Leistungsermittlung und Leistungsbewertung

Die Grundlagen für die Leistungsermittlung und Leistungsbewertung in der Grundschule bilden das Schulgesetz, die Schulordnung für Grundschulen, die Stundentafel, die Lehrpläne und die nationalen Bundesstandards. Das Positionspapier zur Leistungsermittlung und Leistungsbewertung des Comenius-Institutes gibt Orientierungen für die eigenverantwortliche Umsetzung der rechtlichen Vorgaben.

Leistungsermittlung und Leistungsbewertung liegen in der pädagogischen Verantwortung des Lehrers. Bewertungsrichtlinien werden in der Lehrerkonferenz abgestimmt und beschlossen, sie werden den Eltern und Schülern transparent erläutert und sie setzen Kriterien voraus, die sich an der sachlichen, sozialen und individuellen Bezugsnorm ausrichten.

Leistungs- und Kindorientierung:

  • Respekt vor der Persönlichkeit des Schülers, seiner Leistungen und seiner Anstrengungsbereitschaft und Förderung der Gesamtpersönlichkeit,
  • Lernzielorientiertes, individuelles und kooperatives Lernen,
  • Ermutigung zum Lernen und Stärkung der Leistungsfähigkeit der Schüler

Lern- und Leistungskultur:

  • Schulisches Lernen zielt auf den Erwerb von anwendungsfähigem Wissen, auf die Entwicklung von Lern-, Methoden- und Sozialkompetenz sowie auf Werteorientierung.
  • Die Lernkultur ist gekennzeichnet durch zunehmende Selbstständigkeit und Eigenverantwortung der Lernenden, stärkere Orientierung auf den Lernprozess, Akzentuierung des sozialen Handelns und das Lernen in komplexen Situationen. In diesem Verständnis kann Leistungsbewertung nur Ergebnis- und prozessorientiert erfolgen.
  • Leistungsermittlung und Leistungsbewertung sind im schulischen Prozess kontinuierlich, alltäglich anzuwendende Maßnahmen, die der Analyse des Lernstandes, Kontrolle des Lernerfolges und der weiteren Gestaltung der Lernprozesse dienen. Sie sichern eine individuelle und den Lernprozess unterstützenden Rückmeldung und geben Aufschluss über die Wirksamkeit des Unterrichts.
  • Jeder Leistungsbewertung geht stets eine konkrete Zielbestimmung voraus, welche mit den Schülern gemeinsam erarbeitet bzw. abgestimmt werden kann. Die Beteiligung der Schüler an der Entwicklung von Bewertungskriterien ist Bestandteil der Reflexion des eigenen Lernprozesses.
  • Leistungsbewertung ist kein geeignetes Mittel der Schülerdisziplinierung.

Unterrichtsgestaltung:

Der Unterricht in der Grundschule knüpft an die Erfahrungs- und Erlebniswelt der Schüler an und orientiert auf ganzheitliches Lernen. Dabei gilt, das Lerninhalte besser verstanden und eingeprägt werden, wenn sie einen hohen Realitätsbezug haben, bedeutsam für das eigene Leben erscheinen und das Gefühl ansprechen. Insbesondere eignen sich dafür Formen des entdeckenden und Themenzentrierten Lernens sowie Formen des Projektorientierten und freien Arbeitens. In der Verantwortung des Lehrers liegt es, Lernprozesse des Schülers zu steuern. Zugleich geht es darum, den Schüler als aktiv handelndes und lernendes Individuum anzuerkennen und zu fördern. Dem Schüler soll von Anfang an Gelegenheit gegeben werden, selbstständig etwas zu leisten und eigene Lernwege zu erproben.

Die Aufgabenstellungen sollen daher neben systematischem Üben und Wiederholen auch so angelegt sein, dass Lernstrategien, Problemlösendes Denken, Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit entwickelt und das Verständnis für den Lernprozess und den Lerngegenstand vertieft werden.

Das breite Leistungsspektrum der Schüler bedingt eine differenzierenden und individualisierenden Unterricht. Im Vordergrund steht dabei die innere Differenzierung, die den individuellen Lernvoraussetzungen und Leistungsständen sowie den unterschiedlichen Zugangsweise zum Lernstoff und dem unterschiedlichen Lerntempo der einzelnen Schüler gerecht wird. Die darauf aufbauenden Lernschritte sollen weniger am Defizit als vielmehr am individuellen Lernfortschritt orientiert sein. Eine differenzierte Unterrichtsgestaltung erfordert daher auch differenzierte Formen der Leistungsermittlung und – bewertung.

Prozess- und Ergebnisorientierung:

Prozessorientierung
Was wird ermittelt? Prozesse beim Lernen in Einzel-, Partner- und Gruppenarbeiten, Lern-, Sozial-, und Methodenkompetenz
Wer ermittelt und bewertet? Selbst- und Mitbewertung durch Schüler, Lehrer
Wie wird ermittelt? (Formen) Beobachtungen, Lerntagebuch, Auswertung von Schüleraufzeichnungen, Analysen, Gespräche zur Selbstreflexion, Portfolio
Wie wird bewertet? Verbale Bewertung, Quantifizierung, Noten
Bezugsnorm sachliche Bezugsnorm, soziale Bezugsnorm, individuelle Bezugsnorm
Ergebnisorientierung
Was wird ermittelt? Lernergebnis, komplexe Leistungen in Einzel-, Partner- und Gruppenarbeiten
Wer ermittelt und bewertet? Lehrer, Selbst- und Fremdeinschätzung durch Schüler
Wie wird ermittelt? (Formen) Klassenarbeiten, Mündliche und schriftliche Leistungskontrollen, Vorträge, Präsentationen, Herstellung von Objekten, Auswertung von Gesprächen, Exkursionen, Experimenten
Wie wird bewertet? Verbale Beurteilung, Quantifizierung (z. B. Vergabe von Bewertungseinheiten)
Bezugsnorm sachliche Bezugsnorm, soziale Bezugsnorm, individuelle Bezugsnorm

Die Benotung wird in der Grundschule allmählich eingeführt. In der Klassenstufe 2 werden die Fächer Deutsch und Mathematik, in der Klassenstufe 3 alle weiteren Fächer außer Englisch (ab Klassenstufe 4) benotet.