Oberschule Korla Awgust Kocor Wittichenau 

SZ berichtet

Wie eine Schule um Computer kämpft

 

In der Wittichenauer Oberschule sollen neue Rechner angeschafft werden. Dafür gehen Lehrer, Eltern, aber auch die Schüler ungewöhnliche Wege.

 

Die 65 Jugendlichen, die im Sommer die Wittichenauer Oberschule verlassen haben, waren in etwa so alt wie die Computertechnik, die sie dort nutzten. In einem der beiden Kabinette war noch das Betriebssystem Windows 98 installiert. Viele der Rechner waren für den Fachunterricht unbrauchbar, wurden entsorgt. Noch im Einsatz im Nachbarzimmer sind Computer mit dem Betriebssystem Windows XP, das 2001 auf den Markt kam. „Wir sind froh, dass die Technik noch läuft“, sagt Informatiklehrerin Kerstin Streit.

Die neuen Fünftklässler, die aus der Wittichenauer Grundschule kamen, haben bisher das neuere Windows 7 genutzt. Sie gehen einen Schritt zurück. Für etwa 280 Schüler stehen insgesamt 16 Arbeitsplätze an XP-Rechnern zur Verfügung. Damit kann man arbeiten, aber um das bisherige Niveau zu halten, sind Neuanschaffungen nötig.

Die Stadt als Schulträger, laut sächsischem Schulgesetz verantwortlich für die Deckung des laufenden Lehr- und Lernmittelbedarfs, hat kein Geld im aktuellen Doppelhaushalt 2016/17 für neue Rechner eingestellt. Im Gesetz heißt es weiter, dass im Einvernehmen mit dem Schulleiter diesem „weitergehende Befugnisse zur Mittelbewirtschaftung“ eingeräumt werden können. Also versuchen nun Stadt und Schulförderverein jeweils 10 000 Euro aufzubringen, um moderne Technik anzuschaffen.

Seit dem Sommer hat sich in der Schule schon einiges getan. Über 4 000 Euro kamen zusammen. So haben die Schulabgänger im Sommer gespendet, es wurde Kuchen auf dem Weihnachtsmarkt verkauft und die Tombola-Lose beim Krabatfest waren schneller verkauft als gedacht. 680 Euro kamen allein dort zusammen. „Das ist eine gigantische Zahl“, freut sich Kay Buder, Vorsitzender des Elternrates, der gemeinsam mit der Ostsächsischen Sparkasse dabei ist, ein Crowdfunding-Projekt in Gang zu bringen. Übersetzt heißt das „Schwarmfinanzierung“. Dabei kann über die Plattform www.99funken.de weltweit Geld gesammelt werden. Das Projekt und das Spendenziel passen sehr gut zusammen, sagt Kay Buder. Viele Schüler haben sich neben Computer-Spielen und sozialen Netzwerken noch nicht mit diesem Thema befasst. „Sie lernen die Technik von einer anderen Seite kennen.“

Voraussichtlich nach den Herbstferien soll die Internet-Sammlung beginnen. Sie läuft dann bis Ende November. Dazu gibt es auch gedruckte Prospekte, die auf die Spendenmöglichkeit hinweisen. Außerdem sollen an markanten Punkten der Stadt 15 Aufsteller platziert werden, die auf das Thema hinweisen. „Wir denken, das ist eine gute, soziale Geschichte“, so Buder, der berufsbedingt bei der neuen Elternratswahl am 20. September nicht mehr zur Verfügung stehen kann, aber das angeschobene Projekt weiter begleitet. Die Ziellinie ist klar: Bis Ende des Jahres soll das Geld, dass über den Schulverein gesammelt wird, zusammenkommen.

Die Stadt investiert zudem in die Ausstattung des Raumes. Da müssen einige Bauarbeiten erledigt werden. Vielleicht ein guter Anlass, einmal eine Stadtratssitzung in der Schule abzuhalten. „Ich würde die Stadträte gerne mal einladen“, sagt Schulleiterin Ines Lesche. Denn bei Schulausstattung ist langfristige Planung wichtig. Bürgermeister Markus Posch steht dem Wunsch offen gegenüber. Wie sehr die Eltern eine modernere Ausstattung als momentan wünschen, hat ein Klassentreffen mit über 50 Schülern des 91er-Abschlussjahrganges am vergangenen Samstag gezeigt. Sie sammelten 285 Euro.

 

Von Hagen Linke - SZ vom 08.09.2016