Zeitzeugenbericht 1
Der 76-jährige
... Helmut Brand erzählte uns 1998, dass er gerne in die Schule ging. Sein Klassenzimmer befand sich im Erdgeschoss und die Wände in den Zimmern waren mit Brettern versehen. Er erinnerte sich an den Lehrer Hans, welcher ein dicker, kleiner und gemütlicher Musiklehrer war. Ungehorsamkeit bestrafte er mit Rohrstockschlägen oder mit Werfen seines Schlüsselbundes. Frau Erich, mit Mädchennamen Leukrot, besuchte von 1928 - 1935 die Schule. Ihr Klassenlehrer war Herr Steinbach. Sie ging in eine Mädchenklasse, die den Lehrern gerne mal einen Streich spielte. In der Nazizeit wurden keine Fremdwörter gelehrt. In den letzten zwei Schuljahren konnte man freiwillig Englisch- und Stenographieunterricht nehmen.
Herr Dötsch wurde 1931 eingeschult und kam 1933 in die Pohlandschule. Zu dieser Zeit war Herr Heinrich Schulleiter. Montag früh, zur Eröffnung der Woche, wurden das Deutschlandlied und das Horst - Wessel - Lied gesungen, während man die Deutschlandfahne hisste. Den Schülern war empfohlen worden, zum Jungvolk oder der Hitlerjugend (HJ) zu gehen, dadurch wurden sie jeden zweiten Samstag vom Unterricht befreit. Es gab keine Kleiderordnung, aber an besonderen Tagen wurde die HJ- Uniform getragen. Im Winter konnten sich die Schüler von der Schule Schlittschuhe ausleihen, mit denen sie nach dem Unterricht in den Park gingen. Herr Kurt Holfert kam 1936 in die Pohlandschule und besuchte die HA-Klasse (Höhere Abteilung), welche im Nebengebäude unterrichtet wurde. Es gab keine gemischten Klassen und die Klassenstufen wurden dort noch rückwärts gezählt. Zu Unterrichtsbeginn sangen alle Schüler einen Choral beim Lehrer, Herrn Morgenstern. Herr Pötschik war zu dieser Zeit Schul- und Prüfungsleiter. Weitere Lehrer waren: Herr Pechritz (Biologie), Herr Helmig (Mathematik), Herr Heinke (Religion) und Herr Heidler (Englisch). Die Schüler wurden mindestens fünf Stunden unterrichtet. Über die Sommerferien bekamen sie Hausaufgaben auf. Schuljahresbeginn war zu Ostern und Halbjahresnoten gab es vor den Herbstferien. Schriftlich wurden am Ende der Schulzeit Deutsch, Mathematik, Geometrie und Englisch geprüft. Während des zweiten Weltkrieges wurde die Schule in ein Lazarett umgewandelt. Von seinen ehemaligen Mitschülern fielen mehr als die Hälfte im Krieg. Er selbst wurde 1942 verletzt und kam in das Lazarett der Pohlandschule.
Herr Fröhling besuchte die 25. Volksschule am Pohlandplatz von 1932 bis 1940. In dieser Zeit waren die Klassen streng nach Mädchen und Jungen getrennt und hatten verschiedene Eingänge. Die entsprechenden Schriftzüge über den Schuleingängen verdeutlichen noch heute dieses Einteilung. Die Schulfächer waren: Rechnen, Religion, Deutsch, Lesen, Schönschrift, Naturkunde, Erdkunde, Physik, Singen, Zeichnen und Turnen. Gleichzeitig wurden auch freiwillige Sprachkurse angeboten, beispielsweise Englisch und Französisch. Ab der 4. Klasse begann der Unterricht schon um sieben Uhr, samstags endete der Unterricht gegen elf Uhr. Die Schulspeisung gab es kostenlos und die Teilnahme war freiwillig. Meistens gab es am Montag Reisgerichte und freitags die wohlschmeckende Kakaosuppe. In der Zeit des Nationalsozialismus änderte sich einiges. Alle Schüler trugen eine Jungvolkuniform und der Religionsunterricht wurde durch politischen Unterricht ersetzt. 1939 wurde die Schule geräumt, und die Schüler besuchten in dieser Zeit die Schule an der Junghansstraße. In die 25. Volksschule wurden jetzt für kurze Zeit Flüchtlinge (deutsche Umsiedler) einquartiert. Aber noch im gleichen Jahr wurde die Schule in ein Lazarett umgewandelt.