Filme

Cora

Chiara

Mario

Hartmut

Chiara

Auszug aus dem Aufsatz von Chiara Bittner, 10a

Was es bedeutet, heute jung zu sein

Ich selbst bin 16 Jahre alt, stehe kurz vor meinem Schulabschluss und meine Jugend wird geprägt von einer Pandemie. Was es bedeutet, heute jung zu sein?

Es beginnt schon nach dem Aufstehen, der erste Blick fällt auf unser Handy und wir werden auf Social Media sofort mit all den surrealen Schönheitsmerkmalen konfrontiert: die perfekte Haut durch hundert Filter, der perfekte Körper durch Photoshop und es dauert nicht lange, bis die Unsicherheit uns überfällt. Jeden Morgen vor der Schule steht man vor dem Kleiderschrank und überlegt lieber noch dreimal, ob man den roten Pullover oder die graue Jeans wirklich anziehen kann, ohne dass irgendjemand einen auslacht

Man geht dann gestresst zur Schule, weil man weiß, dass der Mathetest in der ersten Stunde eine Katastrophe wird. Stress, Angst und Unsicherheit überfallen uns immer wieder. Was mache ich, wenn mein Zeugnis schlecht wird? Wie soll ich meinen Abschluss oder die Chemiearbeit in einer Woche schaffe?

Die Schule ist vorbei, meine Klasse hat doch über den roten Pullover gelacht, mein Lehrer hat wieder geschrien ohne Grund und ich weiß, sobald ich zuhause bin, setze ich mich erneut an die Aufgaben für die Schule.

Irgendwann am Tag brauchen auch wir Ruhe und Zeit, über Dinge nachzudenken. Ich gehe gern raus, allein, höre Musik und schalte so die ganze Welt einfach aus. Ich denke nicht mehr an Schulstress, falsche Freunde, den Jungen, der mich verletzt hat oder an die Leute, die schlecht über mich reden.

In dieser Zeit denke ich an die guten Dinge, an meine Wünsche und Träume, zum Beispiel an meinen Wunsch zu arbeiten, als Erzieherin in einer Kinderkrippe.

Ich verbringe meine Ruhezeiten auch gern mit Menschen zusammen, die ein Safe Place für mich sind. Es ist wichtig, Leute zu haben, bei denen man sich fallen lassen kann und ein Gefühl von Sicherheit hat.

(…)

Früher hat jung zu sein bedeutet zu leben, die Zeit zu genießen, feiern zu gehen und Spaß zu haben. Heute ist das anders, unsere Jugend spielt sich in einer Pandemie ab, wir werden in unserer Freizeit eingeschränkt, wir werden schon früh dazu erzogen, anständig zu sein und stehen uns oftmals selbst im Weg, weil wir immer alles richtig machen wollen.

Wir werden nie richtig lernen, wie man feiert, über Zäune klettert oder wie man gute Liebesbriefe schreibt.

Wir erwarten von uns selbst zu viel, wollen immer hundert Prozent geben, obwohl man bei 80% die besten Leistungen erbringt. Wir erwarten zu viel und enttäuschen uns am Ende nur selbst.

(…)

Es ist traurig, dass man sich bei jeder Handlung und jeden Schritt Gedanken machen muss. Jung sein heute bedeutet, Fragen zu stellen, unnötige Fragen einfach, weil die Gesellschaft so einschienig fährt, dass man nicht mehr anders als die anderen sein darf.

Du bist dünn - magersüchtig

Du bist kräftig - fett

Du trägst eine Brille - hässlich

Du trägst keine Brille - hässlich

Du bist schlau - Streber

Du isst kein Fleisch - krank

Du trinkst keinen Alkohol - verklemmt

Du trinkst Alkohol - unanständig

So ist unsere Gesellschaft und du hast kaum die Möglichkeit, glücklich zu sein, wenn man nicht versucht, sich anzupassen und den Normen zu entsprechen.

Jung sein sollte bedeuten Spaß zu haben, nicht wegen Kleinigkeiten in Angst zu leben, akzeptiert zu werden und sich selbst so lieben zu dürfen, wie man ist. Ich selbst kann von Glück reden, dass ich ein gutes Verhältnis zu meiner Familie und zu meinen wenigen, aber richtigen Freunden pflege, dass ich mittlerweile ein gutes Selbstwertgefühl habe und im Großen und Ganzen sehr glücklich bin.

(…)