Berufsorientierung in Reinhardtsgrimma

Schritt für Schritt ins Berufsleben

Wie Förderschüler in Reinhardtsgrimma für den Beruf fit gemacht werden

In der Förderschule Reinhardtsgrimma ist die jahrgangsübergreifende Klasse der Werkstufe die letzte Etappe vor dem Sprung ins Arbeitsleben. Während gleichaltrige Jugendliche ihr Abitur machen oder einen Beruf lernen, bereiten sich die 16 bis 19-jährigen Förderschüler auf einen direkten Einstieg ins Arbeitsleben vor. Für viele Schüler ist es schwierig, einen Job auf dem ersten Arbeitsmarkt erhalten zu können. Damit jeder die bestmögliche Stelle findet, bietet der Unterricht verschiedene Hilfestellungen. Begleitet werden sie dabei von einem Berofsorientierungskonzept und einem Portfolio-Ordner, in dem alle Erfahrungen und Erfolge festgehalten werden.

1. Die Schülerfirma – Übersicht gewinnen

Erst einmal ist es wichtig, dass die Schüler grundlegende Einblicke in Firmenstrukturen und Arbeitsrecht erhalten. Wie werden Aufgaben vom Angestellten bis zum Chef verteilt? Was ist bei Bewerbungen und Arbeitsverträgen zu beachten? Wie viel Geld ist die eigene Arbeitskraft wert? Für eine lebensnahe Klärung solcher Fragen gründete die Klasse ihr eigenes Unternehmen mit dem Namen „Quagürk“. 

Von der Gestaltung des Firmenlogos bis zur Führung des Kassenbuches werden die Schüler praxisnah in alle Abläufe eingebunden.

Wichtige Entscheidungen trifft die Gesellschaft gemeinsam. So wird auch über die Verwendung der Firmengewinne abgestimmt, von denen ein Großteil in die jährliche Abschlussfeier fließt. 

 

2. Der Praxistag – Vorbereitung auf einen 8 Stunden Arbeitstag

Bei der Suche nach dem bestmöglichsten Arbeitsplatz sind Eigenschaften wie Ausdauer, Konzentration und Arbeitstempo entscheidend. Aus diesem Grund findet einmal pro Woche ein Praxistag statt, an dem diese Fähigkeiten trainiert werden. Als Anfänger arbeiten die Schüler zunächst in den schuleigenen Praxisräumen. Beim Umgang mit verschiedenen Werkstoffen oder Lebensmitteln versuchen sie allen Anforderungen eines Arbeitstages gerecht zu werden. Wer beweisen kann, dass er selbst einseitige Aufgaben konzentriert und ausdauernd bewältigt, der darf am Praxistag in einem Betrieb arbeiten.

3. Die Praxisblöcke – Vertrauen zu den Unternehmen schaffen

Arbeitsplatzentscheidend sind vor allem längere Einarbeitungszeiten. Mehrere Wochen durchgängig arbeiten und dabei Vertrauen zu Kollegen und Vorgesetzten aufbauen, das ist die letzte und größte Bewährungsprobe der Werkstufenschüler. Dafür absolvieren sie zweimal im Jahr einen längeren Praxisblock von mindestens zwei Wochen. Auch hier gilt es klein anzufangen. Im ersten Praktikumsblock besuchen die Schüler stets die AWO Werkstätten (WfbM) in Reinholdshain. In einer geschützten Arbeitsumgebung mit größeren Ruhezeiten und angepassten Anforderungen gewöhnen sie sich an eine Woche voller Arbeit. Dabei werden sie von den Teamleitern der Werkstatt und Lehrkräften der Schule begleitet und betreut. Das abschließende Arbeitszeugnis entscheidet schließlich über den weiteren Verlauf der Praxisblöcke. 

 

Nach dem Werkstattpraktikum dürfen sich die Schüler im Normalfall in verschiedenen Berufsfeldern bzw. Betrieben ausprobieren. Zur Hälfte der Werkstufenzeit müssen sich die Praktikanten jedoch für den Bau, die Küche oder ein anderes Berufsfeld entscheiden. Ab hier geht es darum, die berufliche Zukunft anzuvisieren. In den Bewährungs- bzw. Eingliederungspraktika kommt es darauf an, Vorbehalte abzubauen. Jeder der Schüler verfügt über besondere Befähigungen, zu denen es immer einen passenden Arbeitsplatz gibt. Motivation, Folgsamkeit und Pünktlichkeit sind Beispiele der Stärken der Werkstufenschüler, mit denen sie Defizite in Merkfähigkeit und Arbeitstempo ausgleichen. 

 

Am Ende der drei Werkstufenjahre wartet die Praktikumsprüfung, die sogenannte LOKL-Arbeit. Vor einem Schulpublikum werden die Praxiserfahrungen ausgewertet. Dazu stellen sie ihr erworbenes Wissen und ihre Fertigkeiten unter Beweis. Ob Handpflegevorführungen, Suppenverkostungen oder Dekorationsvorschläge, die Schüler versuchen ihren Arbeitsalltag so anschaulich wie möglich vorzustellen.