Bericht über die Schulzeit

Als wir im September 1964 in die Wilhelm-Wander-POS eingeschult wurden, gab es noch 4 Klassenzüge. POS bedeutet polytechnische Oberschule und beinhaltete eine Zehnklassenausbildung. Die Klassenstärke schwankte zwischen 28 bis 34 Schüler.

 

Wenige Schüler beendeten aus den unterschiedlichsten Gründen bereits mit der 7 oder 8 Klasse die Schulausbildung und begannen eine Ausbildung. Das wurde damals nicht gern gesehen, aber toleriert. Nach der 8. Klasse verließen jeweils 2 Schüler je Klasse die POS und kamen aufgrund ihrer sehr guten Leistungen auf die EOS (erweiterte Oberschule).

 

Hierbei musste die Quotenvorgabe eingehalten werden. Das bedeutete, dass nur ein Kind, dessen Eltern zur Schicht der Intelligenz gehörten, unter den 2 zu delegierenden Kindern sein durfte. Hier wurde das Leistungsprinzip ignoriert, was für einige Schüler zu ungerechten Entscheidungen führte.

 

Die Fächer Biologie und Chemie waren von häufigen und längeren Ausfällen in den oberen Klassenstufen geprägt. Es herrschte Lehrermangel. Dennoch mussten auch in diesen Fächern Prüfungen abgelegt werden. Damals hatte man festgelegt, dass nur Schüler mit der Vornote 1 und 2 an der Prüfung teilnehmen „dürfen“, der Rest behielt die Vornote.

 

Besonders bemerkenswert war, dass ab Ende der 60er vereinzelt Verdachtskontrollen nach Schund- und Schmutzliteratur von Lehrern durchgeführt wurden. Der Schulranzen musste geöffnet werden und es wurde beispielsweise nach Mickey Mouse Heften oder der Bravo gesucht. Wer in der Schule häufiger vom Westfernsehen berichtete, dessen Eltern wurden einbestellt und gemaßregelt. Westliche Symbole als Kleidungsaufnäher oder Aufkleber mussten entfernt werden, oder durften beim Schulbesuch nicht getragen, bzw. gezeigt werden.

 

Bilder und Büsten von Walter Ulbricht, später Erich Honecker, Ernst Thälmann und Lenin waren in den Räumen der Schule allgegenwärtig. Im Geographieunterricht war der westliche Teil Deutschlands stets eine graue Fläche ohne Inhalt. Als Normal erschien uns das damals keinesfalls, aber nur wenige wagten offene Kritik.