Ein altes Zeichenbuch neu entdeckt oder wiederentdeckt. Eine Welt der „Endlosknoten - Endlosfiguren“
Kürzlich fiel mir ein altes Heft mit dem Titel „Zeichenschule für die Kleinen“ zweite Stufe von Franz Wiedemann in die Hände. Franz Wiedemann war Elementarlehrer an der vierten Bürgerschule in Dresden. Eigentlich sagt der Name einen nichts. Aber alle kennen das berühmte Kinderlied „Hänschen klein“ und der Text diese Liedes ist von Franz Wiedemann.
Die zweite Stufe der „Zeichenschule für die Kleinen“ hat als Untertitel „Auf Netzlinien entworfen und stufenweise geordnet für Schule, Kindergarten und Haus“.
Die darin enthaltenen Figuren sind meiner Meinung nach teilweise sehr anspruchsvoll und vielleicht doch nichts für den Kindergarten.
Die Figuren sind meist sogenannte Endloskonten oder Endlosfiguren.
Was sind Endlosknoten?
- „Als Endlosknoten bezeichnet man eine meist stilisierte Darstellung eines Knotens aus einer Endlosschlinge ohne Anfang und Ende. Diese mystisch/mythologischen Symbole tauchen in verschiedenen Kulturkreisen auf, u. a. bei den Angelsachsen, im mittelalterlichen Irland (siehe auch Knotenmuster) und bei den Tibetern als eines der Glückssymbole des Ashtamangala („Buddhaknoten“ oder sanskr. „Shrivatsa“).“
(Quelle: Endloskonoten, https://de.m.wikipedia.org/wiki/Endlosknoten, 07.04.2018, 17:00 Uhr)
Die Figuren der „Zeichenschule für die Kleinen“ können sehr gut für das Training des räumlichen Zeichnens mit Schülern genutzt werden Die Komplexität der im Buch abgebildeten Figuren ist sehr unterschiedlich und lässt bei Aufgabenstellungen eine sehr gute Differenzierung zu. So gibt es ganz einfache und sehr leicht nachzuzeichnende Endlosfiguren. Andererseits sind im Heft aber auch sehr komplexe und vielfach verschlungene Figuren für ein höheres Anspruchsniveau vorhanden.
Das Zeichnen der Figuren erfolgt immer auf einem Kästchenraster.
Für das Zeichnen der Endlosfiguren gibt es prinzipiell zwei verschiedene Möglichkeiten:
- Die vorgegebenen Figuren werden mit der „Hand“ gezeichnet. Dazu eignet sich am besten Millimeterpapier. Begonnen wird die Zeichnung immer mit Bleistift und Geodreieck. Die Ausgestaltung erfolgt dann z.B. mit Finelinern und Farbstiften.
- Die vorgegebenen Figuren werden mit einer Vektorgrafikanwendung (z.B. Affinity Designer, Inkscape, Adobe Illustrator, Corel Draw, Freehand, ...) gezeichnet. Dazu wird auf der Zeichenoberfläche ein Raster eingerichtet. Mit Hilfe von Pfaden, die an den Rasterpunkten anhaften, können die entsprechenden Teilabschnitte punktgenau gezeichnet werden. Die fertigen Figuren werden dann mit Pfadfunktionen zum Schneiden und Aufteilen (z.B. mit dem Pfadfinder beim Illustrator) bearbeitet. So können Überschneidungen und Anordnungen eingestellt werden. Zum Schluss werden die verschiedenen Teile eingefärbt und die gesamte Figur zu einem Ganzen gruppiert.
Beide Arten des Zeichnens schulen das Auge der Schüler und die motorischen und informatischen Fähigkeiten beim Zeichnen geometrischer Figuren.
In diesem Sinne ist die „Zeichenschule für die Kleinen“ von Franz Wiedemann ein zwar altes Heft, was aber auch viele neue und immer wieder interessante Figuren für die heutige Zeit beinhaltet.