Im UndiMeS-Teilprojekt der TU Dresden wurden Themenblöcke definiert, die den Kompetenzrahmen der Online-Weiterbildung für Lehrkräfte bilden. Dieser hat das Ziel, Lehrerinnen und Lehrern Wissen über digitale Gestaltungsmöglichkeiten im Unterricht zu vermitteln und dabei die Kompetenzen zu entwickeln, die nötig sind um den eigenen Unterricht digital zu erweitern.
Im Teilprojekt der TU Dresden entsteht ein Online-Weiterbildungsangebot, dass sich sehr an die Lebenswelt von Lehrerinnen und Lehrern orientiert und im Rahmen dessen auch den Begriff der Lehrkräfteweiterbildung neu denkt. Angelegt als Selbstlernkurs zielt es darauf ab, Lehrerinnen und Lehrern mediendidaktisches Wissen zu vermitteln und Kompetenzen aufzubauen – unabhängig von einem starren vorgegebenen Rahmen, sondern eingepasst in einen von ihnen Selbstgewählten. Die vermittelten Themen werden dabei explizit oder implizit zum Kompetenzaufbau beitragen und so Lehrerinnen und Lehrern neben dem Wissen über digitale Kompetenzen auch das nötige Vertrauen in sich selbst geben, digitale Medien in dem eigenen Unterricht zu integrieren.
Sichtung von existierenden Kompetenzmodellen
In einem ersten Schritt wurde recherchiert, welche mediendidaktischen Kompetenzmodelle es für Lehrkräfte bereits gibt – worauf könnte auch UndiMeS aufbauen, welche Modelle könnte als Basis dienen? Zwei Frameworks wurden hierfür als geeignet bewertet: der Europäischen Rahmen für die Digitale Kompetenz von Lehrenden (DigCompEdu - Digital Competence Framework for Educators) der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission[1] und das österreichische Modell digi.kompP. Beide Kompetenzmodelle fundieren auf verschiedenen wissenschaftlichen Kompetenzmodellen für Lehrkräfte, die den didaktischen Einsatz von und den Umgang mit elektronischen Medien in verschiedenen Lehr-Lernsettings thematisieren (TPACK Modell[2], UNESCO ICT[3]). Zum DigCompEdu sagte Dr. Christine Redecke, Scientific Officer im Joint Research Centre der Europäischen Kommission, in einem Interview mit dem Hochschulforum Digitalisierung: „Mit diesem Kompetenzmodell wird versucht zu beschreiben, welche Kompetenzen Lehrende haben müssen, um digitale Medien sinnvoll einzusetzen. Dabei stellt das Modell nicht die Bedienung von Technik in den Vordergrund, sondern bietet Ansätze, sich didaktisch, methodisch und pädagogisch weiterzuentwickeln und bessere Strategien für den Einsatz digitaler Medien anzueignen.“[4] Es fokussiert dabei die dritte Phase der Lehrkräftequalifizierung, die Fortbildung während des Berufslebens. Das österreichische Modell digi.kompP hingegen beschreibt drei Entwicklungsstufen für das entwickelte Kompetenzmodell, bedient sich dabei aber auch des DigCompEdu. In acht Kategorien werden in diesem Framework Kompetenzen für Pädagoginnen und Pädagogen definiert, die „sich von generellen digitalen Kompetenzen über fachspezifische hin zu Schulverwaltungskompetenzen im digitalen Bereich“ erstrecken.[5] Die drei Entwicklungsstufen beziehen sich dabei auf die Ausbildung in der Schule, im Studium und natürlich auch in der Fortbildung während des Berufslebens, somit umfasst es, äquivalent zum deutschen System der Lehrkräftequalifizierung, alle drei Phasen (Studium, Vorbereitungsdienst und Berufsleben). Die starke curriculare Einbindung von digi.kompP in die Lehramtsausbildung kann exemplarisch auch für den Freistaat Sachsen adaptiert werden.
Adaption für UndiMeS
Für das Projekt UndiMeS wurden beide Modelle als Grundlage herangezogen und zu einem Rahmenmodell zusammengeführt. Dieses wurde mit dem Handlungskonzept der Kultusministerkonferenz „Bildung in der digitalen Welt“ abgeglichen und, durch Anpassungen daran, einen deutschlandweiten Einsatz ermöglicht. Um dem projektbezogenen Fokus auf den Freistaat Sachsen gerecht zu werden, erfolgte zusätzlich ein Abgleich mit dem Konzept „Medienbildung und Digitalisierung in der Schule“ des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus sowie mit den Ergebnissen des Projektes „Digitale Kompetenz in den Lehramtsstudiengängen“ (DiKoLa) der Professur für Medienpädagogik und der Professur für Bildungstechnologie der TU Dresden.
Habemus Themenplan
In Themenblöcken werden die oben genannten Modelle vereint und dabei Bezug zu den nationalen und regionalen Strategiekonzeptionen genommen. Adressiert werden dabei die berufsbegleitende Lehrkräftequalifizierung ebenso wie die Integration in akademische Curricula in Lehramtsstudiengängen oder Seiteneinsteigerprogrammen. Die vermittelten Kompetenzen sind in den Bereichen der Mediendidaktik, Medienpädagogik und Medienerziehung verortet, beziehen jedoch auch sozialisierungsbezogene Kompetenzen ein. Somit sollen die individuellen Kompetenzen gestärkt und gleichzeitig auch der institutionelle Transfer unterstützt werden.
Überblicksmodul | Grundlagen zu Begriffen des Unterrichtens mit digitalen Medien, Relevanz der Fortbildung und Arbeitsweisen |
01 Digitale Kompetenzen & informatische Bildung | Aufbau grundlegender medientechnischer Kenntnisse und Befähigung zu mediengestützten Szenarien |
02 Digitale Lebenswelt | Aufbau einer sozialisationsbezogenen Medienkompetenz |
03 Digital(e) Materialien gestalten | Aufbau von Wissen und Fähigkeiten im Bereich Medienkritik sowie rechtlicher und ethischer Aspekte des Medieneinsatzes im Unterricht |
04 Digitales Lehren und Lernen | Erwerb/Ausbau von allgemeiner mediendidaktischer Kompetenz |
05 Digitales Lehren und Lernen im Fach | Auf-/Ausbau einer fachspezifischen mediendidaktischen Kompetenz |
06 Digital bilden | Auf-/Ausbau einer medienerzieherischen Kompetenz |
07 Digitale Schulverwaltung, Schulentwicklung und Schulgemeinschaft gestalten | Digitalisierung des Unterrichts im Kontext der gesamten Schule und Schulgemeinschaft |
08 Digitales Lebenslanges Lernen | Auf-/Ausbau von Wissen und Kompetenzen zur lebenslangen Professionalisierung im Lehrerberuf mit und bezüglich digitaler Medien |
Adaptive Lernwege sollen helfen, nicht erschlagen zu werden
Geplant ist, dass der vorgestellte Themenplan nicht komplett durchlaufen werden soll. Durch die Einbindung eines geplanten Eingangstests wird angestrebt, den Lehrkräften Vorschläge zu unterbreiten, die nach dem Wissensstand oder angegebenen Interessenlagen gewählt werden können. Wie genau das Team dabei vorgehen kann, wird aktuell beforscht. Auch werden die Bereiche „Digitales Lehren und Lernen“ und „Digitales Lehren und Lernen im Fach“ aktuell didaktisch konzipiert, so dass hierfür bald erste Erprobungen mit freiwilligen Lehrerinnen und Lehrern erfolgen können.
[1] First published, in English, in 2017, as “European Framework for the Digital Competence of Educators: DigCompEdu” by the European Commission’s Joint Research Centre, http://europa.eu/!gt63ch. This translation is the responsibility of Goethe-Institut e.V, 2019. https://ec.europa.eu/jrc/sites/jrcsh/files/digcompedu_german_final.pdf. The European Commission is not responsible for this translation and cannot be held liable for any consequence stemming from its use.
[2] Koehler, M., Mishra, P. (2006). Technological Pedagogical Content Knowledge: A Framework for Teacher Knowledge. Teachers College Record, 108(8), 1017–1054.
[3] United Nations Educational Scientific and Cultural Organization. (2011). UNESCO ICT Competency Framework for Teachers. Online verfügbar unter https://en.unesco.org/themes/ict-education/competency-framework-teachers , 20.11.2020
[4] Robin Rentrop: Digital Competence Framework for Educators (DigCompEdu) - Ein Interview mit Dr. Christine Redecker. 12.11.2018. Abgerufen am 20.11.2020 unter https://hochschulforumdigitalisierung.de/de/blog/digital-competence-framework-educators-digcompedu-interview-mit-christine-redecker
[5] Brandhofer, G., Kohl, A.; Miglbauer, M.; Nárosy, T. (2016). digi.kompP –Digitale Kompetenzen für LehrendeDas digi.kompP-Modell im internationalen Vergleichund in der Praxis der österreichischen Pädagoginnen-und Pädagogenbildung. R&E-SOURCE http://journal.ph-noe.ac.at. Open Online Journal for Research and Education. Ausgabe 6, Oktober 2016, ISSN: 2313-1640.