Lernen lernen

1. Grundlagen

Grundlagen der Schulkonzeption zum Lernen lernen sind:

  •  das Leitbild Schulentwicklung des SMK, 2004
  • der Lehrplan der Schule zur Lernförderung, 2005
  • das Schulprogramm der Dinglingerschule, 2008

Lebenslanges Lernen ist in unserer heutigen Gesellschaft Voraussetzung dafür, die Anforderungen im persönlichen und beruflichen Leben auf Dauer erfüllen zu können. Aufgabe von Schule ist es deshalb nicht nur, den Schülern fachliches Wissen zu vermitteln, sondern sie auch zu befähigen, sich selbstständig neues Wissen anzueignen. Ziel ist dabei die Entwicklung von Lernkompetenz1.
Dabei ist Lernen stets ein individueller Prozess. Jeder Schüler bringt dabei seine eigenen Erfahrungen ein, seine Stärken und Vorlieben. Damit er diese jedoch auch effektiv für den Wissenserwerb nutzen kann, muss er aufbauend auf der Kenntnis vielfältiger Lern- und Arbeitstechniken eigene Lernstrategien2 entwickeln.
Dieser Aufgabe muss sich auch unsere Schule stellen. Die vorliegende Schulkonzeption soll anknüpfend an die Zielstellungen unseres Schulprogramms diesen Prozess auf der Grundlage der Lehrpläne strukturieren und Verbindlichkeiten schaffen.

1 Lernkompetenz ist die Fähigkeit und Bereitschaft, Lernvorgänge selbstständig zu planen, zu strukturieren, zu überwachen, ggf. zu korrigieren und auszuwerten.
2 Lernstrategien sind individuelle Vorgehensweisen zur Erreichung von Lernzielen. Sie unterliegen einer ständigen Überprüfung und Entwicklung durch den Lernenden selbst, der diese damit neuen Erfahrungen und Erkenntnissen anpasst.

2. Ziele und Inhalte der Schulkonzeption

Mit unserer Schulkonzeption zum Lernen lernen verfolgen wir folgende Ziele:

  • Die Schüler entwickeln ihre Lernkompetenz. Sie sind zum Ende der Schulzeit in der Lage, sich Wissen weitgehend selbstständig anzueignen. Bei Bedarf holen sie sich dazu Unterstützung ein.
  • Die Schule verfügt über ein über die Klassenstufen hinweg abgestimmtes schulinternes Curriculum der Lern- und Arbeitstechniken, das für das gesamte Kollegium Verbindlichkeit hat.
  • Die Schule verfügt über ein Instrument, mit dem Einheitlichkeit und Verlässlichkeit bei der Vermittlung von Lern- und Arbeitstechniken gewährleistet werden.

In Ergänzung der Schulkonzeption sollen ergänzende Materialien für die Hand des Lehrers und für die Hand des Schülers erarbeitet werden.

Inhalte

Entwicklung von Lernkompetenz ist ein länger währender Prozess, der auch mit Beendigung der Schullaufbahn nicht abgeschlossen sein wird. In der Schule werden jedoch die Voraussetzungen für lebenslanges selbstständiges Lernen gelegt. Dazu müssen sich die Schüler vielfältige Arbeits- und Lerntechniken aneignen und lernen, diese sinnvoll zur Lösung von Aufgaben einzusetzen. Diese Lernstrategien verändern sich mit zunehmenden Erfahrungen und Erkenntnissen des Schülers. Da jeder Schüler individuelle Fähigkeiten hat, müssen auch die Lernstrategien sich diesen individuellen Fähigkeiten, den Stärken und Schwächen jedes Schülers anpassen, damit er sich neues Wissen möglichst effektiv aneignen kann.

Die Schulkonzeption zum Lernen lernen berücksichtigt die Lehrplananforderungen sowie das Entwicklungs- und Wissensniveau der Schüler in den jeweiligen Klassenstufen, insbesondere die zunehmende Selbstständigkeit und Bewusstheit bei der Aneignung von Wissen.

Den Prozess der Entwicklung von Lernkompetenz gliedern wir in 3 Etappen:

1. Etappe (Klasse 1 - 4)
Schaffung von Grundlagen für das selbstständige Lernen und Erleben einer Methodenvielfalt im Unterricht

In der Primarstufe erwerben die Schüler die Voraussetzungen für das selbstständige Lösen von Aufgaben sowie die selbstständige Aneignung von Wissen. Dazu gehören neben den in den Übersichten aufgeführten Techniken vor allem

 

  • der Erwerb der Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen
  • die Entwicklung grundlegender feinmotorischer Fertigkeiten (Schneiden, Malen, sachgerechter Umgang mit dem Lineal, ...)
  • die Entwicklung der Wahrnehmungsbereiche
  • die Entwicklung grundlegender sozialer und kommunikativer Fähigkeiten (Aufgaben- und Lernbereitschaft, Vollendungswille, Gesprächsbereitschaft, Zuhören, die Meinung anderer akzeptieren, ...)

In dieser Etappe erleben die Schüler eine große Methodenvielfalt durch eine gezielte Unterrichtsgestaltung des Lehrers. Lernangebote berücksichtigen alle Sinne des Schülers, um alle Wahrnehmungsbereiche zu entwickeln und eine einseitige Orientierung auf bestimmte Lösungsverfahren zu vermeiden. Individuelle Stärken des Schülers in bestimmten Bereichen werden gefördert, mögliche Defizite sollen durch spezielle Angebote abgebaut oder ausgeglichen werden.

2. Etappe (Klasse 5 - 7)
Erlernen und üben verschiedener Lern- und Arbeitstechniken aus allen Bereichen

In den Klassenstufen 5 bis 7 erlernen die Schüler verschiedene Lern- und Arbeitstechniken. In den Klassenstufenübersichten sind die zu erarbeitenden Techniken verbindlich ausgewiesen. Eine Ergänzung kann bei Bedarf auf Initiative des Lehrers oder der Schüler vorgenommen werden.

Gemeinsam mit dem Lehrer erarbeiten die Schüler nicht nur Regeln und Schrittfolgen, sondern auch geeignete Einsatzmöglichkeiten. Der Einsatz der Techniken wird gemeinsam reflektiert. Dabei erkennen die Schüler, dass sie unterschiedliche Vorlieben beim Einsatz der Techniken haben und unterschiedliche Wege zu einem guten Ergebnis führen können.

Merkblätter zu den einzelnen Techniken sammeln die Schüler in einem Hefter. Im Unterricht schaffen alle Fachlehrer vielfältige Möglichkeiten, die erlernten Techniken anzuwenden, um damit eine gewisse Routine zu erreichen.

3. Etappe (Klasse 8 - 9)
Anwendung von Lern- und Arbeitstechniken unter Berücksichtigung des individuellen Lerntyps / Entwicklung von Lernstrategien

Die Schüler erkunden ihren Lerntyp und erkennen, dass sie ihre unterschiedlichen Stärken sinnvoll zum Lernen nutzen können. Dabei ist zu beachten, dass der Lerntyp auch in diesem Alter durchaus noch Schwankungen unterliegt, so dass die Feststellung des individuellen Lerntyps möglicherweise nach einer gewissen Zeit wiederholt werden sollte.

Ausgehend von den Erfahrungen in der Nutzung verschiedener Lern- und Arbeitstechniken in vielfältigen Situationen wenden die Schüler die erlernten Lern- und Arbeitstechniken zunehmend selbstständig und unter Berücksichtigung ihrer individuellen Vorlieben an. Sie reflektieren ihren Arbeitsprozess und lernen, die erreichten Lernergebnisse kritisch einzuschätzen. Dadurch entwickeln die Schüler ihre eigenen Lernstrategien. Zusätzlich wird das Repertoire durch weitere Techniken ergänzt.
Bewährungsprobe für den erreichten Stand der Lernkompetenz des Schülers ist die Anfertigung der Lebenspraktisch orientierten Komplexen Leistung.

Schulinternes Curriculum der Lern- und Arbeitstechniken

Das Curriculum (s. Anlagen) besteht aus

  • Klassenstufenübersichten mit den verbindlich in den jeweiligen Klassenstufen zu erarbeiteten Lern- und Arbeitstechniken (Klassenstufen 1 bis 9
  • der Lesetreppe (schrittweiser Erwerb von Lesekompetenz)
  • der Übersicht mit Anforderungen an den Umgang mit Heften und Heftern (Klassenstufen 1 bis 9)
  • der Übersicht mit Anforderungen an den Umgang mit Tabellen und Grafiken (Klassenstufen 1 bis 9)
  • der Übersicht über die Anforderungen und Regeln bei der Partner- und Gruppenarbeit (Klassenstufen 3 bis 9)

Das Curriculum wurde vom gesamten Kollegium in mehreren Veranstaltungen gemeinsam schrittweise erarbeitet. Der Prozess über 3 Schuljahre hinweg wurde von einer Arbeitsgruppe strukturiert und begleitet. Neben dem Curriculum entstand eine für alle Kollegen der Schule zugängliche Sammlung mit

  • Hinweisen/Handzetteln für die Hand des Lehrers
  • Unterrichtsvorschlägen mit Arbeitsblättern, Folien und dgl.
  • Merkblättern für den Schüler
  • verschiedenen Entspannungs- und Konzentrationstechniken zur Auswahl

Alle Materialien für die Einführung und Nutzung der verschiedenen Lern- und Arbeitstechniken wurden bereits im Fachunterricht oder im Rahmen von Projekttagen erprobt und teilweise anschließend überarbeitet.

3. Verantwortlichkeiten und Organisation

Verantwortlichkeiten

In den Klassenstufenübersichten sind die für die Einführung der einzelnen Techniken verantwortlichen Fachlehrer ausgewiesen. Die Einführung der Lern- und Arbeitstechniken wird im Klassenbuch mit grüner Farbe unter "Bemerkungen" vermerkt, so dass alle Fachlehrer informiert sind, dass die Schüler die Technik kennen. Nachfolgend sollen die erarbeiteten Techniken in verschiedenen Unterrichtsfächern in unterschiedlichen Zusammenhängen genutzt werden.

Organisation

In der ersten Schulwoche eines jeden Schuljahres beschäftigen sich alle Schüler mit den im Schulalltag notwendigen Arbeitsmaterialien, insbesondere den Heften und Heftern. In den Klassenstufen 4 bis 9 beschriften die Schüler gemeinsam ihre Arbeitsmaterialien und wiederholen, wie sie diese ordentlich und übersichtlich führen können. Schuleinheitliche Festlegungen dafür sind in der Übersicht zur Führung der Hefte und Hefter enthalten. Ggf. werden in dieser Woche auch die Lehrbücher eingeschlagen.
Die Anwendung von Lerntechniken ist immer an Fachinhalte gebunden. Deshalb wird die Erarbeitung der verschiedenen Techniken in der Regel in den Fachunterricht integriert. Zusätzlich steht mindestens ein Projekttag zum Lernen lernen im 1. Schulhalbjahr zur Verfügung, um komplexe Techniken einzuführen oder zu trainieren. Für diesen Projekttag werden folgende Themen vorgeschlagen:

Klasse 1Schulsachen / Arbeitsplatz
Klasse 2Tabellen
Klasse 3Tabellen
Klasse 4Arbeit mit der Wörterverzeichnis
Klasse 5Recherchetechniken
Klasse 6Lesetreppe
Klasse 7Lesetreppe
Klasse 8Bestimmung des Lerntyps
Klasse 9Anwendung der erarbeiteten Lerntechniken unter Berücksichtigung des Lerntyps

Empfohlen wird ab Klassenstufe 5 die Führung eines Hefters "Lernen lernen", in dem die Merkblätter zu unterschiedlichen Lerntechniken und ergänzende Materialien dazu gesammelt werden.

 

4. Schlusswort

Die vorliegende Schulkonzeption, einschließlich der Anhänge, tritt durch den Beschluss der Lehrerkonferenz am 23.09.2010 in Kraft. Damit ist sie dann für alle Lehrerinnen und Lehrer unserer Schule verbindlich.
Diese Konzeption stellt keine endgültige Fassung dar. Erfahrungen bei der Umsetzung der vorliegenden Konzeption, aber auch verschiedene Aspekte, die sich aufgrund schulischer und gesellschaftlicher Veränderungen ergeben, erfordern eine Fortschreibung und Aktualisierung der Schulkonzeption.
Spätestens im Rahmen der Evaluierung und Fortschreibung des Schulprogramms wird auch diese Konzeption auf ihre Wirksamkeit hin überprüft sowie ggf. überarbeitet.

5. Anlagen

  • Klassenstufenübersichten mit den verbindlich in den jeweiligen Klassenstufen zu erarbeiteten Lern- und Arbeitstechniken
  • Lesetreppe (schrittweiser Erwerb von Lesekompetenz)
  • Übersicht mit Anforderungen an den Umgang mit Heften und Heftern
  • Übersicht mit Anforderungen an den Umgang mit Tabellen und Grafiken
  • Übersicht über die Anforderungen und Regeln bei der Partner- und Gruppenarbeit