Musik
Klassenmusizierunterricht mit Keyboards am Gymnasium Dresden-Cotta
Betritt man die Musikräume des Gymnasiums Dresden-Cotta, fällt zuerst auf, dass alle Schülerarbeitsplätze mit Keyboards ausgestattet sind. Von manchem Schüler, der neu an unsere Schule kommt und sich selbst in die Kategorie „unmusikalisch” einstuft, ist dann die besorgte Frage zu hören: Muss ich hier Keyboard spielen können?
Gelehrt wird jedoch nicht das Keyboard.
Das Instrument ist „nur” Mittel zum Zweck, ein Lernwerkzeug, durch das die Notenlehre einen Sinn erhält, das Gehör geschult und unser europäisches Tonsystem im wahrsten Sinne des Wortes begriffen wird.
Ziel ist ein handlungsorientierter „Klassenmusizierunterricht”. Wer selbst Musik macht, ist auch bereit, sich auf Musik einzulassen und wird Musik besser verstehen.
Um eine grundlegende Handlungsfähigkeit zu erzielen, ist es wichtig, dass insbesondere in der Klassenstufe 5 immer wieder elementare Spielfertigkeiten trainiert werden. Dies wird aufgrund einer sehr effizienten Methodik von allen Schülern erfolgreich realisiert.
Die meist mehrstimmigen Spielsätze sind so aufbereitet, dass jeder Schüler entsprechend seinem Können im „Klassenorchester” mitspielen kann.
Neben der Musikalisierung der Schüler sind mit dem Klassenmusizierunterricht weitere positive Effekte verbunden: Man lernt, sich zu konzentrieren, auf andere zu hören, gegenseitig Rücksicht zu nehmen.
Wozu brauchen wir Musik in der Schule?
„Wozu brauchen wir....?” Die Frage ließe sich durch jedes beliebige Unterrichtsfach oder Unterrichtsthema vervollständigen. Sie wird von Schülern manchmal gestellt, wenn das schulische Arbeitspensum scheinbar dazu zwingt, Prioritäten zu setzen. Häufig ist sie aber nur eine Frage, die aus Bequemlichkeit entsteht.
Wozu brauchen wir Musik in der Schule? Eine einfache, aber zutreffende Antwort wäre:
Weil unsere Schule eine allgemein bildende Schule ist.
Spätestens seit Pestalozzi (1746-1827) sieht Schulbildung ihre Aufgabe nicht nur darin, den Schülern Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen. Es gibt weitere grundlegende Kulturtechniken, die unentbehrlich sind, wenn wir wirklich wollen, dass unsere Kinder nicht nur auf Beruf und Arbeitswelt, sondern auf das Leben in der ganzen Vielfalt seiner Möglichkeiten vorbereitet werden.
Für die Entwicklung der Ganzheitlichkeit, für die Entfaltung der Persönlichkeit, zur Förderung kommunikativer Fähigkeiten, zur Bildung von Kritikfähigkeit und Ausdrucksfähigkeit leisten die im allgemeinen Sprachgebrauch zu „Nebenfächern” degradierten Unterrichtsfächer keinen geringen Beitrag.
Musik hatte im Leben der Menschen schon immer eine besondere Bedeutung. Das belegen Jahrtausende alte Darstellungen und Berichte über Musikausübung oder über Funde ältester Überreste von Musikinstrumenten aus antiken Hochkulturen. In den Mythen aller Völker ist Musik göttlichen Ursprungs. Im antiken Griechenland ist Göttervater Zeus der Schöpfer der Welt und der Schöpfer der Musik. Seine Töchter (die 9 Musen) führten Reigentänze auf und erfreuten Zeus mit ihrem Gesang. In der germanischen Mythologie galt der oberste Gott, Odin (Wotan), als Schöpfer der Musik. Sein Sohn Heimdall wurde als Gott des Sanges und Klanges verehrt und der Riese Ymir (der "Tönende") verkörperte den Urklang, den Ton, aus welchem - dem Mythos zufolge - die Welt entstanden ist.
Die Wurzeln der europäischen Musik liegen im antiken Griechenland.
Unser europäisches Tonsystem beruht auf mathematischen Berechnungen des Pythagoras (580-496 v. Chr.) und seiner Schüler. Musik gehörte noch bis ins Mittelalter zu den mathematischen Wissenschaften, den 4 Mathemata: Algebra, Geometrie, Astronomie und Musik.
Der berühmte griechische Philosoph Platon (427-347 v. Chr.), ein Schüler des Sokrates, maß der Musik für die Bildung und Erziehung der Menschen eine überragende Bedeutung bei.
Heute verlangen Wirtschaft und Industrie von der Schulbildung vor allem die Herausbildung von Persönlichkeitsmerkmalen, die für die berufliche Qualifikation notwendig sind. Benannt werden neben den kommunikativen Fähigkeiten solche Schlüsselqualifikationen wie Teamfähigkeit, Kontaktfähigkeit, Gewissenhaftigkeit, Verantwortungsbereitschaft und emotionale Stabilität.
Singen und Musizieren im Klassenverband (Klassenmusizieren) bietet eine ideale Basis, solche Schlüsselqualifikationen zu fördern. Durch das gemeinsame Musizieren wird das Hören, das bewusste Zuhören und Hinhören (als Grundlage für das Verstehen!) geübt und damit gleichzeitig die Konzentrationsfähigkeit trainiert. Aufeinander hören und gegenseitige Rücksichtnahme sind Voraussetzungen für eine erfolgreiche Teamarbeit und gleichzeitig deren Ergebnis. Dies geschieht im Fach Musik auf spielerischem Weg.
Einer der bedeutendsten Kulturhistoriker der Neuzeit - Johan Huizinga (1872-1945) - vertritt in seinem „Homo ludens” (der spielende Mensch) den Standpunkt, dass alle Kultur ihren Ursprung im Spiel habe. Dabei definiert er das Spiel als geistige oder körperliche Tätigkeit, die keinen unmittelbar praktischen Zweck verfolgt, sondern deren Beweggrund vor allem die Freude an ihr selbst ist. Auf diese Weise rückt Spiel immer in die Nähe von Kunst und Kreativität.
Wir brauchen Musik in der Schule zur Entwicklung der Ganzheitlichkeit, zur Förderung von Intelligenz, Kreativität und Sozialverhalten. Wir brauchen Musik zum Ausgleich, zur Erholung und zur Entspannung. Auf diese Weise fördern wir das Gleichgewicht der persönlichen Kräfte. Vor allem aber: Musik macht Freu(n)de und bereichert das Schulleben.
In den Chören und Musizierensembles des Gymnasiums Dresden-Cotta, besonders in den Bläserklassen und im „gewöhnlichen“ Klassenmusizierunterricht unserer Schule bieten sich dazu vielfältige Gelegenheiten und Chancen.