Deutsch - Französischer Schüleraustausch 2022
Das Erleben und Eintauchen in ein anderes Land oder auch découverte d'une autre culture
Wie aufgeregt wir waren, als wir, Schüler und Schülerinnen der 10. Klassen (damals 9. Klasse) am Nachmittag des 23. März 2022 unsere französischen „corres“ vom Hauptbahnhof in Dresden abholten. Voller Vorfreude und Nervosität, wie es wohl sein wird in einer anderen Sprache zu kommunizieren, warteten wir am Bahnsteig und konnten es kaum erwarten, sie kennenzulernen. Die Freude beim Aufeinandertreffen war riesengroß und es begannen spannende, anstrengende und schöne 10 Tage in Dresden.
Nach einem Abend zum Kennenlernen in den Familien ging am nächsten Tag das volle und interessante Programm für unsere Austauschpartner los. Es folgten spannende Programmpunkte wie der Besuch vieler Museen, eine Führung in der Semperoper, ein Tagesausflug nach Leipzig und zur Abwechslung eine Tanzstunde in einer Tanzschule. Neben ihrem vollen Programm hatten unsere „corres“ natürlich ein wenig Freizeit.
Aber auch gemeinsame Programmpunkte wie eine Stadtführung, gemeinsame Zeit in einem Trampolinpark und gemeinsames Bouldern machten die Zeit in Dresden wunderschön. Ebenfalls die individuelle Zeit, am Wochenende und nachmittags, war einfach wunderschön. Ein Abschlussabend in der Schule rundete das Erlebnis ab. Es gab ein Buffet, ein Konzert und am Ende gute Partystimmung mit vielem gemeinsamen Lachen. Am Morgen des 01. April 2022 mussten wir uns von unseren neuen Freunden verabschieden, aber die Vorfreude auf unsere Reise nach Sceaux/Paris stieg damit nur noch mehr.
Dann war es endlich soweit! Nach dem Besuch unserer französischen „corres“ packten wir und unsere Französischlehrerinnen - Frau Zeisner, Frau Vogel und zur Unterstützung Frau Funke - die Koffer für den Gegenbesuch in Sceaux, der vom 14.09.22 bis zum 23.09.22 dauerte. Nach dem Heimvorteil, den wir in Dresden hatten, waren wir schon etwas aufgeregt. Wie würden wir in den Gastfamilien aufgenommen werden? Kommen wir mit den Alltagsgewohnheiten zurecht? Schmeckt uns das französische Essen? Würden unsere Sprachkenntnisse ausreichen?
Um es gleich vorwegzunehmen, alle Befürchtungen waren grundlos. Wir wurden herzlich empfangen und die meisten Gastfamilien haben sich große Mühe gegeben, damit wir uns bei ihnen wohlfühlen konnten.
Mit dem Zug ging es am Hauptbahnhof in Dresden los. Die Umsteigezeit in Frankfurt war ohnehin knapp bemessen, aber durch eine Verspätung mussten wir uns beeilen, um den TGV nach Paris zu erreichen. Der war dann eher enttäuschend, aber er hat uns pünktlich und sicher nach Paris gebracht.
Mit der Metro und der RER ging es danach in den Vorort Sceaux, wo unsere „corres“ an der RER-Station schon auf uns warteten. Die Wiedersehensfreude war groß und nun begann unsere Zeit im unbekannten Frankreich.
Sceaux ist eine kleinere, aber sehr schöne Stadt südlich von Paris mit einem Schloss und einem wunderschönen Park im französischen Stil sowie netten kleinen Geschäften, vor allem Bäckereien. In Sceaux kann man sich angenehm die Zeit vertreiben, aber wir waren natürlich gespannt auf Paris.
Der Alltag ist etwas anders als bei uns, was bereits beim Frühstück auffiel, das kleiner ist als in Deutschland. Es heißt ja nicht umsonst „petit déjeuner“. Am Abend isst man gewöhnlich in drei Gängen wie zu Mittag. Auch der Schulalltag unterscheidet sich deutlich. Zunächst mal beginnt er später.
Wir hatten Gelegenheit, an Unterrichtsstunden im Collège-Lycée Marie Curie teilzunehmen, allerdings war es sehr schwer dem Unterricht zu folgen und wirklich etwas zu verstehen. Der Schultag dauert oft bis 18.00 Uhr, Hausaufgaben gibt es trotzdem. Ein weiterer Unterschied ist, dass die Unterrichtsstunde 55 Minuten lang ist. Zur Mittagszeit gibt es eine längere Pause von mindestens einer Stunde. Viele Schüler und Schülerinnen essen in der Kantine, natürlich wie es sich für Frankreich gehört mit Vorspeise, Hauptgang und Dessert. Als wir mitgegessen haben, war es allerdings nicht wirklich lecker, das unterscheidet das Schulessen nicht von unserem.
Unsere Tage waren ausgefüllt mit einem abwechslungsreichen, aber auch anstrengendem Programm. Fast an jedem Tag sind wir mit der RER und der Metro nach Paris gefahren. Ein absolutes Highlight war die Besteigung des Eiffelturms. Genauso schön war es aber auch, wenn man von unten gesehen hat, wie er abends stündlich blinkte und glitzerte.
Die Menschenmassen, die täglich nach Paris und zurück in die Vorstädte transportiert werden, sind enorm. Angst vor Autoverkehr darf man in Paris nicht haben, zumal Ampeln von den Fußgängern fast komplett ignoriert werden.
Zu unserem Programm gehörte natürlich auch eine Fahrt nach Versailles ins berühmte Schloss von Ludwig XIV. Im Spiegelsaal wurde ja ein wichtiges Kapitel deutscher Geschichte geschrieben. Der Park mit seiner großen Fontäne ist einfach wunderschön.
Was wäre eine Reise nach Paris ohne einen Besuch im berühmten Louvre. Natürlich haben wir die Mona Lisa gesehen, aber sie erschien uns dann doch ziemlich klein. Hunderte andere Besucher wollten dieses Erlebnis mit uns teilen, weshalb schon ein ziemliches Gedränge herrschte. Aber was tut man nicht alles für die Kunst!
Ein ganz anderes, aber auch fantastisches Museum ist das Musée d’Orsay, ein ehemaliger Bahnhof, der aber als solcher schon bei der Einweihung zu klein war. Die imposante Bahnhofsuhr zog unsere Aufmerksamkeit genauso auf sich wie die vielen wunderbaren Kunstwerke, allen voran die weltberühmten Impressionisten. Man kann sich heute kaum vorstellen, dass diese Art zu malen zunächst abgelehnt wurde und die Maler bitterarm waren. Wenn sie sehen könnten, wie jedes Jahr Millionen von Menschen ins Museum strömen um ihre Bilder zu bewundern!
Die Sensiblen unter uns konnten sich bei der Besichtigung der Katakomben so richtig gruseln, schließlich lagern dort ordentlich aufgeschichtet die Gebeine und Schädel von Millionen von Pariser Bürgern, die dort hingebracht wurden, nachdem viele Pariser Friedhöfe nach der großen Umgestaltung der Stadt aufgelöst wurden.
Nach so einem „Schrecken“ mussten wir uns erst einmal mit Leckereien aus den sagenhaften Pariser Bäckereien stärken. Nicht nur das Baguette und die Croissants sind um Klassen besser als bei uns, auch die vielen Törtchen und Kuchen haben wir genossen. Natürlich auch Macarons, denn in Frankreich wurden sie ja erfunden.
Ein bewegender Moment war der Besuch im Memorial der Shoah. Wir hatten eine sehr gute Führung auf Deutsch und das Schicksal der vielen deportierten und ermordeten französischen Juden ließ niemanden kalt. Selbst vor Kindern und Jugendlichen machte der Terror keinen Halt.
Wir können uns heute gar nicht mehr vorstellen, dass Frankreich und Deutschland lange erbitterte Erbfeinde waren. Umso mehr müssen wir dankbar sein, dass Reisen und Schüleraustausche selbstverständlich sind.
Besonders schön war auch die Stadtbesichtigung von der Seine aus. Die meisten Sehenswürdigkeiten liegen am Ufer der Seine, so dass wir einen schönen Überblick bekommen haben. Dennoch reichte die Zeit nicht, um alles zu sehen.
Aber auch gemeinsame Erlebnisse mit unseren Austauschpartnern waren Teil des Programms. Wir besuchten ein kleines französisches Theater, wobei wir leider wenig verstanden haben. Außerdem haben wir eine gemeinsame Stadt-Rallye zu einer berühmten Persönlichkeit Frankreichs gemacht, zusammen ein Haus eines Autors von Frankreich besucht sowie einen wunderbaren Abschlussabend mit einem tollen Programm und Karaoke erlebt.
Es ist nicht möglich, alles zu erzählen, was wir erlebt haben, vor allem, weil wir ja auch viel Zeit individuell in den Familien und mit unseren Austauschschülern, ihren und unseren Freunden verbracht haben. Am Ende waren wir total erschöpft, doch froh und dankbar für dieses Erlebnis.
Was bleibt von diesen schönen Tagen? Zuerst einmal die vielen Freundschaften, die wir geschlossen haben. Die Unterschiede zwischen französischen und deutschen Jugendlichen sind unwesentlich. Wir freuen uns an den gleichen Dingen, haben ähnliche Sorgen und müssen alle viel für die Schule arbeiten. Wir haben uns gut verstanden, haben viel gemeinsam unternommen und zusammen gelacht.
Wir haben Einblicke in das Leben eines anderen Landes erhalten und natürlich die Traumstadt Paris erlebt. Ich kann allen Schülern und Schülerinnen empfehlen, wenn es die Möglichkeit zu einem Austausch gibt, sich daran zu beteiligen. Es ist anstrengend, aber eine wunderbare, wichtige Erfahrung.
Zum Schluss möchte ich im Namen aller Beteiligten unseren Lehrerinnen Frau Zeisner, Frau Vogel und der französischen Lehrerin Madame Simon-Lorière für die Organisation und das Programm der Reise danken.
Alors, grand merci de nous tous !
Clara F. 10/1