Was ist Putzschnitt?
Quelle: Urbach, Geschichtliches und Technisches vom Sgraffitoputz, Berlin 1928
Geschichtliches
- erste Ritzzeichnungen in der Eiszeit (Wandbilder in Kalksteinhöhlen, Verzierungen in Tongefäßen)
- Kratzputz im 13.Jh. (einfache Zeichnungen in feuchtem Putz, Färbung der Vertiefungen durch Staub oder Farbe)
- Zweifarbensgraffito erstmals um 1500 während der Renaissance in Italien (zwei verschiedenfarbige Putzschichten übereinander)
Aufbau des Putzschnittes
- Unterputz oder Putzgrund (rauh, ungefärbt, gleicht unebenes Mauerwerk aus)
- Kratzgrund (meist dunkel gefärbte zweite Putzschicht, bleibt bestehen)
- Kratzschicht oder Deckschicht (meist helle obere Putzschicht, feinkörnig, wird herausgeschnitten und -gekratzt, 4 bis 5 mm dick)
Werkzeuge und Material
- Putzmörtel aus Kalk, Sand, Wasser und Farbstoffen (Achtung: Kalk ätzt!)
- Maurerkellen, Spachtel
- Pauspapier, Bleistift, Nadel und weiche Unterlage (z.B. Styropor)
- feiner Kohlestaub und Feinstrümpfe für den Kopierbeutel
- Schneidwerkzeuge (Cuttermesser, Schnitzmesser o.ä.)
- Kratzwerkzeuge (Schlingen, Kratz- und Schabeisen)
- Handcreme oder Gummihandschuhe
Arbeitsschritte
- Entwurf in Originalgröße (helle und dunkle Flächen ähnlich dem Linolschnitt, einfache Formen)
- Übertragen des Entwurfs auf Pauspapier und Lochen der Konturen (Außenlinien)
- Unterputz auf das Mauerwerk auftragen
- Kratzgrund dünn, fest und gleichmäßig auftragen, dicht reiben
- Kratzputz auf feuchten Kratzgrund baldmöglich auftragen
- Auflegen der gestochenen Pause auf feuchten Kratzputz
- Durchpudern der Linien mit Kohlestaub
- Schneiden der Konturenlinien mit einem Messer (konisch=leicht schräg)
- Auskratzen der Flächen mit Schlingen und Schabern (oben im Bild beginnen)
Besonderes aus alten Zeiten
- Putzfärbung durch Ziegelmehl, Tannenkohle oder verbranntes Stroh
- große Festigkeit der Putzschicht durch Zusatz von Mamorstaub
- größere Haltbarkeit der Putzschicht durch Beimengen von Milch oder Quark