Werner-Heisenberg-Gymnasium-Riesa 

Kasachstan 2018

Gymnasium blickt nach Mittelasien

Riesaer Lehrer und Schüler haben eine Elite-Schule in Kasachstan besucht. Jetzt soll gemeinsam geforscht werden.

 

Riesa. Der Besuch in Ust Kamenogorsk hat Eindruck hinterlassen. An der Nasarbajew Intellectual School (NIS) tragen die Schüler nicht nur Schuluniformen, sie können zudem auf eine Ausstattung zurückgreifen, die hierzulande Zukunftsmusik ist: Smartboards in den Fachräumen, fahrbare Tische mit modernster Analysetechnik in den Labors, Laptops und Tablets für die Schüler, Fitness- und Tanzräume, ein kleines Stadion und sogar ein Eishockeyfeld gehören zu der staatlichen Eliteschule. Ende September hatte die erstmals Besuch von einer Delegation aus Riesa.

Die neue Partnerschaft begann vor circa einem Jahr, als das Werner-Heisenberg-Gymnasium (WHG) eine Mail aus Kasachstan erhielt, erzählt Schulleiterin Sylvia Mebus. Die Nasarbajew Intellectual School war auf der Suche nach Partnern in Deutschland – Lehrer wie Schüler am Gymnasium nahmen die Idee sehr positiv auf. Daraufhin begannen zunächst moderne Brieffreundschaften zwischen Schülern der neunten und zehnten Klasse. Sie tauschten sich per Mail, über Facebook, WhatsApp oder Instagram aus. Und schließlich kam die Einladung zu einem ersten persönlichen Treffen.

Drei Lehrer und zwei Schüler flogen in die kasachische Metropole – dank Mitteln aus der Stiftung West-Östliche Begegnungen, von der Initiative Schulen: Partner der Zukunft (Pasch) sowie dem Pädagogischen Austauschdienst (Pad). Fünf Tage lang lebte die Delegation im Internat der Nasarbajew Intellectual School und lernte deren Schulkonzept kennen. Die Zwölftklässler Anton Weinhold und Paul Beurich nahmen zudem an vielen Unterrichtsstunden teil. Dass die Naturwissenschaften in den höheren Klassen nur in Englisch unterrichtet werden, habe die beiden genauso beeindruckt wie das Fach Global Perspectives. „Das ist eine Diskussionsstunde über aktuelle Themen“, erklärt Anton Weinhold. Er glaubt, dass so ein Fach auch an seiner Schule in Riesa gut funktionieren würde. Ob allerdings ein Biologie-Buch mit mehr als 1 300 Seiten, wie es in der elften Klasse an der NIS verwendet wird, in Riesa gut ankommen würde, bezweifeln die Zwölftklässler.

Bei der Zusammenarbeit beider Schulen soll der Fokus auf die Naturwissenschaften gelegt werden, kündigte Schulleiterin Mebus nach der Reise an. Bereits im Januar soll es eine gemeinsame Chemie-Olympiade für die Klassen neun und zehn geben. Zudem sollen Schüler die Möglichkeit erhalten, gemeinsam an Projekten unter anderem für Besondere Lernleistungen (Bell) im Fach Biologie zu forschen. Im Fach Informatik sei ein Austausch zum Thema Roboter-Technik denkbar sowie Video-Konferenzen zu Tagen der offenen Tür, zur Samstagsakademie oder Traditionsabenden. Auch soll die Zusammenarbeit mit den Universitäten in Kasachstan und Deutschland für Forschungsprojekte ausgebaut werden. „Es wird sicher nicht so sein, dass ganze Klassen rüberfahren können“, sagt Sylvia Mebus über die Zukunft der Partnerschaft und mit Blick auf die Finanzierung solcher Fahrten. Ein Schüleraustausch sei aber durchaus angedacht, im Juni 2019 ist zunächst der Gegenbesuch geplant.

Die NIS in Kasachstan ist neben der Kome Secundary School auf Kome Island in Tansania die zweite Partnerschule des WHG. „Wir unterstützen die Schule in Tansania aber eher bei ihrer Entwicklung“, so Sylvia Mebus, von der Partnerschaft mit Kasachstan erhoffe man sich dagegen einen wissenschaftlichen Austausch. Und der soll noch weiter ausgebaut werden.

„WHG global ist unser Thema“, sagt Simone Gründler. Die Englisch-Lehrerin organisiert den Austausch mit Kasachstan und bemüht sich nun auch um das Erasmus-Programm. Sylvia Mebus: „Damit wollen wir unseren Schülern auch Weltoffenheit vermitteln.“

 

(Quelle: https://eurasischepresse.com.de/2018/10/20/gymnasium-blickt-nach-mittelasien/  [9.1.2019] )

 

Stippvisite an unserer zweiten Partnerschule in Kasachstan vom 24. - 28. 09. 2018

Im Zeitraum vom 24. bis 28. September stattete unsere Schule, vertreten durch Fr. Prof. Dr. Mebus, Fr. Gründler, Hr. Scheibe, sowie die beiden Schüler Anton Weinhold und Paul Beurich, unserer neuen Partnerschule in Kasachstan einen Besuch ab. Um die Nazarbayev Intellectual School in Ust-Kamenogorsk zu erreichen, begann die Reise allerdings schon am 23. September. Von Dresden aus flogen wir nach Moskau, dann weiter nach Almaty und von dort nach Ust-Kamenogorsk. Nach etwa neun Flugstunden und fünf Zeitzonen standen wir schließlich am Zielflughafen – aufgeregt, etwas müde, und leider ohne unsere Koffer, welche glücklicherweise am nächsten Tag nachgeliefert wurden.

Nach diesen Komplikationen am Flughafen wurden wir von unseren freundlichen Gastgebern vom Flughafen abgeholt und fuhren durch Ust-Kamenogorsk, eine Stadt mit etwa dreihunderttausend Einwohnern. Die Schule befindet sich im neueren Teil der Stadt und ist ein überaus modernes Gebäude – ein halbkreisförmiges Zentralgebäude, von dem fächerartig einzelne Blocks abstrahlen. Gleich im Eingangsbereich sahen wir ein Drehkreuz, die Schüler brauchen also eine Schlüsselkarte, um den Bau zu betreten. Daneben stand ein für die Sicherheit zuständiger Mann an der Tür. Hier kommt nur herein, wer das auch darf.

Ab diesem Zeitpunkt begann unser durchgeplantes Programm, schließlich hatten wir eine repräsentative Aufgabe zu erfüllen und waren nicht als Touristen dort. Wir wurden durch die Schule geführt, stellten uns vor der Schule vor, wurden mit gutem Essen verpflegt und nahmen aktiv am Unterricht teil. Wir bekamen auch Gelegenheit, mit den Schülern in den Pausen oder bei den Aktivitäten zu sprechen. Außerhalb der Schule besuchten wir unter anderem einen ethnographischen Park, den Fluss Irtysh und ein Museum eines Betriebes, welcher Uran-, Beryllium- und Tantalprodukte herstellte. Wir besuchten außerdem ein Wandergebiet, welches im Winter als Skigebiet dient.

Während der ganzen Zeit, die wir dort waren, wurden wir immer sehr freundlich von allen Beteiligten – Schülern, Lehrern und allen andern – behandelt. Zu jedem Zeitpunkt behandelte man uns mit großer Gastfreundlichkeit, was uns allen sehr positiv im Gedächtnis geblieben ist.

Die Schule ist ein modernes Gebäude mit etwa 670 Schülern, ausgestattet mit aktueller Technologie und viel Ausrüstung. Dort gibt es zahlreiche Clubs, angefangen von 3D-Design über Robotik bis hin zu Sportclubs wie Volleyball und Tanzclubs. Die Klassen sind klein und haben ein großes Lehrer-zu-Schüler-Verhältnis, da oftmals mehrere Lehrer im Team-Teaching unterrichten und die Kurse wenig Schüler besitzen.

Vielleicht ist es angebracht, über den Unterricht zu sprechen, den wir als Schüler mitgemacht haben.

Zum einen haben wir am Mathematik-Unterricht teilgenommen. Dabei haben wir wohl gerade den Anfang des Themengebietes „Geometrie dreidimensionaler Körper“ miterlebt, da der Unterricht nicht sonderlich anspruchsvoll war – für uns natürlich erschwert, da er in Englisch abgehalten wurde, mit Russisch und Kasachisch ergänzt. Eulers Satz und die Namen verschiedener Figuren wie Prismen, Pyramiden und Kegelstümpfe wurden erklärt.

Ein weiterer Unterricht war Chemie. Hier war das Thema gerade die Säure-Base-Titration. Eine der Büretten klemmte leider fortwährend und tropfte, dennoch standen uns die zahlreichen Hilfskräfte im Raum tatkräftig zur Seite und schließlich konnte vernünftig titriert werden. Der Umgang mit graduierten Pipetten, Büretten und die Wahl des richtigen Indikators sollte so gefestigt werden. Das Ausmaß an Ausrüstung war wirklich beeindruckend, da viele Wägelchen mit destilliertem Wasser im Raum vorhanden waren, reichlich Glasgeräte, an der Tafel wieder ein Monitor, Handschuhe für jeden Schüler. Selbst die Tische ließen sich umstellten, wenn man das wollte.

Dann besuchten wir noch eine Biologie-Stunde, die laut Anton in etwa Leistungskursniveau hatte. Die Schüler hatten zuvor DNA und m-RNA gebastelt, dazu die passenden Ribosomenbestandteile, die t-RNA und die Aminosäuren. Anhand dieser selbstgefertigten Modelle sollten die Schüler uns nun das Prinzip der Transkription und der Translation erklären. Dies schien die Stunde unmittelbar vor einem kommenden Test zu sein.

Ebenso waren wir bei zwei Physikstunden dabei. In der einen war das Thema die Dichte von Stoffen und das Archimedische Prinzip, in der anderem Signalübertragung über AM und FM. Dieses Themengebiet hatten wir noch nicht im Unterricht gehabt, aber es wurde so verständlich erklärt, dass wir als Schüler jetzt ein einigermaßen gutes Verständnis davon besitzen. Auch hier wurde wieder im Team-Teaching gearbeitet.

Englisch-Unterricht bekamen wir auch noch, in welchem gerade Wert auf das Erkennen von formellem und informellem Stil gelegt wurde. Dies war einer der kleinsten Kurse mit nur acht Personen, ebenso wie Mathematik.

Schließlich wohnten wir noch einer Diskussion im Themenbereich „Global Perspectives“ an, wo gerade der Fokus auf das Erkennen von vertrauenswürdigen Quellen gelegt wurde. Das Ganze war als Diskussionsrunde gestaltet, in der die Lehrer die Leitung übernahmen und gut von einem Thema ins nächste überleiteten. Auch hier wurde hervorragend mit Medien gearbeitet.

Mit der Schulleitung und einigen Lehren wurde die weitere Zusammenarbeit besprochen, welche sich vor allem auf den naturwissenschaftlichen Bereich, Wettbewerbe und BELL-artige Arbeiten konzentrieren soll. Brieffreundschaften wurden ja schon gepflegt und mitgebrachte Geschenke ausgetauscht.

Untergebracht waren wir im Internatsteil der Schule mit schönen, sauberen 4er-Zimmern und Badezimmer. Da ein gewisser Anteil der Schüler nicht in der unmittelbaren Umgebung der Schule wohnt, sind diese in diesem Teil der Schule untergebracht und übernachten hier. Der Zugang ist natürlich auch nur mit Schlüsselkarte möglich.

Essen bekommen die Schüler drei Mal am Tag - wobei sie allerdings nicht anstehen müssen. Jede Klasse hat einen eigenen Tisch, und das Essen wird vorher dort hingestellt. Weggeräumt werden muss es auch nicht, denn das wird ebenso vom Küchenpersonal erledigt. Dafür ist die Mittagspause mit etwa zwanzig Minuten und den guten Portionen recht knapp bemessen.

Die Schule besitzt auch eine große Bibliothek in mehreren Sprachen. Aufgrund eines Buchprojektes haben die Schüler eine eigene Lesepause, in der sie dazu angehalten sind, ein Buch zu lesen.

Bei der Rückreise ging es von Ust-Kamenogorsk direkt nach Moskau, in Moskau dann an einen anderen Flughafen und von da zurück nach Dresden.

Nach dieser anstrengenden Reise kann man aber nur sagen, dass es den Besuch wirklich wert war und die Freundlichkeit und alle Aspekte der Schule uns noch eine ganze Weile im Gedächtnis bleiben werden. Wir freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit mit unserer Partnerschule und hoffen, dass daraus etwas Produktives für beide Seiten entstehen wird!


-- Paul Beurich (Kl. 12)