Es war

... Mitte der 30er Jahre. Auf dem Schulhof versammelten sich wöchentlich gegen Abend mehr als 20 Leute. Sie bildeten einen hofgroßen Kreis. Man balancierte, stieg auf und ab, man kurvte. Es waren Erwachsene, man höre und staune, die gegen ein Entgelt an Fahrradkursen teilnahmen. Am Vormittag aber wurde der Schulhof von den Schülern bevölkert. Noch am Anfang der 40er Jahre sah die Hofpause ganz anders aus als heute: Auf der Hofhälfte vor der Turnhalle kreisten die Jungen, auf der Turmseite die Mädchen um die aufsichtsführenden Lehrer.

Und kaum zu glauben - an der Berührungslinie der Kreise gab es keinen grenzüberschreitenden Verkehr. 1939 - der 2. Weltkrieg begann. Wer nicht um einen geliebten Menschen bangen mußte, der führte zunächst kein schlechteres Leben als vorher. Anfang des Krieges wurde die „25.“ kurze Zeit Umsiedlungslager für Wolyniendeutsche, die mit dem Aufruf „Heim ins Reich“ ihre Heimat (Weißrußland) verlassen mußten. Danach wurde die Schule Lazarett, da sich im Keller Duschräume befanden. Die Schüler erhielten in der „31.“ (Junghansstraße) Unterricht.

Als zu dieser Zeit die ersten Bomberverbände ins Reichsgebiet einflogen, gab es nachts oft Fliegeralarm. Man kleidete sich an, trabte in den Keller, plauderte bis zur Entwarnung ohne Sorge, und anderntags ging man zwei Stunden später (10 Uhr) zur Schule. Eine feine Sache! Außerdem war das Dach der Schule mit großen Symbolen des Roten Kreuzes gekennzeichnet, der Ernemann - Turm des Rüstungsbetriebes „Zeiss-Ikon“ mit Holz als Kirchturmspitze getarnt. Anlässe, unbesorgt die Luftschutzkeller aufzusuchen. Einen Teil des Pohlandplatzes, auf dem vor Jahren Christbäume verkauft wurden und heute das Klettergerüst steht, füllte ein großes und tiefes Löschwasserbecken aus, an dem die Fußgänger arglos vorüber gingen.

Am 7. Oktober 1944 wurde alles anders. Kurz nach 12.30 Uhr warf ein Bomberverband von mehr als 30 Flugzeugen 150 - 160 Bomben zwischen Postplatz - Marienbrücke - Wettiner Bahnhof und Falkenstraße ab. 270 Tote, 65 total und über 700 schwer bis leicht zerstörte Gebäude waren zu beklagen. Seitdem bangten die Dresdner in den Kellern. Das, was vier Monate später am 13.2.1945 geschah, vermögen keine Worte noch Filme wiederzugeben, da das direkte Erleben, die chaotische Angst des Einzelnen nicht auszudrücken sind. Irgendwann kroch man in der Nacht nach dem ersten Angriff aus dem Keller. Die Turnhallen der Schule und das Häuschen einer kinderreichen Familie, das auf dem heutigen Hortspielplatz stand, waren zerstört und brannten nieder.

Die Bewohner fanden Schutz in einem Bunker hinter der Turnhalle. Und als dicke Rauchschwaden aus dem Dach des dreiteiligen Hauses auf der Wormser Straße, unmittelbar neben der Schule emporstiegen, bildeten die Striesener eine Eimerkette zum Löschwasserbecken. Da näherten sich die Bomberverbände für einen zweiten Angriff. Noch glaubte jeder zitternd, es kann doch nicht noch schlimmer kommen; es kam aber sehr viel schlimmer, da vor allem Sprengbomben fielen.

Als wieder Ruhe herrschte, ließ der Feuersturm niemand aus der Haustür und die Häuser, die gelöscht werden sollten, standen in Flammen. So war auch Striesen schwer getroffen. Der Busbahnhof (heute Hansetrans) hatte Volltreffer erhalten, Striesens schönstes Schuheckgeschäft „Schuhschmidt“ (6 bzw. 8 Schaufenster - heute Kaiser's), daneben stadteinwärts das attraktive Kino „Gloriapalast“ waren wie die alten Geschäftshäuser der Borsbergstraße Trümmerhaufen. Auf der Pohlandstraße nahe der Schule gähnte ein großer Bombentrichter. Die Schule stand, war aber beschädigt.

Jeder, der überlebte, sagte: „Lieber hungern und frieren, aber nie mehr einen Bombenhagel erleben!“ Diese Worte sollten uns alle, auch heute noch, nachdenklich stimmen.

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