sie verfügten über eine ausgeprägte Ober- und Unterlänge. In der Zeit Karl des Großen wurden erstmalig auch mit klaren Wortabständen geschrieben. Auf Karl des Großen geht auch die Einführung und der Gebrauch von Punkt, Komma und dem Fragezeichen zurück. Damit wurde die Lesbarkeit der Schrift wesentlich verbessert.

13 Jh. Gothische Minuskel

Die Karolingischen Minuskeln wurden durch die gotischen Minuskeln abgelöst. Die neue Schrift wurde dabei stark vom Wandel der Baukunst hin zum gotischen Baustil beeinflusst. Die gotischen Minuskeln waren schlanker und strebten wie die gotischen Kirchen in die Höhe. Die runden Formen wurden etwas kantiger.

14 Jh. Textura

Mit der Baukunst der Gotik veränderte sich das Schriftbild. Die Buchstaben wurden kantig und sehr eng. Das gesamte Schriftbild wirkte düster und gewebeartig, daher auch der Name „Textura“. Anfänglich war die Schrift eine reine Kleinbuchstabenschrift, wobei die Großbuchstaben oder Initiale aus der Unzialschrift genommen wurden. Die wesentliche Neuerung innerhalb der Textura war die Einführung des i-Punktes.

14 Jh. Rotunda

In den südlichen Ländern wurde die kantige und strenge Textura mit den germanischen Völkern in Verbindung gebracht und war somit nicht sehr beliebt. So entwickelte sich im südlichen Raum (Spanien, Italien, ...) eine leichtere, etwas breitere und wieder rundere Schrift – die Rotunda.

Mit der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gensfleisch (genannt Gutenberg) um 1456 verschwanden langsam die handschriftlichen Arbeiten.
Seine 42-zeilige Bibel in einer Auflage von ca. 180 Stück wurde zwar noch in einer Textura gedruckt, doch das Zeitalter der Renaissance brachte eine Rückbesinnung auf die klassischen römischen Buchstaben – die Capitalis Monumentalis, die passende Kleinbuchstaben mit Serifen erhielt. Dies ist die Geburtsstunde der Antiqua. Die wichtigsten Pioniere dieser Schriftart, die die nächsten Jahrhunderte dominierten, kamen aus Venedig. Die erste venezianische Antiqua schufen der Typograph Francesco Griffo und der Verleger, Drucker und Typograph Aldus Manutius.