Adventskalendertürchen 06.12.2021
Wir öffnen das sechste Adventskalendertürchen.
Viel Spaß.
Die Weihnachtskarte
Es ergab sich in der Adventszeit, dass ein Junge in einer alten Kiste eine Karte fand. Zuerst wollte er sie wegwerfen, doch dann begann er zu lesen. „Frohe Weihnachten wünscht dir deine Uroma Helga“, stand da geschrieben. Wie alt die Karte schon war, traurig dachte er an seine inzwischen verstorbene Uroma. Aber die tolle Schrift, die erschien ihm wie eben erst auf die Karte aufgetragen. Er konnte sich nicht erinnern, dass er jemals eine Karte geschrieben hatte. Mit dem Handy oder dem Computer ging alles viel schneller. Doch ob viele Jahre später jemand noch seine Worte lesen würde? Wohl kaum, wahrscheinlich waren alle Nachrichten inzwischen schon gelöscht. Als er seinen Freunden von seiner Idee erzählte, schauten sie ihn komisch an. Du willst eine Karte schreiben? Das macht doch heute kaum noch jemand. Ihn aber ließ die Idee nicht los. Schön war seine Schrift nicht gerade, aber es gelang ihm, einen Fehler mit einer gemalten Weihnachtskugel verschwinden zu lassen. Die Adresse seines Opas musste er erst suchen, welche Briefmarke wohl auf die Karte gehörte? Inzwischen ärgerte er sich, denn eine einzige Karte verbrauchte so viel Zeit. Dann endlich war sie doch im Briefkasten um die Ecke gelandet. Zwei Tage später klingelte das Telefon und sein Opa war am anderen Ende. Dieser sprudelte fast über, so hatte er sich über die Post seines Enkels gefreut. Damit hätte er nie gerechnet! Der Junge traute seinen Ohren nicht. So eine Freude wegen einer einzigen Karte, dazu noch seine krakelige Schrift. Vielleicht doch keine so schlechte Idee? Nun wurde er noch mutiger und überlegte sich, ob er sich vielleicht sogar an einen Brief an seine anderen Großeltern wagen sollte? Mal sehen, in der Zwischenzeit könnte er auch das Handy nehmen und sie erst einmal anrufen.
I. Herrmann