Rhythmik

Rhythmik-Projekt

 

Neue Wege durch Einbeziehung der Methodik der Rhythmik bei der Schaffung eines umfangreichen und anspruchsvollen Angebotes für Grundschüler als Unterrichtsergänzung

 

 

Prinzip der Rhythmik und ihre Geschichte in Hellerau

 

Das Prinzip der Rhythmik wurde von dem Komponisten, Musiker und Musikpädagogen Emile Jaques Dalcroze (1865 - 1950) im Rahmen der Reformbewegung um die Jahrhundertwende zunächst als Unterrichtsmethode in der Musikpädagogik entwickelt. Besonders seine Schülerinnen und Schüler, genannt seien stellvertretend für Lehrergenerationen Elfriede Feudel und Mimi Scheiblauer aus der ersten Diplomantenklasse 1911 in Dresden - Hellerau, machten die Rhythmik für pädagogische, therapeutische sowie künstlerische Bereiche zugänglich. Insbesondere die elementaren Zuammenhänge zwischen Musik, Sprache und Bewegung in ihrer durch vergleichbare Strukturen (Rhythmus, Artikulation, Dynamik, Dreidimensionalität,...) möglichen Austauschbarkeit fordern und fördern Lernmechanismen. Die erforderliche Flexibilität beim Umschalten zwischen linker und rechten Gehirnhälfte wird stimuliert und trainiert. Selbstbestimmtes, motiviertes Lernen wird in der Rhythmik angeregt, weil handlungsorientierte Prozesse des Übens, Spielens und Improvisierens den Unterricht bestimmen. Die Einbeziehung aller Sinnesbereiche macht die Rhythmik im heutigen Erlebnisfeld von Kindern und Erwachsenen, Behinderten und Gesunden, welches von akustischer Reizüberflutung und extremer Bewegungsarmut gekennzeichnet ist, wieder besonders interessant und wirkungsvoll.

 

(Prof. Christine Straumer, 1999, Hochschule für Musik "Carl Maria von Weber" Dresden)

 

Das Gebäude der heutigen 84. Grundschule wurde am 7. Januar 1914 als Volksschule eingeweiht, in der die Rhythmik im Raum und in der Zeit einen gebührenden Platz erhielt. Das Leben an der Hellerauer Volksschule war auf künstlerische Entwicklung ausgerichtet. Sport, Musik und Rhythmik waren die anderen Schwerpunkte. Ein dritter Aufgabenbereich galt der Sprache als Kunstgattung. Eine niveauvolle Schülerbücherei sollte erzieherisch Einfluss nehmen. Auch das Theaterspiel gehörte dazu, das als wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung erkannt wurde. Freies deutliches Sprechen, Überwindung von Hemmungen, Freude am Erfolg und die Erkenntnis, dass Anstrengung Befriedigung bringt, sollten vermittelt werden.

 

(Michael Fasshauer, 1997, Das Phänomen Hellerau)

 

 

Arbeitsplan zur Realisierung des Rhythmik - Projektes

 

Die Rhythmik reicht in alle Lebensbereiche hinein. Sie berührt die Musik, Bewegung, Tanz, Theater, Kunst, Sprachen aber auch Natur und Technik. Dieses Prinzip nehmen wir zur Grundlage und garantieren somit eine breite Vielfalt. MitarbeiterInnen, LehrerInnen, Kinder und Eltern rücken in ihrer Freizeitgestaltung enger zusammen. Das Arbeits- und Lernklima im Schulhaus profitiert davon.

 

Am Projekt nehmen alle Kinder unserer Schule teil. In der Vielzahl von Arbeitgemeinschaften und Kursen wird jeder Schüler finden, was ihn interessiert. Zur Zeit existieren 12 Arbeitgemeinschaften bzw. Kurse.

 

Der Rhythmik - Kurs nimmt eine Sonderstellung ein. Er wird für jede Klasse als eine additive Stunde geplant, um allen Kindern die Teilnahme am Rhythmik-Kurs zu ermöglichen.

 

Gemäß der Hellerauer Schultradition gliedert sich das Angebot für Arbeitsgemeinschaften und Kurssysteme in drei Bereiche:

 

  • Kunst und Handwerk
  • Natur und Technik
  • Sprache, Musik, Rhythmik, Sport

 

Innerhalb der Bereiche gibt es nicht nur zufällige, sondern auch gewollte und planbare Berührungspunkte.

 

 

Äußere und innere Rhythmisierung des gesamten Schultages

 

Die Arbeitsgemeinschaften und Kurse fügen sich ins Gesamtkonzept der rhythmisierten Grundschule als dritter Block am Nachmittag ein. Im Rahmen der Schulkonzeption, die zunächst die Rhythmisierung des Schultages vorsieht, wurde zu Beginn des Schuljahres 2002/2003 der Blockunterricht als Unterrichtsrahmen eingeführt. Der Vormittag besteht aus zwei Unterrichtsblöcken, welche hauptsächlich mit Lerninhalten aus Deutsch und Mathematik gefüllt sind. Der dritte Block bleibt Fächern wie Werken, Sport, Kunst und Musik vorbehalten. Ebenfalls ist der dritte Block angereichert mit den Angeboten der Arbeitsgemeinschaften und Kurse.

 

Schule mit Idee 2009 - Rhythmik in der Hellerauer Schule

Der Antrag

 

Aktion "Schule mit Idee 2009"
Ausschreibung des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus

 

   
Name der Schule: 84. Grundschule Dresden "In der Gartenstadt"
Adresse: Heinrich-Tessenow-Weg 28, 01109 Dresden
Telefon/Fax: 0351/8805162
0351/7953639
Ansprechpartner:           Kerstin Hartmann

 

Das Einzugsgebiet unserer Schule umfasst die Stadtteile Hellerau, Klotzsche und Rähnitz, die geprägt sind durch die Ansiedlung bedeutender Wirtschaftsbetriebe der Mikroelektronik sowie der Flugzeugindustrie. Die Schule ist mit Straßenbahn und Bus gut zu erreichen.
Unsere Schule ist ein fast 100-jähriges Gebäude in der Gartenstadt Hellerau. Es wurde vom Architekten Kurt Frick im Jahre 1913 als Volksschule erbaut und gilt mit dem Glockenturm als ein Wahrzeichen von Hellerau. Von Anfang an schenkte man an dieser Schule, durch die Nachbarschaft zur Bildungsanstalt für rhythmische Gymnastik Emile-Jaques-Dalcroze (Festspielhaus Hellerau) begünstigt, den musisch-künstlerischen Bildungsinhalten und -methoden besonderes Augenmerk. (M. Fasshauer, 1997, Das Phänomen Hellerau) Musik in der Bewegung erleben, die Sinne für das Aufnehmen für Musik sensibilisieren, um die musikalische Ausdrucksfähigkeit im Menschen zu vertiefen, das waren die neuen Impulse, mit denen der Schweizer Musikpädagoge Emile Jaques-Dalcroze (1865-1950) die Entwicklung der rhythmisch-musikalischen Erziehung (Rhythmik) auslöste. Damit entstand ein neues Bewusstsein für die Bedeutung des Körpers und der Bewegung als Ausdruck eines freieren Lebensgefühls.

 

In unserer Schule gehört Rhythmik seit 2002 zum Lehrplan. Als künstlerisch-musikalische Unterrichtsergänzung wurde Rhythmik als einstündiges Fach pro Woche und als pädagogisches Prinzip in alle Fächer eingeführt.
 Musik besteht wie alles aus Takt und Rhythmus. Der Rhythmus fungiert als motorischer, emotionaler und akustischer Impulsgeber. Über die Sensibilisierung des Hörens wird ganz bewusst eine Sensibilisierung aller körperlichen Wahrnehmungsprozesse angestrebt. Bewegung ist der Motor der Entwicklung des Menschen. Bewegung ist Lernen, kein Lernen ohne Bewegung. Das Arbeitsprinzip Rhythmik ist eine Form des Lernens mit allen Sinnen. Noch dazu ist es ein Arbeitsprinzip, was 1911 in Hellerau das Licht der Welt als reformpädagogisches Prinzip erblickte.
Wir bieten das Fach Rhythmik während der Unterrichtskernzeit an. Dieses Fach wird von ausgebildeten Rhythmikern gegeben. Dieses Fachpersonal wurde ausgebildet von Frau Prof. Christine Straumer - Dozentin an der Hochschule für Musik "Carl Maria von Weber" Dresden und Fachgruppenleiterin des Studienfaches Rhythmik. Seit 2002 kooperieren unsere beiden Einrichtungen, um das Fach bzw. Arbeitsprinzip wieder populär zu machen.
Das Stammpersonal unserer Schule nimmt regelmäßig an schulinternen Fortbildungen teil, um das Arbeitsprinzip Rhythmik auch optimal in andere Unterrichtsfächer zu tragen. Jüngere Schulkinder lernen mit dem ganzen Körper, lernen bspw. Gedichte im Laufen des Sprachrhythmus` leichter, kommunizieren mit Händen und Füßen beim Klatschrhythmus, gestalten zu verschiedenen (auch mathematischen) Übungen individuelle Harmoniefolgen und können so Gelerntes mit Aufnahme eines bestimmten Rhythmus leichter erinnern.

 

Der neue Sächsische Lehrplan für Grundschulen greift das Arbeitsprinzip der Rhythmik übrigens auf. Durch die Fächerverbindungen vor allem von Kunst, Musik und Sport, aber auch Lesen und / oder Sprache gibt es zahlreiche Betätigungsfelder, denen die Rhythmik dienlich sein kann.

 

Unsere Prinzipien bei der Umsetzung dieses lohnenden Profils sind folgende:

 

  • Jede Klasse soll eine Stunde Rhythmik in der Woche haben. Hier stehen das Musik hören, das Bewegen nach Musik und verschiedenen Rhythmen sowie das Improvisieren auf dem Plan.

 

  • Das Prinzip Rhythmik wird parallel in anderen Unterrichtsfächern aufgegriffen. Die Kinder sollen statt des Stillsitzens "bewegt" lernen. Lernblockaden können sich so erst gar nicht bilden, Stress wird abgebaut und durch die innere Balance können Lernentscheidungen besser getroffen werden.

 

  • Je nach Jahreszeit werden kleinere Stücke geprobt, die regelmäßig bei schulischen Höhepunkten aufgeführt werden. Am Ende des Schuljahres wird eine Performance erarbeitet, die beim alljährlichen Hellerauer Kinderfest vor zahlreichem Publikum aufgeführt wird und an dem alle Kinder der Schule und die Kinder des örtlichen Kindergartens teilnehmen.

 

Als herausragendes Ereignis steht im April 2009 die 100-Jahr-Feier Helleraus auf dem Programm, wo unter anderem eine große Tanz- und Musikperformance unserer Schülerinnen und Schüler unter der Leitung von Frau Prof. Christine Straumer im Festspielhaus Hellerau stattfinden wird.

 

Mit der zu erarbeitenden Performance "Es war eine Mutter, die hatte vier Kinder ..." bewerben wir uns bei der Aktion "Schule mit Idee 2009".

 

Die Titelidee hatten die Kinder, suchten wir alle doch ein Thema, welches das Wachsen und Werden innerhalb einer Zeitspanne von 100 Jahren symbolisieren sollte. Kindern am nächsten sind da die Jahreszeiten, die das Thema Zeit gut darstellen. So war der Weg zum oben genannten Kinderlied nicht mehr weit. Desweiteren musikalisch unterlegt wagte sich Christine Straumer an die "Vier Jahreszeiten" von Antonio Vivaldi als Grundmotiv heran. Die 12 Sätze verteilt auf 8 Grundschulklassen und eine Kindergartengruppe bildeten das Grundgerüst für den Aufbau einer gemeinsamen Vorführung.
Jede Klasse suchte sich zu Beginn ein bzw. zwei Sätze aus dem Gesamtwerk Vivaldis aus, um diese später selbst nach ihren Vorstellungen zu interpretieren. Die Kinder hörten sich in "ihre" Sätze und entwickelten nach und nach die Deutungen der unterschiedlichen Instrumente. Begleitend entstanden immer wieder spontane Beratungsgruppen, welche Phrase man wie darstellen, welches Equipment man einsetzen und welches Bühnenbild passen könnte. Darauf aufbauend wurden also Musik- und Kunstlehrerinnen aktiviert, die mit genau diesen Klassen an Zubehör und Bildern arbeiten.
Parallel dazu wurden Gegebenheiten im Festspielhaus Hellerau erkundet. Welche Unterstützung können wir vonseiten der MitarbeiterInnen des Festspielhauses Hellerau erwarten? Seit Januar 2009 hat Dieter Jaenicke die Künstlerische Leitung des Europäischen Zentrums der Künste Hellerau inne. Da Herr Jaenicke stark an der Nachwuchsförderung interessiert ist, sagte er uns jede Unterstützung zu diesem Projekt zu.
Derzeit sind wir in der zweiten von drei Erarbeitungsphasen. Schülerinnen und Schüler, Rhythmikerinnen und Lehrerinnen erarbeiten gemeinsam weitere musikalische Details und choreografische Elemente. Bildhafte Elemente der ersten Phase werden dabei einbezogen. Bewegte Bildteile der späteren Bühnenparts werden im Werk- und Kunstunterricht gefertigt. Musikalische und bildnerische Phasen werden zu ganzen Formen gefügt. Hierbei entstehen Kostümideen, bei deren Realisierung nun Eltern und der Schulförderverein mithelfen.
Im März werden wir mit den Kindern eigene Texte (Reime, Elfchen usw.) im Deutschunterricht kreieren, die ebenfalls in die Vivaldi-Sätze eingearbeitet werden sollen. Abschließend werden Auf- und Abgänge sowie Beleuchtung und Bühnenbilder experimentell erprobt. Die endgültige Choreografie wird am 26. April um 15.00 Uhr im Festspielhaus zu sehen sein.

 

Wettbewerbsunterlagen zur "Schule mit Idee"