21.12.2020
Weihnacht
Die Winterstürme durchdringen
Die Welt mit wütender Macht. -
Da - - sinkt auf schneeigen Schwingen
Die tannenduftende Nacht...
Da schwebt beim Scheine der Kerzen
Ganz leis nur, kaum, daß du’s meinst,
durch arme irrende Herzen
der Glaube - ganz so wie einst...
Da schimmern im Auge Tränen,
du fliehst die Freude - und weinst,
der Kindheit gedenkst du mit Sehnen,
oh, wär es noch so wie einst!...
Du weinst!... die Glocken erklingen -
Es sinkt in festlicher Pracht
Herab auf schneeigen Schwingen
Die tannenduftende Nacht.
(Rainer Maria Rilke, 1875-1926, österreichischer Schriftsteller, Dichter)