Tierische Kalligrafie zum Zweiten und noch viel mehr ...
Wer kennt das nicht. Man sitzt in einer langweiligen Sitzung und soll sich „wichtige“ Notizen oder Aufzeichnungen machen. Statt dessen fängt man an, auf den Rand des Blattes zu malen, zu kritzeln oder einfach nur so aus reiner Phantasie zu zeichnen.
Wie man aus einer schon etwas älteren typografischen Zeitung mit dem Namen „Die zeitgemäße Schrift“ (Heft 9 vom Juli 1929 – Verlag für Schriftkunde Heintze & Blanckertz, Berlin – Leipzig) erfahren kann, haben die sogenannten „Randzeichnungen“ eine schon sehr lange Geschichte.
Professor Heinrich Wieynck aus Dresden benennet in seinem Artikel „Federspiele“ keinen geringeren als Albrecht Dürer als Erfinder der „Randzeichnungen“ Diese sollen das erste Mal im Gebetbuch von Kaiser Maximilians erschienen sein und auf Albrecht Dürer zurückgehen.
Was hat das ganze nun mit der tierischen Kalligrafie zu tun, die im ersten Beitrag mit diesem Thema (--> siehe hier „Tierische Kalligrafie“) beschrieben wurde?
Der Professor Wieynck berichtet in diesem Artikel über eine Aufgabe, die er den Schülern seiner Schreibmeisterklasse stellte.
Zitat:
„ ... Die hier abgebildeten, rein kalligrafischen Federspiele sind als Klassenaufgabe in meinem Schriftunterricht entstanden und von verschiedener Hand. Als Vorbild waren der Haubentaucher und die Ente von meiner Hand gegeben, wobei besonders bei dem Haubentaucher auf eine erzielte Frische des kräftig verlaufenden Federzuges und die gelungene glückliche Charakterisierung des Vogels hingewiesen werden konnte. Die Aufgabe, ähnliche Darstellungen in fortlaufendem Wechselzug zu schaffen, wurde von den Schülern mit Vergnügen und Interesse angefaßt und in kurzer Zeit befriedigend gelöst. Ein Auswahl aus den erhaltenen Lösungen zeigen die Abbildungen, bei denen die Wiedergabe von Gestalt und Situation sowohl in den Darstellungen der verschiedenen Vertreter des Federviehes, wie bei denen von Bär, Affe, Steinbock und Delphin gut gelungen ist. ... „
(Federspiele – Professor Heinrich Wieynck – Die zeitgemäße Schrift – Heft 9 Juli 1929 - Verlag für Schriftkunde Heintze & Blanckertz, Berlin – Leipzig)