im Panometer in Dresden
Dresden 1945 - Tragik und Hoffnung einer europäischen Stadt
Im Rahmen des Geschichtsunterrichtes besuchte die Klasse 9a das Panometer in Dresden. Veröffentlicht werden einige Arbeiten, in denen Schüler ihre Eindrücke wiedergaben.
Brief an eine Freundin
Es tut mir leid, dass ich dir erst jetzt schreibe, aber wegen den Luftangriffen habe ich es nicht eher geschafft. Ich hoffe, es geht dir gut. Bitte antworte mir so schnell wie möglich. Ich mache mir solche Sorgen und habe gleichzeitig große Angst. Mir geht es soweit gut. Mein kleiner Bruder Fritz hat sich nur ein paar Schürfwunden zugezogen, doch du kennst ihn ja, die Trümmer sieht er als sein Spielplatz an .... da müssen wir ganz schön aufpassen. Erich, mein großer Bruder, hat nur eine leichte Gehirnerschütterung. Er war bei einem Freund, als eine Bombe das Nachbarhaus getroffen hat und das Haus, indem er war, teilweise mit beschädigte. Meine Nachbarin ist Ärztin. Sie meint, er kann bald wieder mit helfen. Über die traurige Nachricht von meinem Vater hatte ich dir ja in meinem letzten Brief schon alles herausgeweint. Meiner Mutter geht es auch gut. Sie hat nur ein paar blaue Flecken, was zwar ziemlich gefährlich aussieht, aber nicht ist. Und ich habe ebenfallt nur blaue Flecken und Schürfwunden. Wir hatten wirklich Glück gehabt und ich hoffe, dass es bei dir nicht anders ist.
Bei uns im Wohngebiet sind sehr viele Leute sofort losgerannt, um noch rechtzeitig zur Frauenkirche zu kommen. Sie galt als sicherster Ort. Es konnte ja keiner ahnen, dass die Engländer es schaffen würden, was vor ein paar Tagen noch als unmöglich galt. Es sollen bei dem Einsturz noch mal sehr viele Menschen gestorben sein. Auch mein Onkel und meine Tante sind in die Frauenkirche geflüchtet und ich habe die Hoffnung, dass sie sie noch rechtzeitig verlassen haben und nicht verschüttet worden. Ich hoffe aus deiner Familie ist niemand ernsthaft verletzt oder gar gestorben. Unser Haus steht noch und wir wollen unserer Nachbarin, der Ärztin, helfen, die ihren Mann bereits im ersten Weltkrieg und ihren Sohn jetzt verloren hat. Auf Grund ihres guten Alters kann sie das Haus nicht mehr allein aufbauen.
Auch die anderen in meiner Straße haben kein oder kaum noch ein Dach über dem Kopf. Aus diesem Grund hat meine Mutti vielen von ihnen eine Bleibe in unserem Haus angeboten. Sie waren sehr froh über diesen Vorschlag, denn die Wolken über uns sehen schon sehr dunkel aus und es kann bald anfangen zu regnen. Auch wenn ihr Hilfe braucht, könnt ihr gern zu uns kommen, das soll ich dir und deiner Familie von meiner Mutti ausrichten. Ich würde mich freuen, wenn wir uns mal wieder sehen könnten, denn seit längerer Zeit konnten wir uns leider nicht mehr sehen, nur noch Briefe schreiben. Ich möchte dich gern wieder in meinen Arm nehmen und unsere vielen, auch sinnlosen Gespräche fehlen mir sehr. Seit ich dich kenne, waren wir noch nie so lange getrennt. Dieser Krieg nervt mich. Wann hat das ganze Grauen endlich ein Ende? Du fehlst mir...
Ich habe dich so sehr lieb!
Deine Sophia