Informationen übertragen - nicht mit der großen Klappe sondern mit sechs kleinen Klappen ... der Klappentelegraph
Dies ist eine sonderbare Geschichte über den Klappentelegraphen nach Murray. Im Jahre 2007 suchte ich nach einem Thema zur codierten Informationsübertragung für den Informatikunterricht in den Klassenstufen 7 - 10. Dabei bin ich auf den britischen Klappentelegraph nach Murray gestoßen. Leider war zu dieser Zeit keine vollständige Codierungstabelle vorhanden. Auch der Kontrakt mit der Universität Essen - Fakultät Technologie und Didaktik der Technik, die sich mit der Erforschung des Klappentelegraphen beschäftigten, brachte keine Lösung des Problemes. Jedoch waren auf einem Bild einige Buchstaben und der entsprechende Klappentelegraphencode zu sehen. Daraufhin hatte ich die restlichen, unbekannten Buchstaben durch eigene Klappenstellungen ergänzt und somit ein vollständiges Klappentelegraphenalphabet kreiert. Zu diesem Klappentelegraphenalphabet wurde dann auch ein Font erstellt, mit dem man mit der „Klappentelegraphensprache“ schreiben konnte.
Die Schrift und das Arbeitsmaterial stellte ich auf den Seiten des Sächsischen Bildungsservers zur nicht kommerziellen Nutzung zur Verfügung. Leider ist mir damals bei der Ergänzung des Alphabets ein kleiner Fehler unterlaufen. Die Buchstaben „W“ und „Ä“ hatten in der ersten Variante die gleiche Codierung (die beiden Mittelklappen).
Dieses Schuljahr (2016) war es wieder mal an der Zeit, das Thema „Klappentelegraph“ für den Unterricht aus der Kiste zu kramen.
Ich machte also zu Beginn eine Internetrecherche, inwieweit das Thema „Klappentelegraph“ das WWW erreicht hat.
Dabei stellte ich fest, dass mein selbsterstelltes und noch dazu fehlerhaftes Klappentelegraphenalphabet von einigen anderen Autoren (meist ohne Quellenangabe) verwendet wird. Wie z. B.:
Gleichfalls setzte ich mich nochmals mit Herrn Dr.-Ing. Jürgen Wehling von der Uni Essen in Verbindung. Dort wollte ich erfahren, ob es zum Thema „Klappentelegraph“ neue Erkenntnisse gibt. Hier die Antwort von Herrn Dr.-Ing. Jürgen Wehling:
- Beginn Text aus der E-Mail
„... danke sehr für Ihre Nachfrage - es gibt kaum noch jemanden, der sich wirklich für diese Zusammenhänge interessiert. Es gibt unsere Webseite nicht mehr, da im Fach nur noch wenig Interesse an diesen fachwissenschaftlichen Dingen besteht.
Das Alphabet ist mittlerweile vervollständigt, jedoch - leider - es fehlen die Buchstaben J und U.
Die Gründe für das lange Vorenthalten des Codes sind wohl im Verwaltungsapparat zu suchen. Ich vermute einfach 'mal, dass jemand versäumt hat, den "top secret"-Zustand zurückzusetzen. Jedoch ließ sich der Code rekonstruieren durch historische Zeichnungen, textuelle Überlieferungen und durch „Hörensagen“.
Letztlich war unsere damalige Darstellung falsch. Wir referenzierten die Quelle "The old Telegraphs" von Geoffrey Wilson (Phillimore, 1976). Bei genauerem Hinsehen machte es allerdings keinen Sinn. Nach längeren Recherchen gelang die sinnvolle Rekonstruktion, die wir aber aus verschiedenen Gründen schon vor längerer Zeit eingestellt haben. Ich habe Ihnen eine Kopie des letzten Standes beigelegt. Zusätzlich noch ein Link zur Webseite von Omer Roucoux, der uns damals sehr geholfen hat.
Viel Erfolg damit und
Beste Grüße aus Essen ... „
- Ende Text aus der E-Mail
Das Verrückte an der Geschichte ist also, dass bei der neu veröffentlichten Codierungstabelle kein Buchstabe mit meinem 2007 erstellten Klappentelegraphenalphabet übereinstimmt. Somit sind auch alle Informationen und Codetabellen auf allen obengenannten Webseiten im Grunde genommen falsch. Ein „schönes“ ☹ Beispiel für die Verbreitung von falschen Informationen im Internet.
Und hier noch eine Seite mit den Links zu allen im Augenblick „richtigen“ und „falschen“ Klappentelegraphenalphabeten und den dazugehörigen Schriftdateien.
Und hier noch der Link zum TYPO-KINO-Kurzfim - „Der Klappentelegraph nach Murray - der Film“