Archigrafie Teil 2 - Der Schriftzug am alten Pinguin-Café im Dresdener Zoo
Das alte Pinguin-Café im Dresdener Zoo hat eine sehr aufregende und wechselvolle Geschichte. Diese beginnt schon damit, wie das Pinguin-Café nach Dresden kam.
Zum 20. Jahrestag der ehemaligen DDR 1969 entstand in Berlin an der Karl-Marx-Allee in der Nähe des Strausberger Platzes ein großes Ausstellungsgelände mit mehreren Gaststätten und Cafés. Eines davon war das vom Architekten Erich Lippmann entworfene „Boulevard-Café”. Dabei handeltet es sich um eine Art Pavillon mit einem sehr markanten, wellenförmigen Dach.
Irgendwann nach den Feierlichkeiten wurde das Ausstellungsgelände aufgelöst. Durch wundersame Wege fand das damalige „Boulevard-Café” den Weg nach Dresden und wurde hier zum jahrelang beliebten „Pinguin-Café”, einem Eiscafé im Dresdener Zoo.
Der einstige, charakteristische Schriftzug „pinguin-cafe” ist mir noch gut in Erinnerung. Leider habe ich bei meiner Recherche nur ein Foto mit diesem Schriftzug gefunden. Diese Aufnahme hat noch dazu eine sehr schlechte Qualität und leider kann ich auch keine eindeutige Quelle angeben. Auch eine Recherche nach dem Schöpfer des Schriftzuges war ohne Erfolg. Im Pinguin-Café gab es aber z.B. einen großen Wandfries des Diplomgrafikers Papstein. Es könnte ja sein, dass dieser für den Schriftzug verantwortlich war. Dies ist aber nur eine Vermutung. Aber, wie schon erwähnt, kann ich mich noch gut an diese typografisch besondere und interessante Beschriftung am Bau erinnern.
Später wurde dieser Schriftzug durch eine geschwungene Script-Schrift ersetzt.
Der Vollständigkeit halber hier die weitere Geschichte des alten Pinguin-Cafés kurz erzählt. 2015 sollte das Pinguin-Café abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Auf vielfachen Protest unter anderem durch das Netzwerk ostmodern.org wurde das alte Café nur abgebaut und eingelagert. Es gab Pläne, das Café an einem neuen Standort wieder aufzubauen. Dazu ist es aber noch nicht gekommen und so ruht das Café in irgend einem Lager.
Mir geht es aber um den alten, historischen Schriftzug einem Beispiel für Archigrafie - Schrift am Bau. Bei meinen Recherchen zu dieser Schrift stieß ich auf eine große Ähnlichkeit mit der Kombinationsschrift von J. Albers, einem Maler und Kunsthistoriker vom Bauhaus Weimar.
Die Kombinationsschrift von J. Albers war eine konstruktive Schrift, die sich aus 10 Grundformen zusammensetzte:
- 1 Kreis
- 2 Rechtecke (nach J. Albers - Geraden)
- 3 zweiseitig gerundete Rechtecke
- 4 einseitig gerundete Rechtecke
Im Vergleich zwischen der Kombinationsschrift und dem Pinguin-Café Schriftzug gibt es sowohl genaue Übereinstimmungen, als auch große Abweichungen.
Zeichen die eine genaue Übereinstimmung aufweisen, sind:
- das kleine „p”,
- das kleine „n” und
- das kleine „u”.
Eine nur kleine Abweichung hat das kleine „g”.
Die Zeichen mit sehr großen Abweichungen und anderen individuellen Merkmalen sind:
- das kleine „a”,
- das kleine „c”,
- das kleine „e”,
- das kleine „f” und
- das kleine „i” (den es gibt keinen Kreis).
Wer letztlich genau der Schöpfer des Schriftzug war, konnte ich nicht ermitteln. Auch dass die Kombinationsschrift von J. Albers vom Bauhaus Weimar bei dem Schriftentwurf Pate stand, ist nur eine Vermutung.
Ich habe mich bei der Erstellung der Schrift „pinguin-cafe-zoo-dd” nicht an der Kombinationsschrift von J. Albers orientiert, sondern versucht, die Eigenheiten des Schriftzuges des historischen Pinguin-Cafés zu bewahren.
Dazu dann im nächsten Teil.