J.H. von Pestalozzi
Johann Heinrich Pestalozzi
Also bin ich ein Werk der Natur.
Ein Werk meines Geschlechts.
Und ein Werk meiner Selbst.
Geb. 12.1.1746 Zürich; gest. 17.2.1827 Brugg/Kt. Aargau.
Er war nicht nur Zeitgenosse von Rousseau, Kant und Fichte, die Ideen der französischen Aufklärung und der deutschen Philosophie beeindruckten ihn so tief, dass sein Leben von ihnen geprägt werden sollte. Die französische Republik machte ihn 1789 sogar zu ihrem Ehrenbürger.
Als junger Mann war der Schweizer Pestalozzi, Sohn eines Arztes, mit seiner Familie aufs Land gezogen. Dort aber musste er nur zu schnell erkennen, dass seinem Ideal von einer natürlichen, harmonischen Entwicklung des Menschen die gesellschaftlichen Verhältnisse entgegenstanden. Viele bäuerliche Familien vermochten sich angesichts der feudalen Lasten und der sinkenden Lebensmittelpreise nicht mehr zu ernähren. Ihre Armut erregte Pestalozzis Mitleid. Sie weckte in ihm den Wunsch, zumindest den Kindern zu helfen. Einige von ihnen nahm er auf. Er verband den Unterricht für sie mit landwirtschaftlicher und heimindustrieller Arbeit, legte darin sein ganzes Vermögen an. Schließlich war er selbst so arm wie die Ärmsten.
Mehr als ein Jahrzehnt musste er es bei theoretischen Arbeiten zur Erziehung bewenden lassen. Als dann die Schweiz vom »Bund der Eidgenossen« zu einer französischen Tochterrepublik wurde, beauftragte der neue Minister den Pädagogen, ein Waisenhaus in Stans zu übernehmen. Doch dieses langersehnte Glück währte nur kurz. Die Unternehmungen in Stans zerbrachen wie andere davor und danach an den Barrieren der gesellschaftliche Verhältnisse.
Wahrscheinlich waren die Jahre in Iferten die besten im Leben des Pädagogen. Seit 1805 beherbergte das dortige Schloss die weithin bekannte Erziehungsanstalt Pestalozzis. In lferten wurden nicht nur Kinder, sondern auch Lehrer aus ganz Europa ausgebildet in rigorosem Bruch mit Dogmen, schulmeisterlichem Gehabe und leerem Wortgeprassel überlebter Zeiten. Im Unterricht wurde versucht, beim Streben nach, Erkenntnis den Gesetzen der Natur zu folgen, von der Anschauung und vom Elementaren auszugehen und fortschreitend zu den Zusammenhängen vorzudringen, den Dingen des Lebens auf den Grund zu kommen.
All das, konnte nicht ohne Resonanz bleiben, auch bei Pestalozzis Widersachern nicht. Sie belächelten, beschimpften, verleumdeten ihn. Immer wieder musste sich der Pädagoge vor allem gegen jene verteidigen, die ihn als Menschen ohne Religion bezeichneten. Seine Religion, sein Christentum sah er als »Symbol universeller Erziehung«, als ideale geistige Stufe der Menschheit.
Intrigen, üble Nachreden und anonyme Schriften brachten auch das Experiment lieferten zum Scheitern. Nicht aber vermochten sie Pestalozzis Ideen auszulöschen, die seine Schüler über die Grenzen Europas hinaustrugen: die Gesellschaft durch Erziehung und Bildung des Volkes zu verändern; den Armen damit ein Mittel zu geben, berufliche und wirtschaftliche Sicherheit sowie sittliche Reife zu erlangen. Pestalozzis Leidenschaft, sich für die Armen und Entrechteten einzusetzen, harmonisch entwickelte, gebildete Menschen zu erziehen, wirkte weit in die Nachwelt.