Archigrafie Teil 1 - Was ist das?
Im Verlaufe meiner Recherchen zu alten Beschriftungen an Gebäuden aus der ehemaligen DDR bin ich auf die Zeitschrift mR - moderne REGIONAL gestoßen. Dort las ich zum ersten Mal den spannenden Begriff „Archigrafie". Dieser setzt sich zusammen aus den Begriffen Architektur und Typografie und entspricht genau meinem Interessensgebiet - den typografischen Fundstücken in einer Stadt. Die Archigrafie beschäftigt sich mit baubezogener Schrift oder etwas vornehmer ausgedrückt, mit der stilistisch-ästhetischen Verbindung von Architektur und Typografie. Diese war in der DDR sehr weit verbreitet. Ich erfuhr von dem Architekten Herrn Wolfram Starke, dass viele Architekten in der DDR auch die Beschriftungen an ihren Bauwerken mitgestalteten. So hat Herr Starke die Buchstaben-Marken für das ehemalige Hauptpostamt in Dresden (heute Post auf der Königsbrücker Straße) selbst gezeichnet. Er berichtete mir, dass er auch die handschriftliche Beschilderung am leider schon abgerissenen Zeitungskiosk selbst gezeichnet hat. Und sogar die Zifferblätter der ehemaligen Wanduhren im Gebäude stammen aus seiner Feder.
Viele dieser Beschriftungen waren NEON-Leuchtanzeigen und wurden von der ehemaligen Dresdener Firma NEON-Müller gebaut und montiert.
Die Buchstaben „post” am ehemaligen Hauptpostamt sind laut Aussagen von Herrn Starke Eigenerfindungen. Und so sind die von mir daraus erstellten Schriften ebenfalls geistige Eigenerfindungen. Angelehnt sind die Buchstaben aber sicherlich an den Bauhausstil und an Schriften, die innerhalb des Bauhauses entstanden sind. Eine wichtige Quelle könnte z.B. die Kombinationsschrift von Josef Albers gewesen sein.
Diese Schrift hat auch große Ähnlichkeit mit der ersten Beschriftung am Pinguin-Café im Dresdner-Zoo. Dieser Schrift möchte ich mich in meinem ersten Archigrafie-Projekt widmen.
Und so sah das ganze mal aus: