Ostseetypografie 2020 Teil 4 - alte Radkreuze/Weihekreuze in Kirchen
Auf meinen typografischen Entdeckungen auf der Insel Rügen besuche ich auch regelmäßig die Kirchen der kleinen und großen Orte, wobei mich besonders die alten historischen Beschriftungen interessieren. Dabei ist mir aufgefallen, dass in vielen dieser Kirchen an den Wänden alte, meist rote, Radkreuze oder Weihekreuze wieder sichtbar sind. Diese Zeugen aus alter Vorzeit wurden meist übermalt und sind bei der Renovierung der Wände wieder zum Vorschein gekommen.
Das Radkreuz, auch Sonnenkreuz oder Sonnenrad (dänisch Hjulkors)ist ein ikonographisches Zeichen aus der nordischen Vorzeit. Es besteht aus einem kreisrunden Rad, dessen Speichen ein Kreuz bilden und den Kreis in vier gleich große Bereiche teilen. Es symbolisiert gleichzeitig den Weg der Sonne bei Tag (obere Hälfte - Bahn der Sonne am Himmel) und Nacht (untere Hälfte). Gleichzeitig steht es aber auch für den Wechsel der Jahreszeiten mit astronomischem Jaheslauf:
- die Wintersonnwende am 21.12.,
- die Frühjahrstagundnachtgleiche am 21.3.,
- die Sommersonnwende, 21.6.,
- die Herbsttagundnachtgleiche am 23.9.
Nicht alle Kreuze sind Rad- bzw. Sonnenkreuze. Oft finden sich auch sogenannte Weihe- oder auch Apostelkreuze. Im Unterschied zum Sonnenkreuz besteht das Kreuz hier aus gebogenen Linien. Weihekreuze galten als päpstliche Hoheitszeichen und wurden nach der Reformation in evangelischen Kirchen meist übermalt. So kamen diese Kreuze oft erst bei Renovierungen hunderte Jahre später zum Vorschein. Damit sind sie geschichtsträchtige ikonografische Symbole aus sehr alter Zeit. Hier meine Entdeckungen: