2010 April in Laval
1. Deutsch-Französisches Bäckerseminar in Laval im April 2010
Auf Initiative vom Institut für interkulturelle und europäische Studien (Europe direkt e.V.) entstand dieses Bäckerseminar sehr kurzfristig. An dieser Zusammenarbeit sind weiterhin die französische Schule Lycée Robert Buron in Laval und das BSZ für Ernährung und Hauswirtschaft in Bautzen beteiligt. Dieses Vorhaben wird in finanzieller und pädagogischer Form durch das Deutsch-Französische-Jugendwerk (DFJW) unterstützt. Zur Realisierung konnten 12 Bäckerlehrlinge aus 3 Ausbildungsjahren gewonnen werden. Ziel dieses Schüleraustausches ist es die verschieden Kulturen näherzubringen, landestypische Technologien bei der Herstellung von Backwaren kennenzulernen und Sprachbarrieren zu überwinden.
Nach der Anreise von Bautzen über Prag und Paris trafen wir am späten Nachmittag in Laval ein. Laval ist eine Stadt mit ca. 60.000 Einwohnern und liegt etwa 300 km östlich von Paris (Richtung Atlantik). Es ist eine schöne Stadt mit einem historischen Stadtkern.
Nach dem die Quartierfrage geklärt war, ging es noch zu einer ersten abendlichen Stadterkundung.
Wir sollten am nächsten Tag feststellen, dass das Wochenprogramm für dieses Seminar sehr straff organisiert war. Das erste Zusammentreffen mit den französischen Bäckerlehrlingen verlief recht reserviert und steif. Aber es dauerte nicht lange, dann war das Eis gebrochen und es entstand eine sehr herzliche Atmosphäre. Dazu beigetragen haben die sehr unkonventionell gestalteten Sprachseminare in der Gruppe. Es ist klar ohne gewisse Grundkenntnisse in den Sprachen Deutsch oder Französisch ist eine Verständigung sehr schwierig. Eine erste wichtige Erkenntnis dieser Veranstaltung ist, man muss die entsprechende Landessprache nicht perfekt beherrschen, eine Verständigung mit anderen Sprachen oder Hilfsmitteln ist doch möglich. Rückfragen beim Dolmetscher haben dies immer wieder bestätigt.
Nachdem wichtige Fachbegriffe geübt wurden, konnte auch an eine praktische Arbeit gedacht werden. Dafür nutzten wir die schuleigene Backstube, um typische französische Backwaren herzustellen. Dazu gehörten Baguettes, Croissants und diverse Feine Backwaren, die auf traditionelle Weise gefertigt wurden. Der Hauptunterschied zur deutschen Technologie ist, dass alle Teige mit einem Vorteig geführt und sehr kühle Führungsbedingungen zur Anwendung kommen. Alle Arbeiten wurden selbstverständlich in deutsch-französich gemischten Gruppen ausgeführt. Man konnte die Arbeitsfreude bei allen Beteiligten deutlich spüren.
Die Berufsausbildung ist in Frankreich völlig anders strukturiert. Eine duale Ausbildung kennt man nicht. Den Berufsabschluss erlangt man in einer 3 jährigen schulischen Ausbildung. Auf Grund dieser Tatsache haben die Lehrbackstuben eine sehr hohe technische Ausstattung. Die in der Ausbildung hergestellten Produkte werden an der Schule (3.000 Lehrlinge im Internat untergebracht) in der Mensa angeboten. Ein Straßenverkauf für das angrenzende Wohngebiet existiert auch.
Der Höhepunkt für alle Beteiligten war das praktische Arbeiten in verschiedenen heimischen Bäckereien. Eine sehr freundliche Aufnahme in den Bäckereien war für die Gastgeber selbstverständlich. Das Studium der Rezepturmappen stellte für die Betriebe kein Problem dar, somit war ein reger fachlicher Austausch (sofern sprachlich möglich) gegeben.
Mit vielen anderen Aktivitäten wie Schulbesichtigung, Spezialitätenabend, Molkereibesichtigung, Stadtrundgang, Bowlingabend und Abschlussabend kam für alle Beteiligten keine Langeweile auf.
Auf der Rückreise erfolgte natürlich eine Auswertung vom Backseminar. Einigkeit besteht darin, dass es eine sehr anstrengende Woche war und jeder seine fachlichen Fähigkeiten verbessern konnte. Auch für die persönliche Entwicklung war etwas dabei. Die Teilnahme hat sich mehr als gelohnt.
Alle freuen sich schon auf den Rückbesuch der französischen Lehrlinge in Bautzen im November. Die Vorbereitungen dafür sind schon angelaufen. Es versteht sich von selbst, der Gegenbesuch soll ebenso viel Freude bereiten.
Das Fazit der Bäckerlehrlinge, wer die Möglichkeit für die Teilnahme an solch einem Schüleraustausch hat, sollte es unbedingt nutzen.