Camp 9b
Eine Fahrt ins Ungewisse?
Nachdem wir einige Wochen Unterricht hinter uns hatten, hieß es, die eingetretenen Pfade zu verlassen und Neues auszuprobieren.
Eigentlich sind wir für so etwas zu haben, denn immer in der Schule herumsitzen zu müssen, macht doch nicht wirklich Spaß?!
Doch dann wurden wir über unsere Eltern informiert, wie dieses Camp funktionieren sollte und das hörte sich wahrhaftig nicht einladend an. Entweder wurde unseren Eltern im Elternabend nichts Genaues erzählt oder sie merkten sich nur die Schocknachrichten. Sie lauteten: keine Musikanlagen, keine Handys, keine Laptops oder Computer und kein Fernsehen, dafür theoretischer und praktischer Unterricht rund um die Uhr – und das Ganze nannte sich Motivations- und Konfliktbewältigungscamp! Wer sollte sich denn dafür begeistern? Was wir wollten, war eine zünftige Klassenfahrt und diese schien uns verwehrt zu werden. Dementsprechend in der Woche vorher unsere Stimmung! Alle Lehrer mussten unter unserer schlechten Laune leiden, weil wir uns das, was da auf uns zuzukommen schien, in den dunkelsten Horrorvorstellungen ausschmückten. Wir wollten einfach nicht dorthin!
So gelaunt, stiegen wir in den Bus und wurden dort auch noch kontrolliert. In unserem Inneren wurde es immer finsterer.
Den ersten Lehrveranstaltungen in Dreiskau – Muckern standen wir deshalb auch sehr skeptisch gegenüber, die Mitarbeit war verhalten. Nach dem Mittagessen und dem Beziehen der Zimmer fand die weitere Ausbildung im Freien bei wunderschönem Herbstwetter statt. Die Citykids wiesen uns in die Kunst des Bogenschießens ein. Die zweite Gruppe beschäftigte sich mit dem Geocaching.
Es reichte nicht aus, das Fachliche selbst zu begreifen und anwenden zu können, sondern so beherrschen zu lernen, dass die eine Gruppe die andere in das neue Sachgebiet einweisen konnte.
Die Methode Schüler lernen von Schülern war sehr wirksam, denn wir wissen am besten, bei welcher Art von Erklärungen wir am schnellsten begreifen.
Bei allen Aufgaben entwickelten wir großen Ehrgeiz und viel Ausdauer. Wir hatten viel Spaß in den Gruppen, keiner konnte sich herausnehmen und wir ermunterten uns gegenseitig, unsere Arbeitsergebnisse zu präsentieren.
Am Abend schauten wir den Film „Coach Carter“, in dem wir zahlreiche Parallelen zu unserem Leben entdecken konnten. Deshalb gelang es uns auch, uns Zitate aus dem Film zu merken und am nächsten Tag in die Diskussion über das Finden von persönlichen Zielen bei der Arbeit mit dem Berufswahlpass einzubringen.
Beim Geocaching, verbunden mit einer Radtour um den Störmtaler See, ließen wir nicht locker bis wir wenigstens einen Teil der versteckten Objekte fanden. Wir genossen dabei die herrliche Ruhe und den tollen Sonnenuntergang. Unsere Lehrer hatten viel Zeit für uns. Wir führten intensive Gespräche.
Nie hätten wir gedacht, dass Schule Spaß machen kann! Alles lief sehr harmonisch, geprägt von gegenseitiger Achtung und Respekt, ab.
Am zweiten Abend spielten wir ein strategisches Spiel, das von einer intensiven Pro – und Contra – Diskussion lebte. Wir fanden das toll, weil uns viele Argumente und witzige Gags einfielen, die den Reiz des Spiels ausmachten. Zum Schluss brauchten wir unsere Lehrer gar nicht mehr, denn wir übernahmen die Regie selbst. Damit wurde der Reiz noch größer.
In der Endauswertung des Camps stellten wir fest: Es gab nur ein Manko – es war zu kurz!
Die Tage waren ausgefüllt mit vielen unterschiedlichen Aufgaben, die Methoden wechselten häufig, genauso wie die Rollen, die wir Schüler besetzten. Jeder musste einmal der „Macher“ sein, aber sich andererseits auch wieder ein- und unterordnen können. Es gelang uns mühelos. Wir haben uns bewiesen, dass auch wir Hauptschüler Leistungen erbringen und dabei ideenreich und ausdauernd sein können. Das waren echt gute Gefühle!
Eines haben wir auch gelernt: Wir dürfen nicht über etwas urteilen, was wir überhaupt nicht kennen!
Hätten wir das schon vor der Fahrt beachtet, wären wir wesentlich entspannter und erwartungsfroher in den Bus gestiegen.
Wir bedanken uns herzlich bei den Mitgliedern des S.O.S: - Vereins, die uns das Camp finanziert haben.
Klasse 9b