Um möglichst allen Schulanfängern gerecht zu werden, vereinen wir im Deutschunterricht der ersten Klassen die verschiedenen Methoden zum Lesen lernen. Wir arbeiten mit der Anlauttabelle und üben uns im Verschriften. Parallel dazu wird jeder Buchstabe "an seinem Geburtstag" direkt erarbeitet. Wir üben auch den Wortlaut- und Abbau entsprechend der analytisch-synthetischen Leselehrmethode.
Diese Methode wurde durch den Schweizer Pädagogen Dr. Jürgen Reichen entwickelt und basiert auf der lautgetreuen deutschen Sprache.
Das Kind lernt im Unterricht zunächst nicht lesen, sondern es lernt mit Hilfe einer Buchstabentabelle, wie das gesprochene Wort aufgeschrieben wird. Das Lesenkönnen entwickelt sich dann als automatisches Begleitprodukt des Schreibers. So bildet während der ersten Schulwochen die Lautstruktur den Schwerpunkt des Unterrichtes. Das Kind kann dann mit Hilfe der Buchstabentabelle alles schreiben, was es will. Es wird von Anfang an mit allen Buchstaben gearbeitet, sodass der Wortschatz keinen Einschränkungen unterliegt. Damit kann der Umfang der schriftlichen Arbeiten effektiv differenziert werden. Schreibt das Kind immer wieder selbst gewählte Wörter und Texte, lernt es mit der Zeit die Buchstaben von selbst.
Diese Methode bietet ein differenziertes methodisches Angebot, indem es eine weitgehende Öffnung des Unterrichts ermöglicht. Die Kinder erfahren die Schrift sachgerecht in ihrer Doppelfunktion - Sinn fixierend (schreibend) und Sinn entsprechend (lesend). Eine Verschriftung erfolgt über die Anlauttabelle.
Neue Buchstaben werden frontal vermittelt und gemeinsam erarbeitet. Die Texte der Leselernbücher sind emotional ansprechend und regen die Kinder zum freien Verschriften an. Der Leselehrgang ist fächerübergreifend angelegt und integriert alle Fächer in sein Gesamtmaterial. Das Leseangebot entspricht den individuellen Fähigkeiten und ist differenziert aufgebaut.
Bestimmte Gehirnfunktionen sind mit bestimmten Bewegungen verbunden. So lernen unsere Kinder mit Kopf, Herz und Hand.
Hierbei wird der Leselernprozess mit positiven Gefühlen und Erfahrungen verknüpft. Ein entscheidender Gesichtspunkt ist dabei die unterschiedliche Funktion der menschlichen Gehirnhälften. Befürworter dieser Methode vertreten die Meinung: "Ein Leselehrgang, der sich in erster Linie darauf konzentriert, den Schülern die abstrakten Zeichen beizubringen, wendet sich zu sehr an das linke Gehirn und lässt die Möglichkeiten der rechten Gehirnhälfte außer acht."
So werden bei dieser Methode linkshirnige Buchstaben in rechtshirnige Geschichten verpackt und so mit Bildern verbunden, die über Bewegungen, den Tastsinn und den Geruchssinn gestaltet werden, die dem Kind sehr wohl etwas sagen. Und das ist Lesen - wenn die Buchstaben etwas sagen.