Übersicht über die Fortbildung
Fortbildung mit Frau Dr. Christine Biermann vom 13./14. März 2009
Zur Person: Dr. Christine Biermann: Didaktische Leiterin an der Laborschule Bielefeld. Wissenschaftliche Mitarbeiterin, an der Uni Bielefeld.
Sie hat Erfahrung bei den Mädchen- und Jungen- Konferenzen seit Ende der 1980iger Jahre. Sie hat diese Stunden zusammen mit anderen Kolleginnen und Kollegen entwickelt. Momentan arbeitet sie mit 14 – 16 Jahre alten Mädchen. Die Laborschule endet mit dem MSA.
Es geht um:
- Persönlichkeitsentwicklung der Schülerinnen und Schüler unterstützen
- mit Schülerinnen und Schülern auf Augenhöhe sprechen
Themen der Mädchen- Konferenzen:
Jungen- und Mädchen- Konferenzen im Überblick:
- Wie kommen wir zu den Themen? (Partizipation von Schülerinnen und Schülern, Ziele der Lehrerinnen und Lehrer)
- Welche Regeln geben wir uns in den Konferenzen?
- Welche Struktur ist gut?
- Welche Erfahrungen haben wir mit der Dauer von Konferenzen gemacht?
- Wie sollte die Leitung der Konferenzen aussehen?
Ziele der Mädchen- und Jungen- Konferenzen
- Schüler/innen-Ebene
Ø Stärkung/Selbstwertgefühl/Selbstvertrauen
Ø Unterstützung der Persönlichkeitsentwicklung
Ø Zufreidenheit im Schulalltag
- Lehrer/innen-Ebene
Ø Sensibilisierung
Ø Unterstützung bei der Entwicklung und Umsetzung eines genderspezifischen Konzeptes
- Schule-Ebene
Ø Sammeln und Nutzen von Erfahrungen mit Mädchen- und Jungen- Konferenzen
Ø Anregung von Schulentwicklungsprozessen und Möglichkeiten der Unterstützung aufzeigen (statt nur anregen, lieber forcieren in der SL)
Inhalte von Mädchen- und Jungen- Konferenzen
Was brennt Euch unter den Nägeln, was ihr nicht in der gemischten Gruppe besprechen könnt?
Es darf keine Schwierigkeiten mit dem Prinzip Beteiligung geben. Zu Beginn muss immer ein kleiner Teil selbst gestaltet werden.
Es muss eine hohe Individualisierung stattfinden.
Es wäre gut, wenn eine Art Tagebuch in der Gruppe wäre. Mitschreiben, protokollieren, Wünsche aufschreiben, was unbedingt gemacht werden soll. Oder Konflikte aufschreiben, die bearbeitet werden müssen.
Wenn zu viele stille Kinder dabei sind, lieber die Karten-Methode nehmen, damit alle zu Wort kommen. Vielleicht auch mal in einer kleinen Gruppe arbeiten.
Regeln: (Absprechen)
- Niemandem wird etwas erzählt außer den Eltern.
- Elternabende auch mal getrennt nach Geschlecht probieren
- Dabei wichtige Fragen an die Eltern stellen:
Ø wie sind Sie informiert?
Ø was fragen die Kinder?
Ø was erwarten Sie von der Schule?
Themen | Erfah- rungen | Input | Wünsche |
Mädchen sein – Jungen sein- Stereotypien- Rollenerweiterung | |||
Selbstbewusstsein/Selbstbehauptung- Wer bin ich?- Wer will ich sein?- Wie werde ich behindert/unterstützt?- Wie setze ich mich durch? | Selbstbehaup- tungsübungen | ||
Freundschaften/Liebe- Mädchen – Mädchen- Jungen - Jungen- Mädchen - Jungen | |||
Sexualität- Selbstbestimmung- Sexuelle Identität | Übung: Wann ich will! Homo oder Hetero – warum? Sprachspiel | ||
Gewalt- Definition und Aufklärung- Sexueller Missbrauch – Hilfe holen | Ampeldiskus- sionGeschichten | ||
Körper(-bilder)- Natur und Hygiene- Medien – Idealbilder – Barbie- Entspannung | RollenspielZeitschriften- analyse | ||
Zukunft- Lebens- und Berufsplanung | Wie sehe ich in 10/15 Jahren aus? | ||
Mädchen und Jungen in aller Welt | |||
Konferenzablauf
TOP 1: Ankommen
- was gibt es Aktuelles?
- Spiel zum Einstieg
TOP 2: Inhaltlicher Schwerpunkt
TOP 3: Ausklang
- Spiel
- Ausblick auf die nächste Konferenz
Jungen arbeiten eher körperorientiert, dafür sind Spiele gut. aktuelle Probleme lassen sich gut im Rollenspiel nachempfinden und lösen.
Psychodrama-Rollenspiel:
- was hätte man in der Situation machen können?
- lass mal einen anderen deine Rolle spielen
- coachen
- ausprobieren und erzählen
- Anmache in der Bahn (Übergriffe) nachspielen
wichtig ist die Reflektion und der Ausblick auf die nächste Konferenz. Konferenzen immer anders gestalten als Unterricht. (Kekse, Saft).
In der Gruppe ein Gruppengefühl herstellen = gemeinsam kochen (gesunde Ernährung einfügen), gemeinsam Ausflüge machen,...
In der Leitung der Konferenzen vielleicht alternieren, auch die Schülerinnen sind mal dran!?
Vor allen Dingen: den Mädchen und Jungen genau erzählen, was sie in den Konferenzen erwartet!!!!!!
Themen z. B.:
Sexuelle Gewalt
Es ist viel Material in den 90iger Jahren entstanden. Comics – Broschüren - Ratgeber für Mütter und Väter, Bilderbücher...
Das Thema „Sexuelle Gewalt“ muss unbedingt in der Schule behandelt werden.
(Neues Buch: Sexualpädagogik der Vielfalt, Timmermanns, Tuider, Juventa-Verlag: sehr gutes Buch)
Frau Biermann arbeitet viel mit Zeitungsausschnitten. Wie würde man selbst berichten. Mehrere Zeitungen zum selben Geschehen lesen und vergleichen.
(Landesstelle NRW: Ratgeber für Mütter und Väter gegen sexuellen Missbrauch von Kindern, gutes Buch: „Heimlich ist mir unheimlich“ Geschichten für Mädchen und Jungen von Oralee Wachter)
Falls ein Missbrauchsfall in der Schule auftritt, ist folgendes zu tun:
- Einbinden von Psychologen
- Einbinden von Rechtsanwälten
- Beratungsteam
- Netzwerk in und außerhalb der Schule
Mit Kindern, die derartiges erleben, nur reden, wenn sie es wollen!!
Themen z. B.:
Liebe, Freundschaft, Sexualität – Identitäten, Selbstbestimmung, Sprache
Liebe, Freundschaft, Sexualität sollte nicht nur im Biologieunterricht behandelt werden.
Die meisten Kinder haben ein unreflektiertes Halbwissen ( Methode: Fragen in einen Briefkasten werfen lassen oder auf Kärtchen schreiben und dann in einer gemeinsamen Runde beantworten).
Sprachspiel dazu:
Fachsprache, Liebessprache, Vulgärsprache
Worte hierzu auf 3 Plakate schreiben, laut nennen (nimmt die Scheu, wenn alle es machen) Darüber reden.
- Liebesgedichte machen
- Anzeigen entwerfen: wie stelle ich mir meinen Traummann/Traumfrau vor?
- Kontaktanzeigen schreiben
„Teenagerschwangerschaften“ ist ein wichtiges Thema:
- nicht moralisieren
- helfen
- die Teenager sollten ihre Ausbildung zu Ende machen!!!
Das Arbeitsblatt Selbstbehauptung ist ein gutes Beispiel, um mit den Schülerinnen über selbstunsicheres Verhalten oder aggressives Verhalten zu sprechen. Sie können es hier ansehen.
Gesamtkonzept einer geschlechterbewussten Pädagogik:
Tätigkeiten für alle Mädchen und Jungen für das entsprechende Alter:
- Haushaltsplan in der 5./6. Klasse
Einen Text dazu finden Sie hier.
- KiTa-Praktikum in der 7. Klasse (zunächst 3 Tage, später 1 Woche, seit ca. 20 Jahren machen die Bielefelder es immer eine Woche in der eigenen KiTa, in der die Kinder früher waren) Einen Text dazu finden Sie hier.
- Dienstleistungspraktikum in der 9. Klasse.