Von Ingolf Rosendahl
Hainichen - „Endlich, endlich können die Hainichener wieder Weihnachtsmarkt feiern.“ Mit diesem Stoßseufzer eröffnete Oberbürgermeister Dieter Greysinger (SPD) das festliche Treiben in der guten Stube der Stadt. Bis zum gestrigen Sonntag konnten sich Besucher Leckereien und Glühwein schmecken lassen und Geschenke kaufen. Wer wollte, konnte auch zu Gast bei kleinen Konzerten und Lesungen sein. Jeweils 17.30 Uhr schaute der Weihnachtsmann persönlich vorbei.
Für Greysinger war dies zugleich der erste öffentliche Auftritt nach seiner erfolgreichen Krebsoperation. „Schön, Sie wieder zu sehen“, sagen dann auch viele Weihnachtsmarktbesucher. „Nein, Schonkost ist nicht angesagt“, verriet der Rathauschef. Roster und Glühwein seien also durchaus drin.
Gelegenheit, sich etwas anzufuttern, gab es auf dem Markt reichlich. Matthias Preiß etwa kochte wieder seine berühmten Linsen. Die wurden am Stand des Altstadtfördervereins serviert. „Die Gulaschkanone ist aus NVA-Beständen“ erklärte Preiß. Auf den ersten Blick sieht man ihr das nicht mehr an: Nach einer Umlackierung ist sie grau statt armeegrün. Den Anhänger feuerte Preiß mit Holz und Kohle. Bekannt ist, dass Backpflaumen nach böhmischer Art dem Gericht den besonderen Geschmack verleihen. Welche Zutaten sonst noch reinkommen und welche Mengen, das weiß nur Sylvia Preiß. Doch die verrät nix.
Futtern konnten die Besucher auch ein paar Stände weiter, beim Deutschen Roten Kreuz. René Illig vom DRK-Kreisverband Döbeln-Hainichen verkaufte unter anderem Knobibrot. „Wir haben dasselbe im Angebot wie vor drei Jahren“, sagte Illig, der erst kürzlich von einem Hilfstransport nach Marokko zurückgekehrt ist. Gastronomischen Einfluss auf das Angebot beim Weihnachtsmarkt habe der Afrikatrip aber keinen.
Nach dem guten Wetter vor einer Woche beim Weihnachtsmarkt in Frankenberg hatte Greysinger Bedenken für Hainichen. Doch zur knackigen Kälte gesellten sich am Samstag sogar einige Schneeflocken. „Alle Jahre wieder“ spielte dazu der Posaunenchor auf der Bühne vor dem Rathaus.
Ganz andere Klänge dagegen am Kinderkarussell: Die Zwillinge Liam und Malte aus Hainichen weinten erst mal kurz, ehe ihnen die Runden Spaß machten. „Der Weihnachtsmarkt gefällt uns gut“, sagte Großvater Thomas Eichhorn aus Cunnersdorf. Mutter Kathleen Grundfeld lobte: „Es ist für jede Altersgruppe etwas dabei.“
Erhard Imhof ist 88 und brennt für Holz. Der gelernte Tischler stellte im Rathaus in der Abteilung Klöppeln und Schnitzen aus. Zu den Stücken gehörte ein beleuchtetes Modell des Rathauses der Stadt. „Davon gibt es drei Exemplare, das hier, eins bei mir zu Hause und eins beim Oberbürgermeister“, erklärte der rüstige Rentner. Wie lange er bis zur Fertigstellung des Modells gebraucht hat, konnte er nicht sagen. „Das ist halt mein Hobby. Da schaue ich nicht auf die Uhr.“
Im Rathauscafé stärkte sich nicht nur der Oberbürgermeister mit einem Stück Kuchen. Viele Gäste hatten Platz genommen und aßen, was die Oberschüler der Klassen 10a und 10c aus Hainichen gebacken hatten. „Die Einnahmen fließen in unsere Klassenkasse“, sagte Lilly Löffler aus der 10a. „Wir wollen damit unter anderem unsere Klassenfahrt nach Hamburg bezahlen“, so ihre Mitschülerin Lucie Günz. Stine, Hannah und Lasse aus der Klasse 5a gehörten zu jenen Oberschülern, die mit einem Bauchladen über den Markt streiften. „Wir verkaufen diese Karten, die andere Schüler gebastelt haben“, sagten die Fünftklässler. „Möchten Sie auch eine kleine Tüte dafür?“, fragten sie mit Geschäftssinn.
Text und Bild: Freie Presse, 12.12.2022