Segeltörn der SSA
Bereits seit fünf Jahren machen sich Schüler der Oberschule „Korla Awgust Kocor“ Wittichenau auf den Weg zum Segeltörn an die Ostsee. In den Sommerferien geht es mit verschiedenen über hundert Jahre alten Traditionsseglern auf große Fahrt. Die jungen Matrosen der Schule unterstützen in Begleitung des Schulsozialarbeiters den Kapitän bei der Arbeit an Bord. Kommen Sie mit an Bord und lesen Sie die ausführlichen Reiseberichte über einsame Buchten, kleine Häfen und dem Leben an Bord. Informationen zum Projekt erhalten Sie von Herrn Schwabe.
Oberschüler stechen in See (2023)
In zehn Tagen segelten 30 Matrosen der Oberschule „Korla Awgust Kocor“ Wittichenau knapp 280 Seemeilen. Dies entspricht 580 km. Als Mannschaft erreichten sie Häfen in Schweden und Dänemark. Ein Blick in das Logbuch lohnt sich.
Die Seemannsmusik dringt am Morgen zum Wecken in die Kabinen. Die Nacht war ruhig, da der Traditionssegler „Elegant“ fest vertaut im Hafen von Stralsund liegt. Das über 130 Jahre alte Schiff mit einer Länge von knapp 40 Metern und 450 m² Segelfläche ist bereit, in See zu stechen. Die Messe füllt sich langsam mit verträumten Jungmatrosen in weißer Uniform. Die Anreise vom Vortag und die abendliche Hafenerkundung steckt noch in den Knochen. Da Kapitän Maik noch auf Landgang ist, verschiebt sich die Abfahrt der „Elegant“. Die Mannschaft vertreibt sich die Zeit mit einem Besuch im Ozeaneum. 11:00 Uhr. Wir können ablegen und fahren bei Sonnenschein nach Vitte. Ein herrlicher Tagestörn, um den Schülern die ersten seemännischen Handgriffe an Bord beizubringen. Am Abend ist der kleine Hafen auf Hiddensee erreicht und der Tag wird mit einem Bad in der Ostsee bei Sonnenuntergang beendet. Am nächsten Tag treibt es uns auf hohe See. Es ist kein Land mehr in Sicht und das Schiff schaukelt in den Wellen. Die ersten Matrosen werden blass im Gesicht und ziehen sich zurück. Der Wind treibt das Schiff in Richtung Schweden. Am Abend ist Ysted erreicht. Die Crew erkundet das alte Kloster und die Altstadt. Den Seekranken an Bord geht es wieder besser. Da der Wind in den nächsten Tagen ungünstig für unsere geplante Tour weht, müssen wir unsere Route ändern. Weitere Häfen an der schwedischen Küste bleiben uns somit verwehrt. So geht es Richtung Dänemark. Erneut werden einige Matrosen auf der langen Überfahrt seekrank und geben ihr Frühstück Neptun zurück. Der Tag an Bord gestaltet sich mit Handgriffen an Deck, Küchenarbeiten unter Deck oder Zeitvertreib mit Gesprächen, Schach bzw. dem Kartenspiel. Das Treiben an Bord wird unterbrochen als in der Ferne auf einem Felsen Seehunde entdeckt werden. Bei Sonnenuntergang erreichen wir eine kleine Festungsinsel. Der verschlafene Hafen Christiansoe ist so einzigartig, dass er mit einem kurzen Text gar nicht zu beschreiben ist. Die Insel ist geprägt von ca. 100 Einwohnern, alten Fischerhäuschen, einer verwinkelten Taverne, bröckelnden Festungsmauern und alten Kanonen. Die Sonne versteckt sich langsam hinter dem Horizont und färbt die alten Gemäuer rot. Junge Matrosen sieht man auf den Mauern der Festung in weißen Uniformen balancieren und aus der Taverne klingt Musik der dorfeigenen Band. So klingt der Abend aus bei Klängen von Trompete, Kontrabass, Akkordeon und Gitarre. Der nächste Logbucheintrag erfolgt in Svaneke auf Bornholm. Die dänische Stadt lockt mit ihrem Softeis. Laut Kapitän Maik soll es das beste Eis des gesamten Ostseeraumes sein. Doch der cremige Spaß kostet auch 40 dänische Kronen, die kleine Portion. In der Mannschaft verbreitet sich am Nachmittag Aufregung. Da eine lange Überfahrt nach Sassnitz ansteht und der Wind sich nur in der Nacht etwas beruhigt, sind Wachen an Bord für die Nachtfahrt einzuteilen. In der Zeit von 20:00 Uhr bis 8:00 Uhr gibt es drei Wachen jeweils für vier Stunden. So schiebt sich der Bug bei Sonnenuntergang den Wellen entgegen. Als die letzte Lampe an Bord erlischt, wird es ruhig. Nur noch die Positionslichter des Schiffes leuchten an Bord und den Schülern eröffnet sich der nächtliche Sternenhimmel. Die Erfahrung bei Wellengang auf See in den Kajüten zu übernachten, ist für viele Schüler neu. Begrüßt werden wir am nächsten Morgen von den strahlend leuchtenden Kreidefelsen vor Rügen. Das alte Schiff legt im Hafen an und die Matrosen vertreiben sich die Zeit mit einem Bad, der U-Boot Besichtigung und einer Wandertour zu den Kreidefelsen. Der letzte Hafen, welchen wir anlaufen, ist Peenemünde. Die Handgriffe an Bord sind nun eingeübt und einige Matrosen steuern das Schiff selbst nach Kurs. Aus einzelnen Matrosen wurde in wenigen Tagen eine Mannschaft und die Stimmung an Bord ist sehr gut. Am Abend legen wir im Hafen an und die Kinder erkunden das Wikingerfest. Im Hafen liegt auch ein altes DDR-Raketenboot. Nach kurzer Verhandlung und einem Telefonat begrüßt uns in den Morgenstunden am nächsten Tag ein ehemaliger Kapitän solch eines Raketenbootes. Er erzählt von seinen Erlebnissen auf See, kann alle Fragen der Schüler beantworten und gibt an Bord eine Sonderführung für die Mannschaft. Auch eine Gruppe von ehemaligen Funkern befindet sich zurzeit an Bord des Museumsschiffes. Den Schülern wird das Morsen erklärt und jeder Jungmatrose bekommt die Chance, sich selbst auszuprobieren. Bestätigt wird ihre Leistung mit einer Urkunde. Eine Begegnung, welche wohl lange Zeit in Erinnerung bleiben wird. Am vorletzten Tag kreuzen wir mit unserem Schiff in Richtung Stralsund und ankern kurz vor dem Hafen. Ein letztes Mal kann man in der Ostsee baden und den Kopfsprung vom Klüverbaum trainieren. Mit dem Beiboot umrunden wir am Abend noch mit jeder Menge PS das Schiff. Am letzten Tag heißt es Abschied nehmen und klar Schiff machen. Es werden die Kabinen gereinigt, die Segel gepackt und die Mannschaft verabschiedet sich wehmütig von der Crew. Im Zug dauert es nicht lange, bis die ersten Matrosen einschlafen. Erinnerungen und Erlebnisse gibt es genug, von denen die Matrosen träumen können. Ahoi!