13.10.2018

Ein Tag mit den Indianern

Am heutigen Samstag hatten alle Schüler die Möglichkeit gemeinsam mit ihrer Gastfamilie Minnesota zu erkunden. Für mich stand heute mit dem Besuch des 'Mille Lacs Indian Museum' eines der größten Ereignisse während meiner Zeit in den Vereinigten Staaten an. Das Museum des Ojibwe-Stammes (Ureinwohner von Minnesota) liegt in Onamia und damit circa 150 km entfernt von White Bear Lake. Wir legten also eine 2 stündige Autofahrt über die Autobahnen von Minnesota Richtung Norden zurück. Während der Fahrt konnten wir den Farbwechsel der Laubbäume an den Straßen von grün über gelborange bis rot beobachten, sodass sich bereits diese als wirkliches Highlight erwies. Das Museum, welches 1996 eröffnet wurde, lag am Mille Lacs Lake, der einer der größten Minnesotas ist. Es beinhaltet 2 Gebäudekomplexe, wobei der eine eher als Museumsteil gedacht ist und der andere als sogenannte ,Trading Post' auf den Verkauf von Produkten des Ojibwe-Stammes ausgelegt ist. Wir besuchten zuerst das Museum, dass seit seiner Eröffnung über 2200 gefertigte Stücke der Ureinwohner ausstellt. Wir schauten uns zu Beginn einige Spielzeuge der Kinder an, die sich von kleinen Ketten bis zu aus Holz gefertigte Puppen erstreckten und nahmen dann an einer Guide-Tour durch den Raum der 4-Jahreszeiten teil. Der Raum lag im Zentrum des Museums und beeindruckte durch seine Größe und den Geräuschen, die der Szenerie Echtheit verleihen sollten. Der Raum war als Kreislauf aufgebaut und zeigte die verschiedenen Arten der Hütten der Ojibwe in den unterschiedlichen Jahreszeiten. Außerdem wurden Figuren der Ureinwohner angefertigt, welche ihre, zur Jahreszeit typischen, Arbeiten darstellten. Im Frühling spezialisierten sich die Ureinwohner auf die Gewinnung von Ahornsirup und Ahornzucker aus den Bäumen, die in März und April ihren Höhepunkt erreicht. Im Sommer stand besonders die Ernährung von Fisch auf den Speiseplan, während man sich im Herbst auf die Ernte des Wildreises fokussiert hat und im Winter hauptsächlich jagte. Auffällig war für mich außerdem die Wichtigkeit des Birkenholzes, da dieses zum einen ein gutes Feuermaterial darstellte, gleichzeitig aber als gefertigter Krug gefüllt mit Wasser über der Flamme nicht verbrannte und als Kochgefäß diente. Im nächsten Raum schauten wir uns die unterschiedlichen Gewänder der Ojibwe bei ihren rituellen Tänzen an, die durch ihre auffällig bunten Farben und ihre Vielfalt herausstachen. Bemerkenswert ist dabei, dass die Kleider nach Anlass und Geschlecht variieren. Gleichzeitig drücken sie die tiefe Religiösität des Stammes und die Naturverbundenheit aus. Weiterhin gehört zur Kultur der Ureinwohner die kaum auszusprechbare Sprache der Eingeborenen, die man sich in Videoaufnahmen im Museum anhören konnte. Das die Sprache ein besonderes Kulturgut darstellt, kam auch in der Zweissprachigkeit der Beschriftung im Museum zum Ausdruck. Auch der Wunsch nach mehr Souveränität und Sonderrechten wurde offenlegt und gezeigt, dass die Ureinwohner heute bereits Nummernschilder mit der Aufschrift ,Souveräne Nation' fahren dürfen. Auch das Museum ist Teil des Versuch mehr Aufmerksamkeit für die Ureinwohner zu bekommen und ihre Kultur und Sprache nicht nur zu konservieren, sondern zu verbreiten. Damit stellte dieses Museum für mich die wundervolle Chance dar, in das Leben der Native Americans einzutauchen und ihre Kultur kennenzulernen. In der 'Trading Post' gab es schließlich die Möglichkeit Federn, Sperrspitzen, Gewändern und handgefertigte Birkengefäße zu kaufen, welche preislich allerdings in einem ziemlich hohen Preisniveau angesiedelt waren, weshalb wir nichts kauften. Für mich war es ein wundervoller Tag, der mit sonnigem Wetter vergoldet wurde.

Richard Lorke