Klassische Beurteilungsfehler

Es gibt eine Vielzahl von Beurteilungsfehlern. Sehr häufig sind dabei:

  • Zufällige Erscheinungen werden für wesentlich gehalten und damit unzulässig verallgemeinert.

  • Statt planmäßig und zielgerichtet wird sporadisch und selektiv beobachtet und analysiert. Der Handlungszusammenhang und die Motive werden dabei vernachlässigt.

  • Unklare Formulierungen, Unstimmigkeiten in den Proportionen der Anteile bei der Leistungsermittlung verhindern eine angemessene Gewichtung der Bestandteile der Gesamtbewertung.

Darüber hinaus gibt es mit einer Bezeichnung versehene Beurteilungsfehler:

Extremscheueffekt

Immer wieder gibt es einerseits herausragende, andererseits extrem schlechte Schülerleistungen. Auch diese erfordern eine angemessene Einordnung und Bewertung. In der Praxis kommt es häufig vor, dass insbesondere bei unerwarteter Leistungserbringung unter dem Gesichtspunkt der Überraschung oder unter Einbeziehung von Mitleid, die Leistung um das Mittelfeld gruppiert wird.

Eine Variante dieses Effekts liegt vor, wenn das Urteil unter Weglassung des Mittelfeldes ausschließlich im Extrembereich angesiedelt wird.

Halo- oder Hofeffekt

Aufgrund unzulässiger Verallgemeinerungen dominieren einzelne als positiv oder negativ eingeschätzten Merkmale bei der Einschätzung der Gesamtleistung (.. oder -persönlichkeit ..).

Kontrasteffekt

Hintergrund ist ebenfalls eine unangemessene Projektion. Dabei werden Leistungen und Persönlichkeitseigenschaften des Schülers durch einen unbewussten Vergleich mit den eigenen unter- oder überschätzt.

Milde- und Strengeeffekt

Dieser Beurteilungsfehler steht in unmittelbaren Zusammenhang mit dem Anspruchsniveau des einzelnen Lehrers. Dabei neigt der eine Lehrer (.. oder Lehrergruppe in der Schule ..) zu einer durchweg zu milden Beurteilung; ein anderer hingegen zu unangemessener Strenge bei der Einschätzung der Schülerleistungen.

Normanpassungseffekt

Die allgemeine Norm der Gruppe oder Klasse ist Maßstab für die Beurteilung des Einzelnen. Dieser Norm entsprechendes Verhalten wird betont, während Verhalten, das dieser Norm widerspricht, als Beurteilungsgegenstand entfällt.

Pygmalioneffekt

Eingestandener oder uneingestandener Weise ordnet sich der Lehrer selbst einen wesentlichen Teil an der Leistungsentwicklung des Schüler zu. Damit kann das Bild, das sich der Lehrer von seinem Schüler macht, zu einer starren Schablone verfestigen. An der Realität wird diese Schablone Maßstab für die Beurteilung der Leistungen des Schülers (.. oder Schülergruppe ..).